Julia Extra Band 366
Mutter ist nett“, sagte er, als er losfuhr. „Sie hat mich weder ausgehorcht noch angedeutet, dass sie mich umbringen wird, wenn ich dir auch nur ein Haar krümme … Was immer ein Pluspunkt ist, wenn man die Eltern kennenlernt.“
Prustend lachte Sophie. „Und wie oft erklärst du dich dazu bereit, die Eltern einer Frau kennenzulernen?“
„Eine berechtigte Frage. Als ich noch jünger und dümmer war, habe ich es ein- oder zweimal getan.“
Wieder huschte Wut über sein Gesicht. Oder war es Bedauern? „Wer waren die glücklichen Damen, die dich dazu überredet haben?“
„Netter Versuch, Sophie. Aber normalerweise unterhält man sich beim ersten Date nicht über Exfreundinnen, oder?“
Sie seufzte. „Dies ist kein echtes Date.“
„Und auch keins von deinen Planungstreffen. Lassen wir die Dinge einfach laufen. Warten wir ab, was aus dem Abend wird.“
Das gefiel ihr nicht. Oder vielmehr, es gefiel ihr. Da lag das Problem.
„Wohin fahren wir?“
Strafend sah Dan sie an. „Die Dinge laufen lassen, erinnerst du dich?“
Vor Frustration zappelte Sophie auf dem Sitz herum. Dadurch schob sich ihr Kleid noch höher. Es war ihr nie zu kurz vorgekommen, bis sie in Dans Auto gestiegen war. Vorsichtig versuchte sie, es über die Knie zu ziehen, bevor er etwas merkte.
Aber es war schon zu spät. Sie spürte, dass er vorübergehend nicht auf den Verkehr achtete, sondern auf ihre Beine blickte. Damit hätte sie rechnen sollen. Männer schienen mit einem besonderen Radar für nackte Haut ausgerüstet zu sein.
Unter seinem Blick erschauerte Sophie. Dabei sollte sie inzwischen daran gewöhnt sein, wie sie auf Dan reagierte. Und besser darin, es zu ignorieren.
„Stehst du deinen Eltern nahe?“, fragte sie – nicht nur, um irgendetwas zu sagen, sondern auch, weil sie es wirklich wissen wollte.
„Fragst du für deinen Fragebogen?“
„Nein. Du hast meine Mutter kennengelernt, und ich bin neugierig auf deine. Und auf deinen Vater natürlich.“ Ihr Vater hatte die Familie verlassen, lange bevor Sophie alt genug war, um ihn in Erinnerung zu behalten.
„Mum ist groß, Kroatin, kommandiert gern alle herum und kocht fantastisch. Dad ist noch größer, Australier in der vierten Generation und liebt es, zu essen, was sie kocht.“
„Was machen sie beruflich?“
„Sie genießen das Rentnerleben und beklagen, dass ich den Familienberuf aufgegeben habe und nicht heiraten will.“
„Also waren sie auch Rechtsanwälte?“, fragte Sophie.
Dan nickte. „Ich glaube, das ist genug Familiengeschichte für ein erstes Date, meinst du nicht?“
Ihr entging der etwas schärfere Ton nicht, und inzwischen wusste sie, wann sie aufhören musste. „Worüber wollen wir stattdessen reden?“
„Das Übliche bei einer ersten Verabredung. Zum Beispiel, was sind deine Hobbys?“
„Außer Tabellenkalkulationsprogrammen?“
„Ja.“ Dan grinste.
„In meiner Freizeit stelle ich gern Listen auf“, sagte Sophie mit ausdruckslosem Gesicht.
Er lachte. „Schon klar.“
Schließlich landeten sie in einem der besten Feinschmeckerrestaurants von Perth, einem winzig kleinen Lokal, das sich hinter die Dünen von Cottesloe Beach kuschelte.
Also ja, sie war passend angezogen. Vor Erleichterung hätte sich die ganze Anspannung sofort lösen sollen. Nur passierte das nicht. Sophie war noch immer furchtbar aufgeregt, als Dan den Sommelier bat, ihm Weine zu empfehlen.
„Sophie mag keinen roten“, sagte er.
Nachdem der Wein bestellt und der Sommelier gegangen war, fragte Sophie überrascht: „Woher wusstest du das?“
„Ich habe deine Akte gelesen.“
„Ich dachte, du hältst nicht viel von der Akte. Sollen wir uns nicht ‚wie normale Leute‘ kennenlernen?“
„Normale Leute schreiben ihre Lebensgeschichten nicht in Stichworten auf punktierte Linien.“ Dan zuckte die Schultern. „Natürlich habe ich sie gelesen.“
„Was hast du sonst noch gelernt?“
„Abgesehen von deinem hochinteressanten Teenagerjob als Zeitungsausträgerin? Koriander magst du auch nicht.“
Sophie verzog das Gesicht. „Ich habe mit dem faszinierenden Inhalt meiner Akte wirklich das Letzte aus mir herausgeholt, stimmt’s?“
„Ich habe mich nicht gelangweilt“, tröstete Dan sie lächelnd. „Und ich habe zufällig erfahren, dass du mit meiner Cousine Melinda Halliday zusammen zur Schule gegangen bist.“
„Ja, sie war im Jahrgang über mir“, erwiderte Sophie und erkannte sofort ihren Fehler. Mit angehaltenem Atem wartete sie.
Dan
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