Julia Extra Band 363
Wahrheit erzählen.“
Ungeweinte Tränen schimmerten in ihren Augen, aber sie wollte vor Cole keine Schwäche zeigen. „Bonnie ist dir legal zugesprochen worden, sie ist da, wo sie hingehört. Ich freue mich, dass ich dir helfen konnte. Aber du liebst mich nicht. Irgendwann wirst du die richtige Frau für dich treffen. Liebe kommt von selbst, man kann sie eben nicht erzwingen. Bald wird eine Frau deine Sehnsucht erfüllen und dir die Familie schenken, nach der du dich sehnst.“
„Was soll das?“, fragte Cole mit kalter Stimme. „Willst du dich damit an den Männern rächen, weil einer dir mal Unrecht getan hat?“
Catherine fuhr zurück und schüttelte den Kopf. „Das kann nicht dein Ernst sein. Ich tue das nur, damit du dir deinen Traum erfüllen kannst. Um deine Neugier zu stillen: Der Mann, mit dem ich angeblich zusammen war, war ein unbeholfener Teenager, so alt wie ich. Es war für uns beide das erste Mal und in jeder Hinsicht ein riesiger Fehler. Als ich ihm erzählte, dass ich schwanger bin, hab ich ihm eine Todesangst eingejagt. Ich habe ihn nie wieder gesehen.“
Einen kurzen Moment sah Cole sie tieftraurig an.
Catherine schob sich an ihm vorbei, öffnete die Tür und ging ins Wohnzimmer.
Gavin saß in einem Sessel und spielte ein batteriebetriebenes Computerspiel. Überrascht sah er auf. Catherine lächelte ihm gezwungen zu, so gut sie es eben vermochte, griff nach ihrem Koffer und ihrer Handtasche und hastete zur Haustür. Am Auto hatte Cole sie schon fast eingeholt.
Aber wenn das Schicksal ihr gnädig war, war das Auto vielleicht unverschlossen.
Es war ihr gnädig, sogar der Zündschlüssel steckte.
„Whoa, Onkel, die hatte es aber eilig.“
„Sie hat Angst.“
Catherine erinnerte Cole an ein nervöses Fohlen, das er mit viel Gefühl behandeln musste, damit es ihm vertraute. Es war seine eigene Schuld, dass er anscheinend alles getan hatte, um sie in die Flucht zu schlagen.
Gavin sah ihn an. „Angst vor dir?“
„Nicht direkt. Es ist kompliziert.“
Cole zog sein Handy aus der Tasche und rief Mack an.
„Hallo, Boss. Schön, dass Sie wieder da sind!“, begrüßte ihn sein Ranchmanager.
„Das finde ich auch, aber ich stehe im Moment ohne Auto da. Tun Sie mir den Gefallen und halten Sie die Frau auf, die gerade in meinem Landrover unterwegs ist. Wenn Sie sich beeilen, holen Sie sie vor der Landstraße noch ein.“
„Was für eine Frau?“
„Meine Frau.“
Mack lachte leise. „Hey, Cole, ich bin es.“
„Als wenn ich das nicht wüsste. Ich zähle darauf, dass Sie auch das Unmögliche schaffen.“
Mack schwieg verblüfft. „Schon unterwegs“, sagte er dann. „Was soll ich tun?“
„Bringen Sie sie zurück zu meinem Haus.“
„Und wenn sie nicht will?“
„Sie will. Sagen Sie ihr, dass Bonnie Fieber hat und untröstlich ist.“
„Wer ist Bonnie?“
„Unsere Tochter.“
„Kann es sein, dass ich träume?“
„Das ist kein Traum. Ich habe in Reno geheiratet. Ich erzähle Ihnen später alles.“
Gavin sah ihn mit großen Augen an. „Hast du wirklich geheiratet?“
„Aber ja. Willst du mitkommen und deine neue Cousine angucken?“
Catherine schaffte es bis kurz vor die Ranchausfahrt, bevor ein kleiner Laster sie überholte und dabei viel Staub aufwirbelte. Ungläubig sah sie zu, wie er wendete und ihr dann den Weg verstellte, sodass sie gezwungen war, anzuhalten.
Ein Cowboy, er war wahrscheinlich um die vierzig Jahre alt, sprang aus dem Wagen und kam auf sie zu.
Bestimmt hatte Cole ihn geschickt. Catherine hatte sich schon gewundert, dass sie überhaupt so weit gekommen war. Niemand ließ Cole einfach stehen.
Rasch wischte sie sich über das Gesicht. Aber jeder, der Augen im Kopf hatte, konnte sehen, dass sie geweint hatte.
Der Mann trat an den Wagen und nahm den Hut ab. Er blinzelte gegen die Sonne. „Guten Tag, Mrs Farraday.“
Das hatte ihr gerade noch gefehlt. Er wusste Bescheid. Catherine stieß den Atem aus.
„Ich bin Mack Irvine.“
Coles Ranchmanager …
„Freut mich, Mack. Wie geht es Ihnen?“
Der Mann drückte seinen Hut verlegen an die Brust. „Cole hat angerufen. Sie sollen zurück zum Haus kommen. Ihre Tochter ist aufgewacht und weint. Er glaubt, dass sie Fieber hat und Sie braucht.“
Catherine glaubte ihm kein Wort, aber sie wollte keinen Streit mit dem Mann, dem Cole so vertraute. Was zwischen ihnen vorging, ging nur Cole und sie etwas an und hatte mit der Ranch nichts zu tun. Schon gar nicht, da sie selbst es gewesen war,
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