Julia Extra Band 0347
fasste er einen Entschluss. Er wollte nicht überstürzt handeln, sonst würde er sie womöglich endgültig verlieren. Andererseits wusste er, dass ihm nicht mehr viel Zeit blieb.
Paris war schön wie immer. Genau genommen zu schön. Als sie das erste Mal mit Noah hier gewesen war, war alles neu und aufregend und ihre Beziehung zu ihm gerade am Erblühen gewesen. Nie hätte sich Grace vorstellen können, dass drei Monate später alles zu Ende gehen würde.
Überall wurde sie an die erste Reise erinnert. Restaurants, in denen sie gegessen hatten, Straßen, die sie entlanggelaufen waren. Noah hatte sie sogar in dasselbe Hotel eingebucht – Gott sei Dank in eine andere Suite.
Er machte ihr die Trennung verdammt schwer.
Und seitdem sie sich das letzte Mal geliebt hatten, wurde es noch schwerer. Jedes Mal, wenn er sie jetzt ansah, machte ihr Herz einen aufgeregten Sprung. Dabei hatte es eigentlich gar keinen Platz mehr angesichts der Tatsache, dass sie dabei waren, sich voneinander zu lösen und eigene Wege zu gehen.
Am zweiten Tag lag Grace morgens wach im Bett. Der Wecker zeigte 5:30 Uhr.
Noah atmete leise neben ihr. Seitdem sie das letzte Mal miteinander geschlafen hatten, hatte er nicht einmal den Versuch unternommen, sie zu berühren. Als hätte er stillschweigend akzeptiert, dass ihr letztes Liebesspiel nicht mehr steigerungsfähig war und eine schöne Erinnerung bleiben sollte.
Es war fast eine Erleichterung, dass sie sich nicht aus seiner Umarmung befreien musste. Vorsichtig zog sie die Bettdecke zur Seite und stand auf. Auf keinen Fall durfte Noah aufwachen, denn sie brauchte diese Zeit für sich.
Noahs Laptop stand im Wohnzimmer der Suite. Vor einigen Wochen hatte er Grace gezeigt, wie er funktionierte. Jetzt war der Moment gekommen, ihn zu benutzen, um mit Marissa und Dani zu chatten.
Noah starrte an die Wand. Er war aufgewacht, nachdem er gespürt hatte, dass Grace den Raum verlassen hatte.
Jeden Tag entrückte sie ihm ein Stückchen mehr. Er wusste, dass er seinen Plan bald in die Tat umsetzen musste. Gleichzeitig wollte er sie jedoch nicht manipulieren. Wenn er sie bitten würde, zu bleiben, so musste sie es aus freien Stücken tun und nicht, weil er ihr keine andere Wahl ließ.
Grace fuhr den Laptop hoch und loggte sich bei Blinddatebrides.com ein. Nach langen Minuten des Wartens meldete sich Kangagirl endlich.
Kangagirl: Grace?
Englishcrumpet: Gott sei Dank! Wie schön, dass du da bist.
Kangagirl: Ich wollte gerade das Büro verlassen. Du hast Glück gehabt.
Englishcrumpet: Hast du ein paar Minuten Zeit?
Kangagirl: Für dich immer. Geht es um Noah?
Englishcrumpet: Um wen wohl sonst?
Kangagirl: Sag, was ist los?
Englishcrumpet: Ich bereue, dass ich versprochen habe, ihn erst nach der Parisreise zu verlassen. Es ist so verdammt schwer!
Kangagirl: Wie traurig, dass es mit euch beiden nicht geklappt hat. Ich war mir so sicher!
Englishcrumpet: Ich auch, sonst hätte ich ihn nicht geheiratet. In den letzten Tagen war er sehr still und hat kaum mit mir geredet.
Kangagirl: Ignoriert er dich?
Englishcrumpet: Nein. Er sagt einfach nicht viel, und das ist an sich schon komisch.
Kangagirl: Hast du eine Idee, warum?
Englishcrumpet: Keine Ahnung. Er sieht unendlich traurig aus, und es bricht mir das Herz. Ich fühle mich so schuldig.
Kangagirl: Du tust bestimmt das Richtige. Ich weiß es.
Grace spreizte die Finger und nickte. Andere mochten ihre Entscheidung nicht verstehen und sagen, sie solle doch um des Babys willen bei ihm bleiben. Aber sie war alles andere als egoistisch. Sie brachte es einfach nicht übers Herz, ihr Kind in dieser emotionalen Kälte aufwachsen zu lassen. Es war einfach nicht richtig.
Englishcrumpet: Ja, das tue ich. Aber ein Teil von mir wünscht sich, dass Noah endlich aufwacht …
Sie sah zur Schlafzimmertür hinüber.
Englishcrumpet: Nicht wörtlich natürlich. Ich meine, ich wünschte, er würde wenigstens versuchen, sich zu ändern.
Kangagirl: Glaubst du nicht, dass er das tun wird?
Englishcrumpet: Ich glaube nicht, dass er es kann. Ich würde bei ihm bleiben, wenn es so wäre. Nein – sein Schweigen bedeutet nichts anderes, als dass er aufgegeben hat.
„Grace?“
Reflexartig klappte Grace den Laptop zu und blickte hoch. Das Herz schlug ihr bis zum Hals.
„Noah! Du hast mich zu Tode erschreckt!“
Mit unbewegter Miene stand er da.
„Entschuldigung.“
Sie sah auf den Laptop hinunter. „Ich habe nur mit Marissa gechattet – du weißt, diese
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