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Julia Extra Band 356 - Ebook

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Titel: Julia Extra Band 356 - Ebook Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Darcy Kate Walker Penny Jordan Barbara Hannay
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denn Javier war heute in gereizter Stimmung gewesen. Er hatte an allem herumgemäkelt und sich über die geringste Nichtigkeit beschwert. Es war eine Erleichterung gewesen, als er angekündigt hatte, früh zu Bett gehen zu wollen.
    „Hier bist du also.“
    Carlos’ Stimme kam völlig unvermittelt aus der Dunkelheit. Martha erschreckte sich so sehr, dass ihr das Buch aus den Händen glitt und zu Boden fiel. Schritte von schweren Stiefeln ertönten auf der hölzernen Veranda, und schon kniete Carlos vor ihr – um das Buch aufzuheben.
    „Entschuldige, ich wollte dich nicht ängstigen.“
    „Ist schon in Ordnung.“ Sie wollte noch sagen, dass sie nicht wirklich Angst gehabt hatte, doch als sie auf sein dunkles Gesicht herunterschaute und die blitzenden grünen Augen sah, verflüchtigte sich jeder Gedanke aus ihrem Kopf. Sie konnte nur daran denken, wie nahe er ihr war. „Danke“, brachte sie heiser heraus. „Du hast den Lunch verpasst … und das Dinner.“ Eigentlich redete sie nur, um die Stille zu brechen, und so, wie er sie ansah, wusste er das. „Wo warst du den ganzen Tag?“
    „Draußen bei den Pferden.“ Er sprach es fast gleichgültig aus, doch Martha kannte ihn inzwischen gut genug, um die Nuancen herauszuhören. „Zwei Stuten stehen kurz vor dem Fohlen, und da sind ein paar Einjährige, um die sich gekümmert werden muss. Mit ihnen ist offensichtlich nicht oft gearbeitet worden.“
    „Javier hat sein Möglichstes getan …“, setzte Martha an.
    „Aber er kann nicht mehr so wie früher“, fiel Carlos ihr ins Wort. „Und ich kenne die Tiere, wie er selbst bemerkt hat.“
    „Hat er dich gebeten …?“ Martha konnte ihr Erstaunen nicht verbergen, und wie erwartet schüttelte Carlos den Kopf.
    „Du kennst meinen Großvater doch inzwischen. Er würde sich eher die Kehle durchschneiden, als um Hilfe zu bitten.“
    Carlos war also eingesprungen, ohne dass man ihn dazu hatte auffordern müssen, er übernahm Verantwortung für die Estanzia , obwohl er sie nicht mehr erben würde. Und ihr war auch der Versprecher aufgefallen: Offensichtlich vergaß er manchmal, dass Javier nicht sein Großvater war.
    „Wo ist der Alte überhaupt?“
    „Javier ist früh zu Bett gegangen. Er war müde.“
    „Dass er das zugegeben hat … Früher wäre so etwas nie vorgekommen. Du tust ihm gut. Er nimmt deine Ratschläge an, lässt sich von dir helfen. Du kannst dir bei ihm Dinge erlauben, für die er mir den Kopf abgerissen hätte.“
    Martha lächelte nachdenklich. „Vielleicht, weil ich eine Frau bin … und nicht zur Familie gehöre.“
    „Ich gehöre auch nicht zur Familie.“
    Sein rauer Ton versetzte ihr einen Stich. „Du bist der Mensch, der ihm am nächsten steht. Wir gehen immer unnachsichtiger mit denen um, die wir lieben.“
    Carlos überquerte die Veranda und lehnte sich an das Geländer. „Javier hat mich also hinausgeworfen und enterbt, weil er mich liebt?“
    Sein beißender Zynismus ließ sie sich innerlich krümmen. Sie wollte zu ihm gehen, ihm Trost spenden, doch sie wagte es nicht. Nicht, solange sie ihm nicht den Grund über ihr Hiersein genannt hatte. Und sie fürchtete, dass die Kluft zwischen ihnen nur noch tiefer werden würde, sobald er die Wahrheit kannte. „Das, was er getan hat, verletzt dich so sehr, weil du ihn liebst.“
    „Jetzt wirst du mir wahrscheinlich weismachen wollen, dass er mich herbeordert hat, weil er mich liebt?“, sagte er harsch. „Dass es nichts mit dir zu tun hat?“
    „Nein …“ Sie wünschte, sie könnte ehrlich behaupten, dass es allein um ihn ging. Aber das wäre nicht die Wahrheit, und die Wahrheit war der einzige Weg, die den nächsten Schritt in die Zukunft ermöglichen würde.
    „Gut. Denn das würde ich dir auch nicht glauben!“
    „Aber es ist nicht so, wie du denkst“, beeilte sie sich zu sagen. Sein bitterer Ton setzte ihr mehr und mehr zu. „Ich bin nicht hier, um mich bei Javier einzuschmeicheln – oder bei dir. Das ist es wirklich nicht.“
    Immerhin gehörte ihr jetzt seine gesamte Aufmerksamkeit. Gegen den Abendhimmel konnte Martha seine große Statur nur als Silhouette erkennen, sein Gesicht lag völlig im Schatten. Aber seiner reglosen Haltung und seinem Schweigen entnahm sie, dass er ihr gespannt zuhörte.
    „Was ist es dann?“
    „Es geht um mich und dich – und um die eine Nacht im Hotel. An dem Tag, an dem wir uns begegnet sind.“
    Ihre Kehle war plötzlich rau wie Sandpapier, ihre Stimme wollte ihr nicht mehr gehorchen,

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