Julia Extra Band 356
Hinsicht.“
Ari hatte dazu seine eigene Meinung. Grundsätzlich mochte sein Vater recht haben, dass sich durch Großzügigkeit manches beeinflussen ließ, aber er hatte in Australien erlebt, wie gern die Australier mit ihrem eingefleischten Faible für Gleichheit Wichtigtuern die Flügel stutzten, wie sie es ausdrückten. Davon abgesehen, hatte Christina bereits unmissverständlich ein starkes Unabhängigkeitsstreben bewiesen. Ari zweifelte, dass sie sich kaufen ließ.
„Ihre Mutter kannst du damit vielleicht beeindrucken“, räumte er ein. „Sie heißt Helen Savalas und ist Witwe. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn du und Mama … wenn ihr euch auf der Hochzeit besonders um sie kümmern würdet.“
Sein Vater nickte. „Natürlich. Als Großmutter sollte sie eigentlich Verständnis für unsere Gefühle haben.“
„Sie ist Griechin, so wie ihr Ehemann ebenfalls Grieche war. Die beiden Töchter sind in Australien geboren und aufgewachsen, aber sie ist bestimmt mit den alten Traditionen vertraut … dass zum Beispiel Ehen unter den Familien abgesprochen werden. Wenn sie versteht, dass es für Christina und Theo nur von Vorteil wäre, all die Unterstützung und Sicherheit zu genießen, die unsere Familie ihnen bieten kann …“
„Überlass das nur mir. Ich werde die Mutter schon für uns gewinnen. Kümmere du dich um die Tochter und um deinen Sohn. Es darf nicht sein, dass wir aus dem Leben des Jungen ausgeschlossen sind.“
Das ist der springende Punkt, dachte Ari. Er war fest entschlossen, alles Nötige zu tun, um seinem Sohn ein richtiger Vater zu sein.
Die Überfahrt von Athen nach Santorin dauerte fast acht Stunden, wobei Tina den größten Teil der Zeit mit Theo auf dem hinteren Außendeck verbrachte, weil ihr Sohn gar nicht genug davon bekommen konnte, das schäumende Kielwasser zu beobachten. Ihre Mutter zog es vor, mit einem Buch im Innern der Fähre zu entspannen.
Als sie schließlich in den Hafen von Santorin einliefen, verstand Tina sofort, welchen besonderen Reiz diese Landschaft besaß, die durch jenen gewaltigen Vulkanausbruch entstanden war, der in antiker Zeit ganze Zivilisationen in den Untergang gerissen hatte. Das Wasser in dem ursprünglichen Krater war von einem klaren, wunderschönen Blau, der Halbkreis hoher, schroffer Klippen bot einen dramatischen Hintergrund für die typischen weißen Häuser mit den leuchtend blauen Dächern, die in der Nachmittagssonne glänzten.
Bei diesem malerischen Anblick wünschte Tina sich nur, Ari Zavros würde nicht auf dieser Insel leben. Sie hatte sich so auf den Aufenthalt gefreut. Jetzt nahm sie sich entschlossen vor, ihre Zeit auf Santorin trotz allem zu genießen. Wenn Ari auch nur einen Funken Anstand besaß, würde er die Vaterschaftssache auf sich beruhen lassen, weil ihm doch klar sein musste, dass es in dem Leben, das sie für Theo und sich aufgebaut hatte, keinen Platz für ihn gab. Genauso wenig wie sie in sein flatterhaftes und unstetes Jetset-Leben passten.
Ein Minibus holte sie an der Fähre ab, um sie zum Hotel zu bringen, und Theo staunte nicht schlecht, wie geschickt der Fahrer das Gefährt über die Serpentinenstraße lenkte, die vom Fuß der Felsen bis in schwindelnde Höhen führte. Dabei war die Fahrt nicht so haarsträubend, wie Tina befürchtet hatte, und der Ausblick aus den Busfenstern war fantastisch.
Die Hotelanlage des El Greco lag zur anderen Seite der Insel, terrassenförmig in den Hang gebaut, wobei die in typischem Weiß und Blau getünchten Gebäude um die Pools auf den einzelnen Terrassen angeordnet waren. In den tropischen Gärten entfalteten Bougainvillea und Hibiskussträucher eine wahre Blütenpracht. Der kühle und geräumige Empfangsbereich war elegant möbliert und bot einen herrlichen Blick aufs Meer.
Ein Ort, wie geschaffen zum Entspannen, dachte Tina. Aber im nächsten Moment schrillten bei ihr alle Alarmglocken, als der Mitarbeiter am Empfang bei der Nennung ihres Namens sichtlich aufhorchte und sie mit einem fast schon unterwürfigen Lächeln bedachte.
„Ah Mrs Savalas, einen Moment, bitte. Ich muss den Manager von Ihrer Ankunft informieren.“ Ehe sie etwas erwidern konnte, drehte er sich um und rief durch eine offene Tür: „Die Familie Savalas ist eingetroffen.“
Augenblicklich erschien ein Mann in dunklem Anzug, offenbar der Manager persönlich, mit einem ebenso betont strahlenden Lächeln, der für seinen Kollegen am Empfang übernahm.
„Gibt es ein Problem mit unserer Reservierung?“,
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