Julia Extra Band 357
ihm liiert zu sein. Dann hätte sie Gelegenheit, die vielen Facetten dieses aufregenden Mannes kennenzulernen.
„Man kann ein Buch eben nicht nach dem Umschlag beurteilen“, meinte Thomas nachdenklich.
„Heißt das, ich bin die falsche Frau für diesen … Job?“
„Ganz im Gegenteil, Elizabeth. Du bist … perfekt.“
Die weitere Unterhaltung beim Abendessen drehte sich um Alltägliches, half den beiden „Verlobten“ jedoch, einander besser kennenzulernen. Nach und nach gelangte mehr von der wahren Elizabeth Morris ans Tageslicht. Thomas fand es fast beängstigend, wie perfekt sie tatsächlich für ihn war. Nicht nur für die Rolle, die er für sie vorgesehen hatte. Elizabeth war humorvoll, interessant und klug. Und der Kuss hatte ihn in dem Gefühl bestärkt, unter anderen Umständen nur zu gern eine Beziehung mit ihr einzugehen.
Doch das musste warten, selbst wenn Elizabeth seine Gefühle teilte. Zuerst mussten sie das Geschäftliche über die Bühne bringen. Dabei ergab sich vermutlich auch die eine oder andere Liebkosung, wie er mit Blick auf ihren küssenswerten Mund hoffte.
Schließlich schob Thomas sich das letzte Stück Hühnchen in den Mund und lehnte sich zufrieden zurück. Dabei fiel ihm ein Foto an der Kühlschranktür auf. „Wo wurde das Bild denn aufgenommen?“, erkundigte er sich neugierig.
Elizabeth drehte sich um und folgte seinem Blick. „Meinst du das, auf dem Mel und ich wie die Verrückten kreischen?“ Sie lachte vergnügt.
„Genau das.“
„In der Achterbahn. Ich liebe den Kick, wenn es blitzschnell runtergeht. Das überrascht dich, oder?“
„Allerdings. Aber da hängt ja der Beweis, dass es dir wirklich Spaß macht.“
„Je steiler, desto besser. Die Aufnahme stammt aus dem vergangenen Jahr. Mel und ich hatten mit einer Gruppe unserer jüngeren Schüler einen Ausflug zu einem Vergnügungspark in Ohio gemacht. Angeblich ist die Achterbahn dort die höchste und schnellste im Mittleren Westen. Jedenfalls haben wir uns herrlich amüsiert. Übrigens hatten Mel und ich gewettet, ob ich es schaffen würde, mich bei der ersten Steilfahrt nicht festzuhalten. Wie du siehst, habe ich die Wette gewonnen“, fügte sie stolz hinzu.
„Nimmst du jede Herausforderung an?“ Vor seinem geistigen Auge sah er schon ungeahnte Möglichkeiten.
„Natürlich nicht! Nur die, bei denen ich weiß, dass ich gewinne.“
„Schade!“ Gespielt enttäuscht verzog er das Gesicht. „Ich hatte mir schon Hoffnungen gemacht.“
„Außerdem hat Mel mich mit einem Eis am Stiel gelockt.“
„Ich liebe Eis am Stiel.“ Thomas’ Blick blieb auf ihren sinnlichen Lippen haften. Ihm wurde ganz schwindelig, als er sich vorstellte, wie … Energisch rief er sich zur Ordnung.
„Aha.“ Sie ließ sich nicht anmerken, dass sie ahnte, was er sich gerade vorgestellt hatte.
„Welche Sorte magst du am liebsten?“
„Vanille, weil man es wunderbar mit anderen Zutaten kombinieren kann. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“
„Klingt interessant.“
„Ist es auch. Mal kombinierst du Vanilleeis mit frischen Erdbeeren, dann mit Schokoladensoße oder Karamell oder Erdnüssen. Schon hast du eine völlig andere Geschmacksrichtung.“
Plötzlich erschien ihm Vanilleeis in einem ganz neuen Licht. So wie zuvor Elizabeth.
Nach dem Essen widmeten sie sich gemeinsam dem Abwasch, obwohl Elizabeth zunächst protestierte. Doch Thomas blieb beharrlich.
„Nana Jo hat mich zur Ordnung erzogen und mir alles beigebracht, was man über Haushaltsführung wissen muss. Dafür bin ich ihr bis heute dankbar. In meinem Haus ist es immer sauber und ordentlich.“
„Du hast doch sicher eine Putzfrau.“
„Ja, aber die kommt nur alle zwei Wochen.“
Als der Abwasch erledigt war, fragte Elizabeth mit Unschuldsmiene: „Und was jetzt?“
Gute Frage. Ganz am Anfang einer Beziehung würde er nach dem Abendessen normalerweise mit einem ausführlichen Vorspiel beginnen. Wenn die Beziehung schon länger lief, ging es meist ohne Umwege ins Bett. Das kam in diesem Fall sowieso nicht infrage, weil Howie ins Schlafzimmer verbannt worden war.
Unauffällig warf Thomas einen Blick auf seine Uhr. Erst kurz vor neun. „Es ist noch recht früh. Ich würde gern mehr über dich erfahren. Welche dunklen Geheimnisse verbirgst du vor mir?“
Im ersten Moment stutzte sie. Schuldbewusst? Nein, das hatte er sich bestimmt nur eingebildet, denn gleich darauf antwortete sie fröhlich: „Ich spiele gern Poker. Natürlich nicht
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