Julia Extra Band 0349
spöttisch. „Welchen Grund könnte es sonst geben, meine Ranch zu besuchen?“
„Ich kann mir jedenfalls keinen vorstellen“, gab Amanda frostig zurück.
Sie hatten den Ausgang erreicht, und einer der Butler öffnete ihnen die breite Flügeltür.
Am Fuß der Treppe blieb Nero stehen. „Was haben Sie jetzt vor?“
„Ich gehe zu meinen Stallungen, um ein letztes Mal nach den Pferden zu sehen.“
In diesem Moment fuhr ein Fahrer Neros schwarzen Geländewagen vor.
„Kann ich Sie mitnehmen? Ich fahre selbst dorthin.“ Nero nahm die Wagenschlüssel in Empfang.
„Danke, aber ich laufe lieber.“
„Im Abendkleid?“
„Der Abend ist schön, und ich brauche etwas frische Luft.“ Amanda hoffte, dass ein Spaziergang ihre Gedanken klären würde.
„Sind Sie sicher?“
„Absolut.“
„Dann gute Nacht.“ Neros schwarze Augen glitzerten. „Ich sehe Sie morgen, wenn wir die Einzelheiten Ihrer Reise besprechen.“
Nach einem letzten Blick zu Amanda stieg Nero in seinen Wagen und fuhr davon. Das Leben war mit einem Mal sehr viel interessanter geworden!
Heute Abend hatte er sehr deutlich gespürt, dass unter der eisigen Oberfläche ein Feuer in Amanda loderte. Doch noch immer fand er ihren Spitznamen sehr treffend.
„Die Eisjungfrau“, murmelte er.
Nero traf nicht oft Frauen, die ihr eigenes Leben führten, ihre eigene Karriere verfolgten und nicht das Geringste von ihm haben wollten. Ironischerweise bemerkte Amanda selbst nicht, wie begehrenswert sie das machte.
Er wollte sie. Daran gab es keinen Zweifel. Heute Abend hatte er gespürt, dass auch Amanda nicht immun gegen seinen Charme war. Und doch wehrte sie ihn so hartnäckig ab.
Doch wo lag das Problem? Er wollte sie, sie wollte ihn, eigentlich könnte die Situation ganz einfach sein. Aber das war sie nicht, und er würde nicht eher ruhen, bis er wusste, was in Amanda vorging.
Nachdem Amanda sich vergewissert hatte, dass in ihren Stallungen alles in Ordnung war, dachte sie an die Pferdepflegerinnen. Einige der jungen Mädchen waren noch immer nicht in ihr Quartier zurückgekehrt, und Amanda beschloss, sich auf die Suche nach ihnen zu machen.
Sie wusste genau, wo sie die Mädchen finden würde. Nach dem Spiel war in einem Festzelt auf dem Gelände ein großer, luxuriöser Nachtklub eingerichtet worden. In den Nachrichten hatte Amanda die Bilder gesehen, und sie konnte die Aufregung ihrer Mädchen verstehen.
Mit Seide in leuchtenden Farben und dramatischen Wasserspielen war das riesige weiße Zelt wie ein arabischer Palast dekoriert worden. In der Mitte des Zeltes hatte man eine Tanzfläche für die Gäste aufgebaut. Selbst Amanda kannte den Namen des Discjockeys, der bis zum Morgengrauen für die Musik sorgen würde.
Schon von Weitem spürte sie den Bass in ihrem Körper. Unbehaglich schüttelte sie den Kopf. Es war nicht ihre Art, Arbeit und Vergnügen zu mischen, und sie hatte heute alle Einladungen zu der Party abgelehnt.
Sie musste über sich selbst schmunzeln, als sie nun doch auf das Zelt zuging. Sie fühlte sich ein bisschen wie eine Glucke, die ihre Küken sicher nach Hause bringen wollte.
Einer der Sicherheitskräfte am Eingang erkannte sie sofort und führte sie direkt in den VIP-Bereich. Die Lautstärke war ohrenbetäubend. Langsam schob Amanda sich durch die Menge. Immer wieder hielten Bekannte sie an, wollten mit ihr plaudern, trinken oder tanzen. Doch Amanda teilte allen kühl mit, dass sie nur aus beruflichen Gründen gekommen war, und suchte weiter nach den Mädchen.
Nach der kühlen Nachtluft war die Hitze im Zelt erstickend. Schon fühlte Amanda sich inmitten der gnadenlos wummernden Musik, dem Stimmengewirr und dem lauten Gelächter ganz verloren. Im Takt der Musik aufblitzende grelle Lichter brannten ihr in den Augen, aber sie suchte entschlossen weiter.
Endlich hatte sie die Mädchen entdeckt! „Amanda!“, riefen sie ihr fröhlich winkend zu.
Bevor sie etwas sagen konnte, fand sie sich auf der überfüllten Tanzfläche wieder. Sie lächelte und hüpfte halbherzig im Takt der Musik. An richtiges Tanzen war nicht einmal zu denken.
Plötzlich wurde ihr bewusst, dass sie noch immer ihr hochgeschlossenes Abendkleid trug, und sie erröte. Zwischen all den modisch gekleideten jungen Leuten kam sie sich wie ein Fremdkörper vor.
Amanda zog eins der Mädchen zu Seite. „Ist bei euch alles in Ordnung?“, versuchte sie die Musik zu übertönen. „Wisst ihr schon, wie ihr nach Hause kommt, oder soll ich euch ein Taxi
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