Julia Extra Band 0349
rufen?“
„Mein Bruder ist auch hier“, erklärte die junge Frau und deutete mit ihrem Kinn zu einem jungen Mann in der Nähe des Ausgangs. „Keine Sorge, Amanda! Amüsiere dich!“ Sie griff nach Amandas Handgelenk und zog sie zurück auf die Tanzfläche.
Warum eigentlich nicht? dachte Amanda fast trotzig, während sie sich umschaute. Jeder hier im Raum war gekommen, um zu feiern. Ein Tanz würde sie bestimmt nicht umbringen, und sie wollte den Mädchen auch nicht die Party verderben.
Zu ihrer eigenen Überraschung spürte Amanda, wie die ausgelassene Stimmung ganz langsam auch sie erfasste. Aber warum verschwand dieses hartnäckige Kribbeln in ihrem Körper nicht? All ihre Instinkte rieten ihr, das Zelt zu verlassen.
Als die Mädchen bemerkten, dass Amanda aufbrechen wollte, scharten sie sich um sie. „Komm schon, Amanda! Du bist doch gerade erst gekommen, du kannst unmöglich gleich wieder gehen!“, drängten sie.
Nervös schaute Amanda immer wieder über ihre Schulter, auch wenn sie nicht einmal wusste, wonach sie Ausschau hielt. Inzwischen hatten die Mädchen sie in ihre Mitte genommen, sodass sie nicht entkommen konnte.
Gegen ihren Willen musste sie lachen. Schließlich gab sie nach und begleitete die jungen Frauen wieder auf die Tanzfläche.
Zu einem besonders mitreißenden Lied warfen die Tänzer ausgelassen ihre Arme in die Luft. Nach kurzem Zögern tat Amanda es ihnen gleich. Sie staunte, wie viel Spaß es machte. Es kümmerte sie nicht, dass ihr strenger Knoten sich löste und ihre Haare über die Schultern fielen.
Lachend warf sie die Locken zurück und versuchte nicht einmal, ihre Frisur wieder in Ordnung zu bringen. Sie war einfach glücklich. Zum ersten Mal seit langer Zeit genoss sie den Augenblick und gab sich ohne Hemmungen der Musik hin.
Doch dann brach alles zusammen.
Hier also amüsierte sich Miss Unnahbar, wenn sie nicht gerade dabei war, all ihre weiblichen Reize zu verstecken. Oder verhielt sie sich etwa nur ihm gegenüber so kühl und distanziert?
Aus schmalen Augen beobachtete Nero, wie Amanda ausgelassen auf der Tanzfläche feierte. Ihr kastanienbraunes Haar fiel weich um ihre Schultern und war genauso beeindruckend, wie er immer vermutet hatte. Selbst das strenge Kleid konnte ihren atemberaubenden Körper nicht länger verbergen.
Die Männer in ihrer Nähe waren ganz offensichtlich ebenso fasziniert von Amanda wie er selbst, doch sie bemerkte gar nicht, welches Aufsehen sie erregte.
Ohne nachzudenken, betrat Nero die Tanzfläche. Die Schar der Tanzenden teilte sich vor ihm wie das Rote Meer. Amanda sah ihn nicht kommen. Mit geschlossenen Augen sang sie lauthals den Text mit, während sie ihre Hüften schwingen ließ und glückselig die Arme ausstreckte, als wollte sie die Zeltdecke berühren.
Eisjungfrau, dachte Nero ironisch. Von wegen!
„Was, zur Hölle, tun Sie hier?“, brüllte er ihr lauthals zu. Mit Vergnügen sah er den Schock in ihren Augen.
„Nero!“
„Ja, ich bin es“, bestätigte er. „Und jetzt weiß ich auch, warum Sie nicht mit mir fahren wollten.“
Amanda tat, als würde sie ihn nicht verstehen, während sie errötend ihr Haar glattstrich. Aber Nero zeigte keine Gnade, sondern zog sie in seine Arme.
„Hey, was soll das?“ Sie versuchte, ihre übliche Gelassenheit wiederzufinden, doch als er ihren Körper an seinen presste, spürte sie mit aller Macht, wie sehr sie diesen Mann begehrte. Sie schrie leise auf und versuchte sich zu befreien, aber er hielt sie nur umso fester.
Amanda rückte, so gut es ging, von ihm ab, sodass sich wenigstens ihre Unterkörper nicht mehr berührten. „Sie verstehen nicht …“
„Oh, ich denke doch.“ Als die schnelle Musik in einen langsamen Tanz überging, zog Nero sie wieder näher. „Auf Situationen wie diese verstehe ich mich sogar besonders gut.“
„Ich meine, Sie verstehen mich nicht“, entgegnete Amanda. Plötzlich war sie wieder steif wie ein Brett. „Das ist nicht, wonach es aussieht …“
„Es ist genau das, wonach es aussieht“, gab Nero zurück.
„Ich bin nur hier, um …“
„Um nach den Pferden zu sehen?“, schlug Nero täuschend sanft vor.
„Ich habe mir Sorgen um meine Mädchen gemacht“, rief Amanda ärgerlich. „Nicht, dass es Sie etwas anginge, was ich in meiner Freizeit tue.“
„Wenigstens jetzt noch nicht.“
Neros starke Hände lagen auf ihrem Arm und ihrer Hüfte, und es fiel ihr schwer, einen klaren Gedanken zu fassen. Wie anders er heute Abend aussieht!
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