Julia Extra Band 356 - Ebook
hingezogen fühlten?
Sie hätte noch weiter über Kent und Zoe grübeln können, aber ihre eigenen Gefühlen waren schon kompliziert genug. Trotz aller Vorbehalte empfand sie nach dem Erlebnis mit der Polizei eine tiefere Verbindung zu Damon. Es war fast so wie damals: Sie beide gegen den Rest der Welt.
Dieses Gefühl war beängstigend und erregend zugleich. Sie wusste ganz genau, dass es sinnlos war, sich erneut in Damon zu verlieben. Er war nur für kurze Zeit nach Australien zurückgekommen; als Hochzeitsgast und um seine Großmutter zu besuchen. Danach würde er wieder jahrelang ins Ausland verschwinden.
Sie wusste, dass Damon die Situation nicht ausnützen würde. Aber konnte sie sich selbst vertrauen? Irgendwie fand sie die Vorstellung, sich auf eine kurze Affäre mit Damon einzulassen, plötzlich ziemlich aufregend. Aber es machte sie wahnsinnig, dass Damon die ganze Situation so gelassen nahm.
„Kaffee?“, fragte er, nachdem sie ihre Anrufe erledigt hatte.
„Danke, gerne.“
„Mit Milch und einem Stück Zucker?“
„Ja, bitte. Du hast ein gutes Langzeitgedächtnis!“
Er zwinkerte ihr zu. „Nicht wirklich – ich habe dich beim Frühstück beobachtet.“
Uff. „Und da hast du dir gleich Notizen gemacht, was?“
„Ein guter Journalist muss einen detektivisch scharfen Blick haben!“
Er reichte ihr einen Becher mit heißem Kaffee. Dann stellte er seinen eigenen Becher auf den Nachttisch, zog seine Schuhe aus und legte sich ausgestreckt auf das Bett. Grau-schwarz karierte Socken schmiegten sich eng an seine Füße.
Ein Mann in Socken hat etwas ungeheuer Intimes, dachte Bella und wandte schnell ihren Blick von seinen Füßen ab. „Also, was hat dein scharfes journalistisches Auge außerdem noch beobachtet?“
„Du liebst Nagellack.“
Instinktiv rollte sie die Hände zusammen. Nagellack war tatsächlich eine Schwäche von ihr. Missfiel es ihm vielleicht? „Ich meinte, nicht auf mich bezogen.“
Er betrachtete sie ruhig über den Rand seines Bechers hinweg. „Was möchtest du hören? Meine Beobachtungen hinsichtlich der Erderwärmung oder des Weltfriedens?“
Sie blickte zur Decke. „Du bist immer noch der Neunmalkluge, Damon Cavello.“
„Und du bist immer noch mutig, Bella Shaw.“
Dieses unerwartete Lob ließ ihre Wangen erglühen.
„Ich bin so stolz darauf, wie du dich heute verhalten hast“, erklärte Damon mit überraschend viel Wärme.
„Aber ich hatte panische Angst!“
„Das hat man nicht gemerkt.“
Ein Funkeln in seinen Augen ließ ihr Herz schneller schlagen. „Ich habe mir an dir ein Beispiel genommen.“
Sie sahen sich an, und Bella spürte auf einmal eine knisternde Spannung im Raum. Oder bildete sie sich das nur ein?
Sie sah auf ihre Hände hinunter. „Ich meine … ich weiß, dass du schon wesentlich gefährlichere Situationen erlebt hast als heute.“
„Das stimmt.“ Er fuhr mit dem Daumen den Becherrand entlang.
„Bist du je verletzt worden?“
„Nicht so schlimm wie einige meiner Kollegen, aber einmal hat mich ein Heckenschütze erwischt.“
„Oh.“ Bella zuckte zusammen. Der Gedanke, dass Damon von einer Kugel getroffen worden war, entsetzte sie.
„Ich hatte Glück“, sagte er mit einem Grinsen. „Ein Streifschuss am Oberarm, der mich nur einige Tage außer Gefecht gesetzt hat.“
„Du spielst es herunter. Ich habe furchtbare Berichte gelesen über den Alltag von Auslandskorrespondenten. Oft werden sie festgenommen und landen im Gefängnis. Es ist ein ziemlich gefährlicher Job, oder?“
„Manchmal …“ Nach kurzem Zögern fuhr er fort: „In manchen Ländern kann es passieren, dass sie dich festnehmen und an den Meistbietenden weiterverkaufen.“
„Oh Gott.“ Entsetzt riss Bella die Augen auf. „Könnte dir das auch passieren?“
Nachdenklich strich sich Damon über den Nasenrücken.
Wahrscheinlich sucht er nach einer diplomatischen Antwort, dachte sie und bat: „Mach jetzt nicht wieder irgendeinen Witz, ich kann die Wahrheit vertragen. Warst du auch schon in einer solchen Situation?“
„Selten.“
„Aber es ist passiert, oder?“
Er stieß einen tiefen Seufzer aus. „Einmal war ich wirklich in einer sehr ernsten Situation. Aber ich hatte Glück. Mein Fahrer, der auch mein Übersetzer war, war unglaublich mutig. Er hatte gute Kontakte und ich musste lediglich eine größere Summe zahlen und durfte dann weiterfahren.“
Bella musste tief einatmen. Die Vorstellung, dass Damon in Todesgefahr gewesen war … „Wie
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