Julia Extra Band 0349
hineingehen?“
„Ja, gerne.“ Staunend blickte sich Amanda um.
Nero lächelte stolz. Ihre offene Begeisterung schien ihm zu gefallen. „Hatten Sie sich die Ranch anders vorgestellt?“, fragte er, als sie ihre Fingerspitzen über eine Blüte gleiten ließ.
„Eigentlich weiß ich selbst nicht, was ich mir vorgestellt habe“, gab Amanda zu.
Vor dem Eingang warteten zwei ältere Frauen. Vor Freude konnten sie kaum stillstehen. Nero stellte sie als María und ihre Schwester Conception vor. María war Haushälterin und Köchin und lebte zusammen mit ihrer Schwester auf der Ranch. Während die beiden ihnen voraus ins Haus gingen, drehten sie sich immer um, als wollten sie sich davon überzeugen, dass Nero immer noch da war.
Die Böden in dem langen Flur waren mit Terrakotta gefliest. Weiche zimtfarbene Teppiche dämpften ihre Schritte. An den Wänden hingen antike Spiegel und Gemälde. Bestimmt Familienerbstücke, vermutete Amanda.
Ein Bild stach aus der Menge heraus. Es war modern und zeigte ein Pferd, das sich wild aufbäumte. Die Bewegung war so perfekt eingefangen, als würde es jeden Augenblick aus dem Rahmen springen. Fasziniert blieb Amanda vor dem Gemälde stehen.
„Gefällt es Ihnen?“, fragte Nero.
„Es ist wunderschön!“
„Was genau gefällt Ihnen daran?“
„Der brutale Realismus.“ Amanda hielt seinem Blick stand.
„Haben Sie eine Vorliebe für Gefahr und Risiko?“
„Anscheinend“, erklärte sie kühl. Sie hatte nicht vor, sich von seinem Geld und seiner Macht einschüchtern zu lassen.
„Wir sollten María und Conception nicht warten lassen. Kommen Sie!“ Er verbeugte sich übertrieben vor ihr.
Amanda unterdrückte ein Schmunzeln. Lernte sie etwa langsam, mit diesem Mann umzugehen? Doch ihre Zuversicht war von kurzer Dauer. Als Nero ihren Arm berührte, wurden ihre Knie weich, und ihr Atem ging schneller. Gemeinsam betraten sie einen schattigen Innenhof.
Als Amanda sich umschaute, erholte sie sich schnell von ihrer Verwirrung. Nur das Plätschern eines Springbrunnens und Vogelgezwitscher waren hier zu hören.
„Ihr Heim ist traumhaft, Nero.“ Doch sie gehörte nicht hierher, das durfte sie keinen Augenblick lang vergessen. Schon bald würde sie wieder zurück nach England reisen und all die Schönheit und den Frieden zurücklassen.
„Ich habe noch nie etwas derart Wundervolles gesehen“, sagte Amanda leise. Sie räusperte sich und straffte ihre Schultern. „Aber natürlich bin ich hier, um zu arbeiten“, ergänzte sie dann in geschäftsmäßigem Tonfall.
„Selbstverständlich.“ Nero hielt ihr die Tür auf.
Als sie an ihm vorüberging, fühlte sie sich plötzlich ganz klein und verwundbar. Warum musste sie mit jeder Faser ihres Körpers so heftig auf ihn reagieren? Sie sollte sich auf den Job konzentrieren!
„Bitte fühlen Sie sich hier ganz zu Hause“, sagte Nero und hielt ihr zuvorkommend eine Tür auf.
Amanda lächelte ungläubig. Ihre Zeit in Argentinien würde nicht ausreichen, um sich hier zu Hause zu fühlen.
„Sie sind bestimmt hungrig.“ Nero führte Amanda in die Küche. „Ich habe jedenfalls einen Mordshunger.“
Bei diesem Lächeln würde ich überall mit ihm hingehen, dachte Amanda und folgte ihm. Sie sah auf den ersten Blick, dass die Küche das Herz des Hauses war. Modernste Geräte bildeten einen heimeligen Kontrast zu antiken Möbelstücken und Reitzeug. Neben einem gemütlichen Polsterstuhl lagen auf einem kleinen Tischchen Handschuhe und Polohelm, daneben standen große Reitstiefel.
Dies muss Neros Lieblingsplatz sein, dachte Amanda.
„Wie gefällt Ihnen unsere Küche?“, fragte Nero.
Viel zu gut, als dass sie es ihm verraten würde.
„Irgendetwas hier riecht gut“, lenkte sie ab und atmete tief ein. Der Duft von warmem Brot und frisch gemahlenem Kaffee ließ ihr das Wasser im Mund zusammenlaufen.
„Möchten Sie sich vielleicht vor dem Essen frisch machen?“, schlug Nero vor. „María kann Ihnen Ihr Zimmer zeigen. Wenn Sie fertig sind, essen wir, und danach führe ich Sie durch die Stallungen.“
Bewundernd sah Amanda sich in ihrem schön eingerichteten Zimmer um.
Rasch duschte sie, zog sich um und ging zurück in die Küche. Nero saß bereits an dem langen Holztisch. Amanda nahm ihm gegenüber Platz. Bevor María das köstliche Mahl servierte, hatte sie gar nicht gemerkt, wie hungrig sie war.
Als sie schließlich mit einem zufriedenen Seufzer ihren Teller zurückschob, sah sie, dass Nero sie beobachtete.
„Miss
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