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Julia Extra Band 0345

Julia Extra Band 0345

Titel: Julia Extra Band 0345 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Lawrence , Emma Darcy , Michelle Reid , Shirley Jump
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bin.“
    „Wirklich? Was ist denn mit Ihrer Familie?“
    „Weit weg.“ Physisch und psychisch, dachte Daphne, sprach es aber nicht aus. Es lohnte sich nicht, die alten Geschichten wieder aufzuwärmen. Ihre unglückliche Kindheit lag endgültig hinter ihr. „Bei meinen Großeltern gab es Abende wie diese, aber sie wohnten in Maine, und ich sah sie nur ein-, zweimal im Jahr. Mein Großvater starb, als ich zwölf war. Danach verfiel meine Großmutter zusehends. Ihre letzten Lebensjahre verbrachte sie in einem Altersheim in Arizona. Meine Mutter und mein Stiefvater leben auch in Arizona … wenn sie nicht gerade auf Reisen sind.“
    „Haben Sie Geschwister?“
    Daphne schüttelte den Kopf.
    „Cousins und Cousinen?“
    „Mein Vater starb, als ich noch sehr klein war. Danach begab sich meine Mutter regelrecht auf die Jagd: Sie heiratete mehrmals. Als müsse sie sich beweisen, den Richtigen finden zu können – nur Kinder bekam sie keine mehr.“
    „Anscheinend haben wir so einiges gemeinsam“, meinte Carter, während die Schaukel sanft hin- und herschwang. „Unsere Mutter hat uns verlassen, als Cade und ich noch ganz klein waren.“
    „O Carter, wie schrecklich!“ Daphne legte ihm eine Hand auf den Arm.
    Carter betrachtete die zarten Finger, das schmale Handgelenk – und ihm war, als würde in ihm etwas nachgeben, der Druck auf seinem Herzen, das Gefühl der Kälte in seinem Inneren. Sein Leben lang zwang er sich schon dazu, die Erinnerung an diesen einen Tag zu unterdrücken …und auf einmal, nur weil er dieser Frau sein Herz öffnete, wich dieser unsägliche Druck.
    „Ich bin erwachsen … ich bin wirklich darüber hinweg.“
    „Sie nehmen mir die Worte aus dem Mund. So geht es mir auch.“ Carter spürte, dass sie genau so gern über ihre Kindheit sprach wie er – nämlich überhaupt nicht.
    „So“, sagte Daphne. Ihr Tonfall signalisierte, dass sie das Thema zu wechseln wünschte. „Warum haben Sie eigentlich beschlossen, die Firma zu leiten? Sie hätten doch auch einen Geschäftsführer einsetzen können.“
    „Ach! Sie finden, ich bin nicht unbedingt der Spielzeugverkäufer-Typ?“, fragte er scherzend.
    „Na ja, ich würde sagen, eher der Typ Porsche-Verkäufer.“
    „Da wäre ich wahrscheinlich wirklich erfolgreicher.“ Carter stupste die Schaukel etwas heftiger an. „Eines können Sie mir glauben: Niemand war überraschter als ich, dass ich die Firma erbte.“
    „Wegen Ihres Rufes?“
    „Ja. Der Ruf, ein Verlierer zu sein, eilte mir voraus.“
    „Und das waren Sie leid?“
    „Mein ganzes Leben lang war ich eine einzige Enttäuschung für meinen Vater – jetzt wollte ich es ihm beweisen.“
    „Deshalb ist es also so wichtig für Sie, diese Firma zu retten!“
    „Anfangs ja. Da wollte ich es einfach nur meinem Vater zeigen. Aber jetzt …“ Carter hielt die Schaukel an und sah Daphne an. „Jetzt ist mir eines bewusst geworden: Die Menschen bei TweedleDeeToys brauchen mich. Sind von mir abhängig. Sie müssen Miete oder eine Hypothek zahlen, ihre Familie ernähren …“
    „Eine ganz schöne Verantwortung, nicht wahr?“
    In diesem Moment geschah etwas in Carter: Er entdeckte eine Ebene zwischen sich und Daphne, die ihm völlig neu war. Mit keiner Frau hatte er dies bisher erlebt. Daphne teilte mit ihm die Sorgen, die ihn belasteten, sie verstand ihn.
    „Und Sie … warum haben Sie beschlossen, Kreativitätscoach zu werden statt Autoverkäuferin?“
    Daphne lachte und zuckte die Schultern. Carter schien es, als sei auch ihr nicht sehr viel daran gelegen, ihr Herz zu öffnen. Schließlich holte sie tief Luft und brachte die Schaukel wieder in Schwung. „Meine Mutter war sehr … flexibel … Sie hielt es nie lange aus: in einer Wohnung, an einem Ort, mit einem Mann … Sie liebte die Abwechslung … etwas zu sehr.“
    „Und das förderte Ihre Kreativität?“
    Daphne lachte auf – etwas zu schrill. „So würde ich es nicht formulieren. Im Gegenteil, ich wollte eigentlich Sicherheit, etwas Beständiges. Die Sommer mit meinem Großvater waren für mich der Himmel auf Erden … voller Spaß und toller Erlebnisse! Und ich beschloss, wenn ich groß wäre, wollte ich diesen Spaß auch in meinem Beruf haben.“
    „Um damit anderen Firmen zu helfen?“
    Daphne nickte.
    „Ist ihr Privatleben auch so spaßig?
    „Privatleben? Was ist das?“, fragte Daphne scherzhaft. „Dafür habe ich wirklich keine Zeit“, fügte sie hinzu.
    „Das nenne ich Ironie des Schicksals: Jetzt sitzen

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