Julia Extra Band 0349
seiner Worte wirkte Nero nicht im Geringsten besorgt. Entspannt lehnte er sich an die Wand. „Wir können nur unauffällig abwarten, bis das Konzert vorbei ist.“
Gemeinsam mit Dienern und Wachpersonal warteten sie auf dem Korridor, bis sich einige Zeit später die Türen wieder öffneten und die Gäste herausströmten. Zielstrebig steuerte der Prinz auf sie zu, doch anstatt sie für ihr Fernbleiben zu rügen, lächelte er Amanda und Nero an.
„Ich bin sehr froh, dass ich helfen konnte“, erklärte er herzlich. Sein Blick zu Nero ließ keinen Zweifel, wer damit gemeint war. Dann wandte er sich an Amanda. „Ich habe zwar bereits zugestimmt, Schirmherr von Neros Wohltätigkeitsprojekt zu sein, aber ich würde mich freuen, wenn Sie mich in Argentinien repräsentieren würden, Miss Wheeler.“
„Ich, Sir?“, fragte Amanda überrascht.
„Ich kenne niemanden, der besser dafür geeignet wäre“, fuhr der Prinz fort. „Außerdem weiß ich, wie sehr Sie die Arbeit mit Kindern lieben.“
Die Falle war zugeschnappt! Wie konnte sie jetzt noch Nein sagen? Amanda biss sich auf die Lippen, als sie den Triumph in Neros Augen sah. Vergeblich suchte sie nach einem Grund, die Reise doch noch abzulehnen, aber sie durfte den Prinzen nicht vor den Kopf stoßen.
„Es ist mir eine große Ehre, Sir.“ Ihre Stimme klang heiser.
„Wunderbar! Schön, dass wir das geregelt haben.“ Der Prinz lächelte strahlend. „Und jetzt … würden Sie beide mich bitte entschuldigen?“
„Selbstverständlich, Sir.“ Kaum war der Prinz fort, warf Amanda dem Argentinier einen finsteren Blick zu.
„Selbstverständlich werden Sie mein Gast sein“, teilte Nero ihr in geschäftsmäßigem Tonfall mit, während er Amanda leicht am Ellbogen berührte und zum Ausgang führte. „Leben und Arbeiten in der Pampa wird eine ganz neue Erfahrung für Sie sein. Aber mit der Zeit werden Sie lernen, die Steppe zu lieben, davon bin ich überzeugt.“
Mit der Zeit? Amanda schluckte. Mit einem Ruck zog sie ihren Ellbogen zurück. „Ich werde nicht sehr lange bleiben können …“
„Aber lange genug, um das Projekt aufzubauen. Die Kinder brauchen Sie, Amanda!“
„Genau wie ich hier gebraucht werde. Ich habe mein eigenes Projekt, Nero.“
„Sie haben dem Prinzen Ihr Wort gegeben! Wollen Sie es etwa brechen?“
„Ach, seien Sie doch ehrlich: Sie beide haben das Ganze von Anfang an gemeinsam geplant, nicht wahr?“ Wütend blickte Amanda ihn an.
Nero grinste. „Warum so misstrauisch, Amanda?“
„Aus gutem Grund!“
„Ich übernehme persönlich die Verantwortung für Ihre Vertretung hier in England. Sie brauchen sich also keine Sorgen zu machen, weder in finanzieller noch in anderer Hinsicht.“
Amanda schäumte vor Wut über seine gönnerhafte Art. Natürlich hatte sie selbst dafür gesorgt, dass ihr Betrieb reibungslos weiterlief, falls sie einmal durch Krankheit ausfallen sollte.
„Versprechen Sie mir nur, dass mein Hof nicht unter meiner Abwesenheit leiden wird?“, brachte sie mit Mühe heraus.
„Das tue ich.“
„Und sobald das Wohltätigkeitsprojekt angelaufen ist, kann ich wieder nach Hause fahren?“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass ich Sie länger als nötig auf meiner Ranch behalten möchte.“
Amanda ballte ihre kleinen Fäuste. Nero schaffte es immer wieder, sie mit seinen Worten zu verletzen.
„Warum können Sie nicht sehen, dass bei dieser Zusammenarbeit jeder gewinnt, Amanda?“ Er betrachtete sie eindringlich.
Sie lachte humorlos auf. „Ach ja? Und was genau gewinne ich dabei?“
„Die Gunst des Prinzen. Und Sie behalten Ihr Pony.“
„Ich hatte nie vor, Misty zu verkaufen. Aber was gewinnen Sie bei der Sache? Auf jeden Fall nicht Misty.“
„Misty wird auf meiner Ranch leben, und falls Sie es erlauben, werde ich sie sogar reiten können.“
„Brauchen Sie wirklich meine Erlaubnis?“, entgegnete Amanda spöttisch.
Aber sie musste sich eingestehen, dass sie sich bereits darauf freute, Nero auf ihrem Pony zu sehen, seine lachenden Augen, sein selbstsicheres Lächeln … Rasch verdrängte sie die Vorstellung.
„Vor allem die Jugendlichen werden von Ihrer Entscheidung profitieren, Amanda. Sie brauchen Sie.“ Plötzlich wirkte Nero ernst, und Amanda fragte sich, ob das Projekt vielleicht doch nicht nur eine Falle für sie gewesen war, sondern ihm ernsthaft am Herzen lag.
„Nur wegen der Jugendlichen habe ich Ja gesagt“, erwiderte sie knapp.
„Selbstverständlich.“ Nero lächelte
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