Julia Extra Band 0347
glaube es nicht.
9. KAPITEL
Noah stand vor Caz’ kleinem Cottage und betätigte den altmodischen Türklopfer in Form eines Löwenkopfes. „Es ist offen!“, rief eine Stimme. Vorsichtig drückte er die rot lackierte Haustür auf.
Ein köstlicher Geruch drang aus der Küche, wo Caz etwas am Herd brutzelte. Sie trug Cowboystiefel, ein langes weites Hippiekleid und hatte eine Feder im Haar.
„Das wird aber auch Zeit“, erklärte sie, nachdem sie Noah erblickt hatte.
„Du weißt also, warum ich hier bin?“
Sie nickte und wies ihn an, sich auf den Lehnstuhl an dem großen Holztisch zu setzen. Er tat wie ihm geheißen, nachdem Caz’ rotbraune Katze ihm Platz gemacht hatte.
Die kleine Küche war vollgestopft mit Pfannen, Töpfen und Vasen. Ein paar Möbelstücke standen herum, und an den Wänden hingen handbemalte Teller. Getrocknete Kräuter baumelten an einem Gestell über seinem Kopf.
„Was kann ich tun, damit sie bleibt?“
Caz hörte mit dem Rühren auf und sah zu ihm hinüber. „Noah, du kannst nichts tun, damit sie bleibt. Du musst ihr einen Grund zum Bleiben geben.“
Verdammt. Er hatte keine Gründe. Und er selbst war nicht Grund genug.
„Ich weiß nicht, was ich machen soll, Caz. Ich möchte so sehr, dass sie bleibt, aber ich kann ihre Erwartungen nicht erfüllen. Ich kann nicht lieben, habe es nie getan. Ich weiß nicht, wie ich ihr erklären soll, was ich fühle. Ich weiß es ja selbst nicht. Würdest du in dieser Situation bleiben wollen?“
Caz presste die Lippen zusammen und dachte einen Moment nach.
„Liebe ist mehr als nur Worte, Noah.“
„Das weiß ich.“
„Wirklich?“ Sie sah ihn von oben bis unten an. „Bist du sicher?“
Die Katze tauchte wieder auf und rieb sich an seiner Wade. Unbeholfen versuchte er sie mit dem Bein wegzudrängen. Caz wandte sich wieder ihrer Suppe zu. Nachdem sie ein paar Kräuter hineingetan hatte, drehte sie die Hitze herunter und legte einen Deckel auf. Dann lehnte sie sich an den Herd und verschränkte die Arme über der Brust.
„Was ist das Wichtigste, das ein ambitionierter Schriftsteller lernen sollte?“
Er dachte nach. Was waren seine Schwachpunkte gewesen?
„Rechtschreibung?“, antwortete er verunsichert.
Caz warf den Kopf zurück und lachte. Er hatte ein schrilles Hexenlachen erwartet, doch es war leicht und melodisch. „Geh mehr in die Tiefe.“
Warum immer in die Tiefe gehen? Es machte ihn verrückt. Gerade als er Caz das fragen wollte, hatte er wieder eine seiner Eingebungen, und es platzte unkontrolliert aus ihm heraus.
„Handeln, nicht reden.“
Caz nickte und warf ihm einen anerkennenden Blick zu. „Richtig. Denk mal darüber nach.“
Sie drehte sich um und setzte den Teekessel auf, während Noah versuchte, den Sinn seiner Worte zu erfassen. Handeln, nicht reden. Er kam zu keinem Ergebnis.
Als könnte sie seinen inneren Kampf erkennen, versuchte es Caz auf andere Weise.
„Jetzt, wo du bald Vater sein wirst, musst du dir Gedanken machen, wie Elternliebe aussehen könnte.“
Er dachte an seine Eltern und sah nur Leere. Dann wanderten seine Gedanken zu Grace und wie sie sich für Daisy aufopferte. Schließlich dachte er an sein eigenes Kind, was in Grace heranwuchs und das er vielleicht nur jedes zweite Wochenende würde sehen können, wenn seine Frau ihn verlassen hätte. Da war es wieder, dieses pochende, beschützende Gefühl, das ihn erfasste.
Oh.
Mit offenem Mund sah er Caz an. „Ich liebe dieses Kind schon jetzt. Obwohl ich es noch gar nicht kenne und nicht weiß, wie es sein wird.“
Sie nickte und lächelte. „Natürlich liebst du es. Egal was das Kind tut oder sagt, du wirst es immer lieben. Immer.“
Das war es! Die bedingungslose Liebe.
Ein anderer Gedanke schoss ihm plötzlich durch den Kopf.
Karl! Karl liebt das Mädchen, obwohl sie eine Doppelagentin ist. Er liebt sie einfach und lässt sie agieren, obwohl er weiß, dass sie ihn verraten wird.
Die Katze sprang plötzlich auf seinen Schoß und rollte sich schnurrend darauf zusammen.
„Ja. Darum geht es“, sagte Caz. „Selbst wenn es schmerzt. Selbst wenn du dabei ein kleines Stück von dir aufgibst.“
So weit hatte er verstanden, aber …
Er sah zu Caz hinüber, die einen kontrollierenden Blick in den Topf warf. „Aber was hat das mit Grace zu tun? Was kann ich tun, damit sie mich nicht verlässt?“
Caz schüttelte vehement den Kopf, sodass die Feder aus ihrem Haar zu Boden taumelte. „Das musst du selbst herausfinden. Aber eines sage
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