Julia Extra Band 366
auf. Nicht dass du nachher auf dem Tisch tanzt.“
Sie warf ihm einen vernichtenden Blick zu. „Ich weiß mich sehr wohl zu amüsieren, Dan.“
„Wirklich?“ Er erinnerte sich an etwas, was sie in jener ersten Nacht in seiner Bar gesagt hatte. „Dinnerpartys und lange Strandspaziergänge mit Rick, nicht wahr?“ Als Sophie schweigend auf ihre silberfarbenen High Heels hinuntersah, war Dan einen Moment sicher, dass er zu weit gegangen war.
Aber dann ergriff sie seine Hand und zog ihn über die Straße. „Los.“
Sophie führte ihn an den beiden Türstehern vorbei in das schummrige Pub, mitten hinein in die wogende Menschenmenge. Leute drängten sich vor dem Hintergrund des schwarzen Ozeans unter einem sternenübersäten Himmel.
Und ja, Sophie hatte recht gehabt. Dan war bestimmt zehn Jahre älter als alle anderen Gäste. Allerdings schien es Sophie nicht zu schaden, dass sie hier vergleichsweise alt war. Viele junge Männer drehten sich nach ihr um. Er zog Sophie näher. So nah, dass sich ihre Schultern berührten. Zwar blickte sie ihn fragend an, aber sie ließ seine Hand nicht los. Gut.
Vor der Theke drängten sich die Leute in vier Reihen. Trotzdem gelangte Sophie mit ihm mühelos bis nach vorn, wo sie sich mit dem Rücken an die Chromtheke lehnte, als würde ihr das Pub gehören.
„Was kann ich dir bestellen?“, fragte sie.
Nein. Säuselte sie. Forschend betrachtete Dan ihr Gesicht, suchte nach Anzeichen dafür, dass sie die verführerische Partybraut nur spielte.
Er fand keine.
Plötzlich wurde er von den nachdrängenden Leuten gegen Sophie geschoben, und sie standen dicht aneinandergepresst da. Brust an Brust, Hüfte an Hüfte. Ihre Weichheit an seiner Härte.
Wie von selbst hatten sich seine Hände um ihre Taille gelegt, und Sophie hatte das Gesicht zu seinem gehoben. Zuerst sah sie ihn bestürzt an, dann … Tja, er vermutete, dass er sie genauso ansah.
Er unterdrückte ein Stöhnen. Da sie sich schon so gut wie in den Armen hielten, wäre es so leicht, Sophie zu küssen …
Als er langsam den Kopf neigte, nur einen Moment vor dem Kuss, der vielleicht von Anfang an unvermeidlich gewesen war, biss sie sich auf die Lippe. So wie Dan es bereits viele Male gesehen hatte, wenn Sophie nachdachte oder sich Sorgen machte. Es war das Anzeichen, nach dem er gesucht hatte, eine unerwünschte Erinnerung, die ihn sofort stoppte.
„Ich nehme einen Bourbon“, sagte Dan und trat zurück.
Sophie schloss die Augen, öffnete sie wieder … Und Miss Party war zurück. Sie lächelte strahlend, bevor sie sich umdrehte, um die Getränke zu bestellen.
Minuten später, jeder seinen Drink in der Hand, schafften sie es schließlich, sich bis zu einem der begehrten Plätze in der Nähe eines Fensters durchzukämpfen. Sophie trank einen großen Schluck von ihrem Cocktail und sah Dan über den Rand ihres Glases hinweg nachdenklich an.
„Ich bin nicht so langweilig, wie du glaubst.“
„Ich habe nie gesagt, dass du langweilig bist.“
„Dann eben, dass es mir an Spontaneität fehlt.“
„Irgendwie ergibt sich das zwangsläufig, wenn du nach einem feststehenden Plan lebst.“
„Tue ich nicht“, sagte Sophie. „Ich weiß, wie seltsam mein Projekt ist. Aber es ist eine einmalige Sache. Ein Leitfaden, mit dem ich mein Leben wieder auf die Reihe bringen will.“
„Liegt es nicht gerade an dem Plan, dass es dich gestresst hat, nicht zu wissen, wohin wir heute Abend fahren? Dass du eben auf dem Parkplatz hin und her überlegt hast?“
„Ich bin ja mitgekommen, oder?“ Sophie hob demonstrativ das Glas Martini in ihrer Hand. „Und nur zu deiner Information: Ich hatte wirklich Spaß, als ich in Sydney gewohnt habe. Rick ist lieber zu Hause geblieben, aber ich bin mit meinen Freundinnen ausgegangen.“
Dan erweiterte Ricks Sündenkatalog um „träge“.
„Bestimmt hast du diesen Spaß doch ein paar Tage im Voraus organisiert?“
Widerstrebend nickte Sophie. „Na schön. Wenn ich tatsächlich, wie du behauptest, ein bisschen überorganisiert bin, was gibt es daran auszusetzen? Ich möchte eine gewisse Kontrolle über mein Leben behalten. Ist das so falsch?“
„Darum geht es? Du musst die Kontrolle haben?“, fragte Dan.
Langsam schüttelte Sophie den Kopf. „Nein, das ist das verkehrte Wort. Ich mag es, wie etwas näher rückt und stattfindet, wenn ich es auf eine Liste setze. Dann streicht man es aus, und es ist erledigt. Sogar die schlimmen Dinge.“
„Was für Dinge?“
„Als ich krank war,
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