Julia Extra Band 365
verlassen.“
Tawny spannte jeden einzelnen Muskel ihres Körpers an. „Du bist mit ihr in ein Hotel gegangen … das gibst du zu?“
„Ich werde dich darin nicht anlügen.“
„Weißt du, ein normaler Mann würde sich zwischen fünf und sieben nach Büroschluss mit seiner Sekretärin oder einer Kollegin zum heimlichen Sex treffen, ehe er nach Hause zu seiner Frau fährt. Das ist die Regel für eine Geliebte – du solltest nicht einen weltbekannten Filmstar vögeln!“, versetzte sie mit zitternder Stimme. Übelkeit erfasste sie, weil ihr schlagartig klar wurde, dass ihre schlimmsten Befürchtungen wahr geworden waren.
Navarre beobachtete alle Emotionen, die sich auf ihrem ausdrucksvollen Gesicht abzeichneten. Auch er war blass geworden. „Tia ist nicht meine Geliebte und war es auch nie. Wir sind Freunde und haben in ihrer Suite privat zu Mittag gegessen, das ist alles“, betonte er. „Die Paparazzi lassen sie nie in Ruhe. Jede ihrer Bewegungen wird von der Kamera verfolgt. Um ihre Ehe und ihre Karriere nicht aufs Spiel zu setzen, muss sie sehr vorsichtig sein, was auch der einzige Grund ist, warum wir uns normalerweise heimlich treffen …“
„Tia Castelli ist mir egal. Was ist mit unserer Ehe?“, schleuderte Tawny ihm entgegen. Lunch und kein Sex? Hielt er sie wirklich für so dumm, dass sie eine solche Geschichte glaubte?
In diesem Moment klopfte es laut an der Tür. Navarre fluchte leise, stand auf und öffnete. Tawny hörte Gaspards Stimme, während sie schwach auf die Matratze des Bettes sank. Ihr Ehemann hatte mit Tia Castelli geschlafen! Genau genommen schien er es regelmäßig zu tun.
Navarre schloss die Tür und fuhr sich mit den Fingern durch sein kurzes schwarzes Haar. Ganz kurz schloss er die Augen, um sich zu sammeln.
„Was wollte Gaspard?“
Er atmete langsam aus, dann schaute er sie an. „Er hat mir gesagt, dass Tia angekommen ist …“
„Hier? Sie ist hier ?“, rief sie völlig fassungslos.
„Wir reden unten und regeln diese Geschichte ein für alle Mal“, erklärte er grimmig. „Es tut mir leid, dass ich dich in diese Situation mit hineingezogen habe …“
„Tia wird es noch viel mehr leidtun, wenn ich sie erst mal in die Finger kriege“, schwor Tawny. „Wie kann sie es wagen, hierher zu kommen? Welche Frau tut so was?“
„Bitte denk nach“, drängte Navarre. „Nur eine Frau, die nicht meine Geliebte ist, würde in das Haus kommen, das ich mit meiner Frau bewohne …“
„Das mag für die meisten Frauen so gelten, aber nicht für eine Drama Queen wie Tia Castelli! Ich ziehe mich an und komme mit runter … wag es ja nicht, ohne mich zu ihr zu gehen!“, warnte sie ihn heftig, während sie die Schubladen nach einem Outfit durchwühlte, das sie mit ins Bad nahm.
Er hat eine Affäre, und seine Geliebte hat den Nerv, in das Haus zu kommen, das er mit seiner schwangeren Frau teilt, dachte sie schockiert. Wie hätte sie auf so etwas gefasst sein sollen? Benommen schlüpfte sie in eine Jeans und streifte ein weites Seidentop über. Mit einem internationalen Filmstar konnte sie in Sachen Aussehen ohnehin nicht konkurrieren.
„Was macht sie hier in Frankreich?“, fragte sie Navarre auf dem Weg nach unten.
„Das werden wir gleich herausfinden“, entgegnete er ausdruckslos.
In der Eingangshalle befand sich ein großes Set eleganter hellblauer Lederkoffer, deren Botschaft unmissverständlich war. Tawny konnte nicht fassen, dass Tia offensichtlich auch noch längere Zeit bei ihnen bleiben wollte! Die blonde Schauspielerin trug ein enges schwarzes Kleid, das ihre Kurven aufs Vorteilhafteste zur Geltung brachte. Als sie Navarre sah, warf sie sich sogleich an seine Brust.
„Luke hat mich hinausgeworfen – er hört auf nichts, was ich ihm sage“, schluchzte sie theatralisch. „Was soll ich nur tun? Was in aller Welt soll ich jetzt nur tun?“
Tawny kam sich wie das fünfte Rad am Wagen vor und kochte innerlich. „Nun, hierbleiben können Sie jedenfalls nicht !“, sagte sie laut, denn sie ahnte bereits, dass sie nur mit erhobener Stimme durch das Selbstmitleid der Blondine dringen würde.
Tia hob langsam ihren Kopf von Navarres Brust und schaute Tawny mit ihren großen blauen Augen ungläubig an. „Reden Sie mit mir?“
„Sie sind in diesem Haus nicht willkommen“, machte Tawny ihr deutlich.
Es war schon ein starkes Stück, dass Tia unter den Umständen auch noch entgeistert wirkte. Sie trat einen Schritt zurück und schaute Navarre ins Gesicht.
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