Julia Extra Band 363
zustimmend. „Ich glaube nicht, dass wir ihr den Job überlassen sollten. Ich werde ihr sagen …“
„Nein!“, widersprach Mrs Mandervell-Smythe. „Sie ist voller Enthusiasmus und hat sicher jede Menge hervorragende Ideen. Es wäre schade, sie jetzt wegzuschicken.“
Radford hatte insgeheim seine Zweifel. Immerhin war es seine Aufgabe sicherzustellen, dass die Hochzeit seiner Schwester absolut reibungslos verlief. Er wusste, dass seine Mutter Kristie Swift für diese Aufgabe bezahlte, doch er traute ihr einfach nicht über den Weg. Sie hatte ein vollkommen unprofessionelles Verhalten an den Tag gelegt. Zu allem Überfluss hegte sie irgendeine Abneigung gegen ihn. Das war ungewöhnlich – üblicherweise hatte Radford alle Hände voll zu tun, sich die Frauen vom Hals zu halten –, doch er fand Kristie schließlich genauso wenig attraktiv wie sie ihn.
Wie kann es dann sein, dachte er, dass das Bild ihres blassen, doch interessanten Gesichts, eingerahmt von flammendrotem Haar, immer wieder in meinem Kopf auftauchte? Ihre Augen waren von einem höchst ungewöhnlichen Hellgrün, groß und wunderschön, und er fragte sich, welche Farbe sie wohl annahmen, wenn sie sich leidenschaftlich einem Mann hingab.
Er schüttelte den Kopf und verwarf den Gedanken. Es war auch vollkommen ohne Belang.
Kristie trank ihren Kaffee in großen Schlucken und drückte dabei die Tasse so stark, dass sie beinahe zerbrach. Fünf Jahre lang hatte sie in ihrem Herzen eine tiefe Abneigung gegen einen ihr unbekannten Mann gehegt. Sie hatte versucht, ihre Gefühle zu unterdrücken, sich einzureden, dass es sinnlos war, solche unheilvollen Gedanken ständig mit sich herumzutragen, da sie ihn vermutlich ohnehin niemals zu Gesicht bekommen würde. Bis zu einem gewissen Grad war ihr das auch gelungen.
Doch nun hatte sich ihr Schmerz wieder mit aller Kraft emporgedrängt, und sie wusste, dass ihre Situation schlicht unerträglich werden würde, sollte Radford in Zukunft bei jedem Gespräch anwesend sein. Vielleicht war es besser, den Job sofort abzulehnen? Normalerweise war es jedoch nicht Kristies Art, aufzugeben. Sie stellte sich den Problemen. Und nichts anderes war Radford – ein Problem. Allerdings ein riesiges – doch nun, da sie die Umstände kannte, war sie davon überzeugt, eine Lösung zu finden.
Sie würde es sich nicht mehr anmerken lassen, dass sein bloßer Anblick sie auf die Palme brachte, aber sie würde dafür sorgen, dass er seine verdiente Strafe bekam.
Das Telefon läutete. Sie ignorierte es; ihr Kopf schmerzte, und sie wollte mit niemandem reden. Doch dann hörte sie eine tiefe, raue Männerstimme auf dem Anrufbeantworter. „Miss Swift, hier ist Radford Smythe.“
Als ob sie ihn nicht erkannt hätte!
„Ich habe eine Nachricht für Sie, von meiner Mutter. Sie würde gern noch einmal mit Ihnen sprechen. Heute Abend.“
Das war’s. Die Verbindung war beendet. Das Ganze hatte mehr wie ein Befehl geklungen. Kristie sprang ungehalten auf. Sie würde diesen unverschämten Menschen jetzt zurückrufen und ihm ihre Meinung sagen. Doch bevor sie dazu kam, läutete es schon wieder. Verärgert schnappte sie sich den Hörer. „Falls das schon wieder Sie sind, Smythe …“
„Kristie?“
„Oh, Paul. Tut mir leid.“
„Wen hast du denn erwartet?“
„Nicht wichtig. Jemanden, den ich heute getroffen habe.“
„Jemanden, den du allem Anschein nach nicht leiden kannst. Soll ich kommen und dich auf andere Gedanken bringen?“
Kristie lächelte. „Ist halb so schlimm. Er hat mich einfach auf dem falschen Fuß erwischt.“
„Ich habe dich schon ewig nicht mehr gesehen.“
„Ich habe viel zu tun.“
„Das ist immer deine Ausrede“, murrte Paul. „Ich glaube langsam, deine Arbeit bedeutet dir mehr als ich.“
„Meine Arbeit sorgt für ein Dach über dem Kopf und Essen auf dem Tisch.“
„Das könnte ich auch, wenn du mich lassen würdest“, erwiderte er nachdrücklich.
„Paul“, stöhnte Kristie, „Diese Diskussion hatten wir schon. Wir sind Freunde, belassen wir es dabei.“ Sie kannte Paul jetzt schon ein Jahr, und obwohl sie ihn sehr gut leiden konnte, wollte sie das Ganze lieber langsam angehen. Für eine feste Beziehung fühlte sie sich noch nicht bereit.
„Ich würde trotzdem gerne kommen.“
„Ich habe wirklich keine Zeit“, meinte sie mit Bedauern. Paul hatte ja keine Ahnung, was es bedeutete, ein Einzelunternehmen zu betreiben. Als sie als Hochzeitskoordinatorin angefangen hatte, hatte sie
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