Julia Extra Band 357
sinnlich.
Dass er praktisch triumphierte, während sie es bereute, brachte sie vollends auf den Boden der Tatsachen zurück. „Du weißt, dass es nicht so einfach ist. Wir hatten eine Vereinbarung …“
„Eine idiotische Vereinbarung. Mir war von Anfang an klar, dass wir uns nicht daran halten können“, konterte er. „Wie sollen wir so eng zusammenleben, ohne dieser Anziehungskraft zu erliegen?“
Ruby befreite sich aus seiner Umarmung und rollte sich auf die andere Seite des Betts. „Das hast du mir zu dem Zeitpunkt nicht gesagt.“
Nun huschte ein ungeduldiger Ausdruck über sein Gesicht. „Ich hatte ja auch keine Wahl. Ich musste dich dazu bringen, mich zu heiraten …“
„Du musstest es?“
Raja fuhr sich durch das schwarze Haar, das ihm in die Stirn fiel, und sah sie vorwurfsvoll an. „So naiv bist du doch nicht, Ruby. Mit dieser Ehe haben wir einen Krieg beendet und die Grundlage für dauerhaften Frieden zwischen unseren Ländern geschaffen. Es gibt nichts Wichtigeres als das, und ich bin immer ehrlich zu dir gewesen. Wir haben unsere Freiheit für ein höheres Ziel geopfert.“
Seine emotionslosen Worte ließen ihr das Blut in den Adern gefrieren. Aber hatte sie je an der Natur ihrer Beziehung gezweifelt? An einer Ehe, die Bestandteil des Friedensvertrags zwischen zwei verfeindeten Ländern war? An einem Ehemann, der sie nur aus Pflichtgefühl geheiratet hatte? Gerade als sie zu glauben begonnen hatte, es wären vielleicht doch Gefühle im Spiel?
Um das Geschehene zu verdrängen, stand sie schnell auf und schlüpfte in ihren Morgenmantel. Energisch verschränkte sie die Arme vor der Brust. Sie würde vernünftig sein und sich von ihrem Verstand leiten lassen. „Wie kommst du darauf, dass es eine idiotische Vereinbarung ist?“, hakte sie deshalb nach.
„Weil wir uns schon stark zueinander hingezogen fühlten, als wir sie getroffen haben.“
„Zu dem Zeitpunkt hast du aber keine Einwände erhoben“, erinnerte sie ihn.
„Manchmal bist du wirklich naiv.“ Raja seufzte. Als er sich dann streckte, betrachtete sie unwillkürlich seinen fantastischen Körper. „Was glaubst du, warum ich dich in England aufgesucht habe? Mein Auftrag bestand darin, dich dazu zu überreden, dass du mich so schnell wie möglich heiratest und deinen rechtmäßigen Platz hier in Ashur einnimmst.“
Ruby spürte, wie ihr das Blut aus dem Gesicht wich. „Dein … Auftrag ?“
„Der Friedensvertrag hat nichts mit Romantik zu tun, Ruby. Ich war zu allem bereit, um deine Zustimmung zu gewinnen“, gestand er angespannt.
„Offensichtlich.“ Es schien ihr, als würde er ihr das Herz herausreißen. „Heißt das, du hast mich in der Wüste ganz bewusst verführt?“
„Ich habe dich wahnsinnig begehrt.“ Seine dunklen Augen funkelten herausfordernd.
„Das habe ich dich nicht gefragt“, erinnerte sie ihn. „Hast du auf Befehl mit mir geschlafen, weil es auch auf deiner Liste stand?“
Nun runzelte er die Stirn. „Auf Befehl?“, wiederholte er rau.
„Du verstehst mich sehr gut!“, fuhr sie ihn an. Sie war kurz davor, die Fassung zu verlieren, doch sie musste Gewissheit haben. „Hör auf, Zeit zu schinden, wenn ich dir eine unbequeme Frage stelle!“
Sichtlich unbeeindruckt änderte er seine Position, und sie beobachtete das Spiel seiner Muskeln. „Tue ich das?“, meinte er gespielt träge.
Dass er derart abblockte, brachte sie noch mehr auf die Palme. Trotzig hob sie das Kinn. „Dann lass es mich so formulieren. Hast du in der Nacht im Dienst am Vaterland mit mir geschlafen oder nicht?“
Beinah hätte er laut gelacht, aber Raja verkniff es sich. „Ich gebe zu, dass ich nie eine Zweckehe wollte. Ich hatte gehofft, vom ersten Tag an eine richtige Ehe zu führen.“
Seine kühlen Worte schockierten Ruby zutiefst, die alles andere als berechnend war. „Du hast mich also hintergangen.“
„Du hast mich in eine Situation gebracht, in der mir kaum etwas anderes übrig blieb. Eine Scheidung wäre eine politische und wirtschaftliche Katastrophe. Die Stimmung würde in Feindseligkeiten umschlagen. Und wie sollte ich dieses Land ohne eine Prinzessin aus Ashuri weiterregieren? Dein Volk würde mich in so einer Rolle nicht akzeptieren.“
Sie sah sich außerstande, die Schwierigkeiten anzuerkennen, die seine Position mit sich brachte, oder irgendwelche Zugeständnisse zu machen. Sie fühlte sich zutiefst gekränkt und erniedrigt. „Du hast mich hintergangen“, wiederholte sie bitter. „Du hast mein
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