Julia Extra Band 356
erst erinnern, schüttelte dann aber energisch den Kopf. „Nicht wirklich reizvoll. Sie hat mich sogar zu der Erkenntnis gelangen lassen, dass es Zeit ist, mich nach etwas ganz anderem umzuschauen.“ Mit einem liebevollen Blick auf Theo fügte er hinzu: „Vielleicht sollte ich Vater werden.“
Tina wurde von kalter Panik gepackt. Das war wirklich das Letzte, was sie sich wünschte! Irgendwie musste sie dagegen angehen und ihn überzeugen, dass Vatersein nichts für ihn war.
„Ich habe keinen Vater“, teilte Theo Ari ernsthaft mit. „Ich hatte einen Pappoús, einen Grandpa. Aber dann wurde er krank, und jetzt ist er im Himmel.“
„Das tut mir leid“, antwortete Ari mitfühlend.
„Ich glaube, jeder sollte sich bewusst sein, dass Elternsein eine sehr ernste und dauerhafte Verantwortung bedeutet“, warf Tina rasch ein, um ihn daran zu hindern, übereilt zu viel zu verraten.
„Da stimme ich mit dir überein“, sagte Ari.
„Flatterhafte Menschen sollten nicht einmal daran denken“, fügte sie hinzu in dem Versuch, an sein Gewissen zu appellieren.
„Was sind flatterhafte Menschen, Mama?“, fragte Theo neugierig.
Ari beugte sich zu ihm vor. „Menschen, die kommen und gehen, ohne lange genug zu bleiben, um eine wirklich wichtige Rolle in deinem Leben zu spielen. Sie halten nicht zu dir wie deine Mutter. Und deine Großmutter. Und deine Freunde. Du hast doch Freunde, oder?“
„Oh ja, ich habe viele Freunde!“, versicherte Theo stolz.
„Dann musst du ein glücklicher Junge sein.“
„Ein sehr glücklicher sogar“, warf Tina ein, wobei ihr Blick hinzufügte: auch ohne Vater.
„Dann musst du eine ganz besondere Mutter sein, Christina“, sagte Ari sanft. „Es kann nicht leicht für dich gewesen sein, ihn allein großzuziehen.“
Sie sträubte sich gegen sein Kompliment. „Ich war nicht allein. Meine Eltern haben mich unterstützt.“
„Familie.“ Er nickte anerkennend. „Wie wichtig sie doch immer wieder ist. Man sollte sich nie von ihr abwenden.“
Das herausfordernde Aufblitzen in seinen Augen provozierte sie zu einer sehr persönlichen Antwort: „Du hast dich doch zuerst abgewandt, Ari.“
„Niemals von einem mir bekannten Blutsverwandten“, entgegnete er sofort. Dann beugte er sich zu ihr vor und flüsterte so leise, dass Theo es nicht verstehen konnte: „Wir können dies auf die leichte oder die harte Tour durchziehen, Christina.“
„Was durchziehen?“
„Es ist bestimmt nicht zum Wohl unseres Sohnes, wenn wir um ihn kämpfen.“
„Dann lass es sein. Lass ihn in Ruhe.“
„Du erwartest, dass ich einfach ignoriere, dass es ihn gibt?“
„Warum nicht? Du hast doch auch ignoriert, dass es mich gibt.“
„Das war ein Fehler. Den ich wiedergutmachen werde.“
„Manche Fehler lassen sich nicht wiedergutmachen.“
„Wir werden sehen.“
Der Kampf war bereits in vollem Gang! Tina schwirrte der Kopf, während sie verzweifelt nach einem Ausweg suchte.
Ari dagegen lehnte sich entspannt zurück und lächelte Theo an, der genüsslich eine Scheibe Wassermelone verspeiste. „Und, schmeckt das?“
Theo nickte. Weil er mit vollen Backen kaute, konnte er nicht antworten, aber seine Augen strahlten Ari an. Tina aber fiel es schwer, zuzusehen, wie Ari ihren kleinen Sohn für sich einnahm. Auch sie hatte er einmal mit seinem Charme um den Finger gewickelt, und letztlich hatte es gar nichts bedeutet!
„Cassandra hat mir erzählt, dass du jetzt ein Restaurant am Bondi Beach leitest?“, wandte er sich nun wieder an sie.
„Ja, es hat meinem Vater gehört. Er hat mich eingearbeitet, als … seine Kräfte nachließen.“ Das war auch eine sehr schwere Zeit für sie gewesen, aber sie hatte es geschafft. Das Restaurant lief immer noch gut.
„Da musst du sicher oft bis spät abends arbeiten. Als alleinerziehende Mutter nicht einfach.“
Wollte er damit andeuten, dass sie ihren Sohn vernachlässigte? „Wir wohnen in einer Wohnung über dem Restaurant“, verteidigte sie sich sofort. „Tagsüber geht Theo in den Kindergarten, den er ganz toll findet. Zu allen anderen Zeiten bin entweder ich oder ist meine Mutter für ihn da. Ganz zu schweigen davon, dass er den geliebten Strand als Spielplatz direkt vor der Haustür hat. Wie du ganz richtig sagtest, er ist ein glücklicher Junge.“ Und er braucht dich nicht. Überhaupt nicht.
„Mama und ich bauen tolle Sandburgen“, mischte sich Theo arglos ein.
„Auf den griechischen Inseln haben wir viele schöne Strände“, sagte
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