Julia Extra Band 363
dort …“, sie streckte die Hände aus, „könnte es ein großes flaches Podium geben, vielleicht mit griechischen oder dorischen Säulen und einem Überzug aus Seide, mit Schleifen bedeckt – passend zu den Kleidern der Brautjungfern und den Blumen. Und ganz viel Grün.“
Kristie war sich Radfords Blick bewusst, der ständig auf ihr ruhte. Bis sie alles besprochen hatten, waren einige Stunden vergangen. Als sie endlich aufstehen konnte, war Kristie unheimlich erleichtert.
„Ich begleite Sie hinaus“, schlug Radford vor.
Kristie hätte gerne protestiert, wollte jedoch nicht noch mehr Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Zugegeben, sie hatte Radford treffen wollen, aber nicht auf diese Weise – nicht vor seiner Mutter und vor einer Kundin. Was sie ihm zu sagen hatte, war strikt privat.
Als sie zu ihrem Wagen ging, folgte ihr Radford immer noch. „Wollen Sie mir nicht sagen, was das vorhin sollte?“
„Wie bitte?“, fragte sie scharf.
„Dieses kleine hysterische Schauspiel.“
„Ich bin keine Brüder von Kundinnen gewohnt, die zu allem ihren Senf dazugeben müssen“, wich sie aus.
„Ach nein?“ Er hob seine dunklen Augenbrauen. „Und das hat Sie so aufgeregt? Wohl kaum. Ich glaube, da ist noch mehr.“
„Sie können glauben, was Sie wollen“, gab Kristie zurück. „Ich bin Ihnen keine Rechenschaft schuldig. Können Sie mich jetzt bitte fahren lassen? Ich komme sonst zu spät zum nächsten Termin.“
„Wie wär’s mit Lunch?“
„Niemals!“
„Das war keine Einladung. Ich meine, Sie können nicht von einem Termin zum anderen hetzen, ohne etwas zu essen. Wenn Sie das immer tun, ist es kein Wunder, dass Sie sich krank fühlen.“
Kristie stöhnte innerlich auf. Sie machte sich hier total zum Narren. Kopfschüttelnd stieg sie in ihren Wagen und startete den Motor.
Doch ganz war sie Radford immer noch nicht los. „Auf Wiedersehen, Kristie Swift. Ich hoffe, wenn wir uns das nächste Mal treffen, sind Sie in einer besseren Verfassung.“
Niemals! Das hätte sie ihm gerne gesagt, besann sich jedoch rechtzeitig. Stattdessen zeigte sie ein halbherziges Lächeln. „Auf Wiedersehen, Mr Mandervell-Smythe.“
Kristie konnte erst wieder aufatmen, als ihr Wagen außer Sichtweite war. Sie zog ihr Handy hervor, um den nächsten Termin abzusagen, und fuhr direkt nach Hause. Sich jetzt noch auf die Arbeit zu konzentrieren war ein Ding der Unmöglichkeit.
Kristie wohnte in einem adretten Reihenhaus in einem Vorort von Warwick. Hier war ihr Refugium, bestehend aus drei Schlafzimmern, einem recht großen Wohnzimmer, einer Küche und einem großen Garten. Gleich nach ihrer Ankunft machte sie sich einen starken Kaffee, setzte sich damit an ihre Frühstückstheke und sah auf den Rasen hinaus, der dringend gemäht werden musste. Das würde sie gleich als Nächstes in Angriff nehmen. Die körperliche Anstrengung würde ihr dabei helfen, mit ihrer aufsteigenden Wut fertigzuwerden.
Sie hätte nie gedacht, einmal Radford Smythe zu treffen. Wie Tarah immer von ihm geschwärmt hatte!
Tarah war zwei Jahre älter als Kristie gewesen, eine eigenwillige und beinahe fanatische junge Frau, die sich rückhaltlos in jedes neue Hobby oder auch in eine neue Beziehung gestürzt hatte. Wenn sie verletzt oder enttäuscht worden war, hatte Kristie ihr immer beigestanden. So war es schon immer gewesen, selbst als sie noch zur Schule gingen.
Als Tarah ihren zukünftigen Ehemann Bryan Broderick getroffen hatte, war sie ein halbes Jahr lang Hals über Kopf verliebt gewesen – bis sie herausgefunden hatte, dass er eine Affäre mit einer anderen Frau unterhielt. Wieder war es Kristie gewesen, die das gebrochene Herz ihrer Schwester gekittet hatte. Tarahs Entscheidung, nach London zu ziehen und dort ein neues Leben zu beginnen, war sowohl Kristie als auch ihren Eltern ein Dorn im Auge gewesen, aber ihre Schwester hatte sich einfach nicht davon abbringen lassen.
Und jetzt war sie tot!
Und an alldem war nur einer schuld: Radford Mandervell-Smythe.
2. KAPITEL
„Was, glaubst du, war mit Miss Swift los?“, fragte Radford seine Schwester.
„Du hast sie total umgehauen“, kicherte Felicity. „Sie war okay, bis du aufgetaucht bist. Wär ja nicht die Erste, die vor dir zusammenklappt!“
„Das ist doch lächerlich“, widersprach Radford. „Es hatte überhaupt nichts mit mir zu tun.“
„Ich denke, das arme Mädchen ist überarbeitet“, wandte seine Mutter ein. „Sie ist ganz dünn und blass.“
Radford nickte
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