Julia Extra Band 0345
sie fort war. Hatte er ihre Nachricht schon gelesen?
Die Antwort auf diese Fragen erhielt sie schneller als erwartet.
Nachdem Megan den Taxifahrer bezahlt hatte, ging sie Richtung Abflughalle, doch ein Mann in schwarzer Motorradkluft verstellte ihr den Weg.
„Wir müssen aufhören, uns auf Flughäfen zu treffen, querida“, sagte er, nachdem er den Helm abgesetzt hatte.
Megan blieb wie vom Donner gerührt stehen. Schockiert betrachtete sie die große, unglaublich männliche Gestalt und musste einige Male blinzeln.
Emilio stand tatsächlich vor ihr! Aber das war doch völlig unmöglich. Er hatte fest geschlafen, als sie die Wohnung verlassen hatte. Entweder halluzinierte sie, oder sie verlor den Verstand.
Emilio fuhr sich durchs dunkle Haar, lächelte kühl und nahm die Sonnenbrille ab. Jetzt bemerkte Megan, wie zornig er war.
„Du … hier … Ich verstehe nicht … wie?“ Sie war unfähig, einen vollständigen Satz zu bilden. Das Herz schlug ihr zum Zerspringen. „Nachricht … meine Nachricht …“ Frustriert über ihr Gestammel verstummte sie wieder und ließ traurig den Kopf hängen.
Emilio musterte sie aufmerksam und nahm ihr die Reisetasche ab. „Ich habe immer gesagt, wenn ich eine Frau kennenlerne, die mit leichtem Gepäck reist, lasse ich sie nie wieder gehen.“
Zögernd ließ Megan den Blick über den Mann gleiten, der sie an einen wütenden Racheengel erinnerte. „Du fährst Motorrad?“
„Ja, damit kommt man bei diesem Verkehrschaos schneller voran.“
Megan fasste sich an die Stirn. Ihr war schwindlig. „Mir geht es gar nicht gut.“
Forschend sah er sie an. Seine Verärgerung löste sich sofort in Luft auf. Megan war kreidebleich und schien sich kaum auf den Beinen halten zu können.
„Werd’ jetzt bloß nicht ohnmächtig!“
Dieser herzlose Befehl war ja mal wieder typisch! „Geschähe dir ganz recht, wenn ich vor deinen Füßen tot umfallen würde.“
„Schon besser.“ Energisch führte er sie am Arm fort.
Megan stand so unter Schock, dass sie widerstandslos mitging.
Erst nach einigen Schritten wurde ihr bewusst, dass sie die falsche Richtung eingeschlagen hatten. Verunsichert sah sie Emilio von der Seite an. „Mein Flug … ist das nicht …?“
Wortlos setzte Emilio den Weg fort.
„Emilio!“ Abrupt blieb sie stehen. Freiwillig ginge sie keinen Meter weiter.
Ungeduldig verzog er das Gesicht und ließ suchend den Blick über die Reihen geparkter Autos schweifen.
Erst jetzt fiel Megan auf, wie blass und angespannt er aussah. So kannte sie ihn sonst gar nicht.
Vielleicht lag das ja nur am Schlafmangel, denn dazu waren sie in der vergangenen Nacht kaum gekommen. Gewaltsam musste sie die erotischen Bilder verscheuchen, die vor ihrem geistigen Auge auftauchten.
„Der Wagen sollte längst hier sein.“ Mürrisch blickte er auf seine Armbanduhr.
Megan ging nicht darauf ein. „Hör zu, Emilio! Ich habe keine Ahnung, warum du hier aufgetaucht bist. Ich habe dir doch eine Nachricht hinterlassen. Ich sollte längst am Abfertigungsschalter sein.“
„Ich habe deine Nachricht gelesen. Deine Manieren sind tadellos, deine Handschrift makellos, aber deswegen habe ich die vergangenen vierundzwanzig Stunden nicht mit dir im Bett verbracht.“
Eine Woge des Verlangens durchflutete sie bei diesen Worten.
„Ich hatte vor, auch die nächsten vierundzwanzig Stunden dort mit dir zu bleiben.“
Megan stöhnte leise und schaute ihm sehnsüchtig in die Augen. „Das darfst du nicht sagen, Emilio.“
„Wieso nicht?“ Er lächelte herausfordernd. „Schließlich ist es wahr. Willst du etwa leugnen, dass du auch lieber mit mir im Bett wärst?“
Sie errötete verlegen und sah sich entsetzt um. Einige Passanten guckten schon. „Könntest du bitte etwas leiser reden!“, zischte sie ihm zu. „Es ist ja nicht nötig, dass die Leute alles mitbekommen.“ Und wieder ein Foto auf den Titelseiten erschiene.
Emilio verzog ärgerlich das Gesicht. „Du bekommst jedenfalls gar nichts mit“, behauptete er. Hatte sie denn noch immer nicht begriffen, dass er sie liebte?
Er hatte es ihr auf seine Weise gezeigt, nur ausgesprochen hatte er seine Gefühle noch nicht. Das hatte Megan vereitelt, als sie mitten in der Nacht nach einem heißen Liebesspiel in seinen Armen eingeschlafen war.
Und dann war sie plötzlich verschwunden. Völlig außer sich hatte er sich schnell angezogen und war schon fast aus der Tür, als das Telefon klingelte. Bei dem Anrufer handelte es sich um seinen Vater,
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