Julia Extra Band 356 - Ebook
schaffst du es, mit dieser ständigen Gefahr zu leben?“
Er zuckte mit den Schultern. „Ich versuche, neutral zu bleiben. Sobald du Partei ergreifst, bekommst du ernste Schwierigkeiten. Als ausländischer Journalist musst du neutral bleiben. Wenn du das vergisst, hast du keine Chance.“
„Du musst also die ganze Zeit deine Gefühle unterdrücken.“ Ein Gebiet, auf dem sich Damon bestens auskennt, dachte Bella.
Ein peinliches Schweigen entstand. Bella wusste nicht, was sie hätte sagen können. Nachdenklich sah sie auf den restlichen Kaffee in ihrem Becher. Wahrscheinlich sollte sie das Thema wechseln. „Du musst müde sein nach dem langen Fahren. Vielleicht solltest du ein bisschen schlafen vor dem Dinner“, schlug sie vor.
„Um Gottes willen, nein.“ Damon sprang vom Bett, als ob es ihn gleich beißen würde. „Ich bin doch nicht dein Großvater, Bella!“
Mit verwegenem Gesichtsausdruck sah er auf sie hinunter und grinste. „Aber ich werde eine Dusche nehmen.“
Die unerwartete Wärme seines Lächelns ließ sie errötend auf dem Bett zurück. Jetzt bloß nicht daran denken, dass sich Damon gerade nackt auszog und unter die Dusche stellte – nur wenige Meter entfernt von ihr hinter einer dünnen Wand!
Seufzend vergrub Bella ihr Gesicht im Kopfkissen.
Das Dinner war eher enttäuschend. In dem viel zu hell erleuchteten Speisesaal saßen mehr als ein Dutzend müder Geschäftsmänner herum und Bella war die einzige Frau im Raum. Mit ihrem goldenen Haar und den leuchtend grünen Augen wirkte sie wie ein hübscher Schmetterling inmitten einer Schar staubiger Motten. Sie trug eine enge weiße Hose und ein helles grünblaues Top aus fließendem Stoff, das verführerisch ihre weiblichen Reize betonte.
Damon stellte sich Bella in einem romantischen Ambiente vor … an einem tropischen Strand unter Palmen, wo eine leichte Brise vom Meer herüberwehte und sie beide an einem weiß gedeckten Tisch direkt am Wasser saßen. Eine gekühlte Flasche Champagner und frische Meeresfrüchte sowie eine Auswahl tropischer Früchte würden vor ihnen stehen. Sie würden den aufgehenden Mond über dem Meer beobachten und …
„Wo bist du mit deinen Gedanken?“ Bella sah ihn amüsiert an.
„Entschuldige, ich war gerade ein wenig abwesend.“
„In Afghanistan oder im Mittleren Osten?“
„Mal hier, mal da“, log er. „Eine schlechte Angewohnheit.“
„Zu viel über die Arbeit nachzudenken?“ Bella zuckte die Achseln. „Dieses Problem habe ich im Moment nicht. Ich habe meinen Job aufgegeben.“
„Als du noch gedacht hast, du würdest die Frau eines Farmers werden?“
Sie verzog den Mund zu einem selbstironischen Lächeln. „Genau.“
„Um ehrlich zu sein, habe ich dich nie in dieser Rolle gesehen.“
„Na klar, als wir uns damals kannten, hatte ich ja auch andere Pläne.“
„Welche waren das?“
Er sah einen Anflug von Schmerz in ihren Augen, bevor sie auf ihren Teller hinunterblickte und akribisch begann, ihr Fleisch zu schneiden. Schließlich antwortete sie mit aufgesetzter Leichtigkeit: „Ich kann mich nicht mehr genau erinnern.“
Damon wusste, dass das nicht die Wahrheit war. Bei der Erinnerung an ihre Tränen damals, als er so plötzlich aus Willara wegging, fühlte er sich schuldig. Aber er hatte sie wirklich nicht mitnehmen können! Er war nicht der Richtige für sie!
Und er war es auch heute nicht. Bella wünschte sich ein sicheres und ruhiges Leben.
„Ich kann mich nicht daran erinnern, dass du je davon gesprochen hast, Journalist zu werden“, sagte sie, um das Thema zu wechseln. „Wie ist es dazu gekommen?“
Damon zuckte die Achseln. „Ich weiß auch nicht, warum ich mich dafür entschieden habe. Ich denke, mir gefiel die Vorstellung, jeden Tag etwas Neues zu entdecken.“
„Aber wie konntest du ein Studium fern von zu Hause finanzieren?“
„Ich hatte zwei kleine Jobs. Einen als Barkeeper und einen als Küchenhilfe. Ein Freund hat mir ein Zimmer in seinem lausigen Apartment vermietet.“
„War es schwierig, nach dem Studium den Sprung zum Korrespondenten zu machen?“
„Ich glaube, ich hatte Glück. Viele Journalisten wollen als Auslandskorrespondenten arbeiten, und es gibt eine Menge Konkurrenz. Ich bin direkt nach dem Studium ins Ausland gegangen, und als ich mich um den Posten bewarb, hatte ich bereits Erfahrungen in Singapur und Hongkong gemacht. Ich hatte zahlreiche Kontakte aufgebaut und damit schon einen Fuß in der Tür.“
„Ich verstehe, warum dir dieses
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