Julia Extra Band 356 - Ebook
und fängt dann an, im Magen zu brennen und das Herz zu wärmen. Das ist nichts für Zartbesaitete. Aber ich weiß ja schon, dass Sie eine mutige junge Dame sind. Das haben Sie mir bereits bewiesen.“
Er lächelte sie an und hielt den Blick unverwandt auf sie gerichtet. Vielleicht bildete sie es sich nur ein, aber tief in seinen grünen Augen verborgen lag ein Funkeln, das ihr Angst machte, sie aber auch erregte.
Wie war das aufzufassen, was er gerade gesagt hatte? Die Erklärung ließ nicht lange auf sich warten.
„Ich finde es sehr mutig von Ihnen, dass Sie sich vorgenommen haben, trotz Ihrer Jugend und Unerfahrenheit in die Fußstapfen Ihrer Mutter zu treten.“
Natürlich, das hatte er ihr sagen wollen. Wie kam sie nur dazu, all seinen Worten eine persönliche Bedeutung zu geben? Und warum gelang es ihr eigentlich nicht, seine sinnliche Ausstrahlung zu ignorieren? Er hatte ihr doch deutlich genug zu verstehen gegeben, dass sein Interesse an ihr rein geschäftlicher Natur war. Wollte sie etwa, dass er sich für sie als Frau interessierte? Dass er sie begehrte? Nein! Nein, nein und nochmals nein.
„Ich bin sehr stolz, diese Verantwortung übernehmen zu dürfen“, erwiderte Alena und kippte den Rest des Wodkas hinunter. Ihre Stimme klang unerwartet fest.
Kiryl nickte und zeigte auf die Vorspeise. „Ich hoffe, Sie sind mit meiner Wahl zufrieden?“
„Das ist mein Lieblingssalat!“
Natürlich ist er das, dachte Kiryl voller Befriedigung. Er hatte nichts dem Zufall überlassen und sich im Restaurant nach Alenas Vorlieben erkundigt.
„Als ich Sie gefragt habe, warum Sie sich ausgerechnet für unsere Stiftung interessieren, haben Sie Ihre Mutter erwähnt“, erinnerte ihn Alena, die sich immer wieder ermahnen musste, nicht zu vergessen, dass es sich hier um ein Geschäftsessen handelte, auch wenn ihr das Ganze recht intim vorkam.
„Ja, das ist richtig“, erwiderte er und zog aus dem Eiskübel eine Flasche Wein heraus. „Diesen Wein müssen Sie probieren. Ich habe ihn hier im letzten Jahr entdeckt und finde ihn sensationell gut.“
Jetzt auch noch Wein? Das war bestimmt keine gute Idee. Alena zögerte. Natürlich schmeichelte ihr, dass es ihn interessierte, was sie von einer Flasche Wein dachte. Sie trank nicht viel Alkohol, schon ihre Mutter hatte kaum je ein Glas angerührt. Ihr Halbbruder war natürlich sehr froh, dass sie sich nicht betrank wie andere Teenager.
Schnell legte sie die Hand auf ihr Glas und schüttelte den Kopf. „Nein, vielen Dank. Zu viel Alkohol bekommt mir nicht. Besonders nicht mittags.“
Kiryl setzte die Flasche ab und warf ihr erneut einen jener durchdringenden Blicke zu, die bis auf den Grund ihrer Seele zu gehen schienen. „Ernsthaft, oder tun Sie das nur Ihrem Bruder zuliebe?“
Dann lächelte er, wie um Alena zu beruhigen. Dennoch trafen sie seine Worte sehr. Zweifelte er damit ihre Reife an? Glaubte er wirklich, dass sie Angst vor ihrem Bruder hatte? War sie in seinen Augen nur ein kleines dummes Mädchen und nicht die sinnliche Frau, die sie so gern gewesen wäre?
„Mit meinem Bruder hat das nichts zu tun“, erwiderte sie heftig. „Vasilii mischt sich nicht so sehr in mein Leben ein, wie Sie vielleicht glauben. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen.“
„Warum erlauben Sie mir dann nicht, Sie davon zu überzeugen, dass dieser Wein unsere gemeinsame Zeit nur noch schöner machen wird?“
Alenas Herz pochte heftig. Flirtete er jetzt mit ihr oder nicht? Ach, wenn sie doch nur nicht so unerfahren gewesen wäre! Alena konnte nicht sagen, ob Kiryls Verhalten völlig normal war oder ob da noch etwas anderes mitschwang. Vielleicht bildete sie sich das alles ja nur ein.
Sie sog tief die Luft ein und versuchte, sich zu beruhigen. Aber mit der inneren Ruhe war es im nächsten Moment schon wieder vorbei, denn Kiryl trat näher zu ihr, nahm ihre Hand in seine und schenkte ihr ein Glas Wein ein. Erst dann füllte er auch sein eigenes Glas und stellte die Flasche in den Kübel zurück. Immer noch hielt er ihre Hand. Und er begnügte sich nicht damit, sie zu halten. Er streichelte ihre Finger, fast ein wenig abwesend. „Sie zittern ja.“
Natürlich zitterte sie. Er berührte sie – nein, er berührte sie nicht nur, er liebkoste sie, und deshalb schlug ihr das Herz bis zum Halse. Kleine Schauer durchrieselten ihren Körper.
„Ihr Bruder muss wirklich sehr streng sein, wenn Sie so viel Angst vor einem kleinen Glas Wein haben.“
Glaubte er vielleicht, sie würde
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