Julia Extra Band 366
deinem Kind? Wenn du jetzt wegläufst, werden deine Eltern es niemals akzeptieren.“
„Ich fürchte, das werden sie so oder so nicht. Ich will nur in Würde ein ruhiges Leben führen.“
„Ist das dein großer Plan?“ Spöttisch verzog er den Mund. „Na dann, viel Glück. Du wirst es brauchen.“ Damit erhob er sich und wandte sich zum Gehen.
Sie fühlte sich, als hätte er ihr eine Ohrfeige verpasst. „Du bist auch nicht schlecht im Weglaufen“, rief sie ihm trotzig hinterher.
„Bitte?“
„Aber du kannst es dir leisten, weil du Macht hast“, fuhr sie fort. „Du bist einer der reichsten Männer der Welt. Jeder buhlt um deine Zuneigung und Aufmerksamkeit. Das muss ein tolles Gefühl sein.“
Mit ein paar Schritten war er bei ihr. „Wie kannst du es wagen, in diesem Ton mit mir zu sprechen? Noch dazu als Gast in meinem Haus.“
„Ich habe dich nicht darum gebeten.“
„Nein. Aber du hast dich mir aufgedrängt, als du dich als meine Assistentin ausgegeben hast.“
„Dann lass mich gehen.“
„Nichts lieber als das.“
Verletzt schaute sie zur Seite. Warum machte es ihr etwas aus, was er von ihr hielt? Sie ging ein paar Schritte in Richtung Haus. „Gut, dann sind wir uns ja einig. Sag deinem Chauffeur, er soll mich zum Flughafen bringen, ich fliege sofort ab.“
„Mit welchem Flugzeug?“
Sie blieb stehen. „Ich dachte, es stünde eins bereit, um Hannah auszufliegen.“
„Das war für Hannah gedacht. Du kannst nach deinem eigenen schicken lassen.“
„Ich habe kein eigenes Flugzeug.“
„Dann musst du wohl deine Eltern bitten.“
„Genau das meinte ich damit, dass du in deine Macht verliebt bist. Du willst die Welt glauben machen, dass du ein guter Mensch bist. Du organisierst Konferenzen und sammelst Spenden. Und das alles nur, um allen zu zeigen, dass du besser bist als der Rest.“
„Man sollte dir wirklich Manieren beibringen. Vielleicht sollte ich dich in der Wüste aussetzen. Wenn du Glück hast, nimmt dich einer meiner Angehörigen aus dem Stamm der Beduinen mit.“
„Da spricht der echte Gentleman.“
„Warum sollte ich mich wie ein Gentleman benehmen? Schließlich benimmst du dich auch nicht wie eine Lady.“
„Du findest dich wohl sehr witzig, was?“
In seinen silbergrauen Augen funkelte es. „Nein, gar nicht. Klär mich doch bitte auf, was du eigentlich von mir willst. Mitleid? Sympathie? Arme Prinzessin Emmeline, man hat ihr so übel mitgespielt …“
„Scher dich zum Teufel“, zischte sie und ging ins Haus. Er war so abstoßend arrogant, dass sie kaum glauben konnte, dass dies derselbe Mann war, den sie gestern Abend so leidenschaftlich geküsst hatte.
„Wo willst du hin?“, rief Scheich Al-Koury hinter ihr her.
„Ich packe. Im Vergleich zu dir dürfte jeder Beduine ein Ausbund an Liebenswürdigkeit sein.“
9. KAPITEL
Wenn Makin Al-Koury einen Entschluss gefasst hatte, setzte er ihn sofort in die Tat um. Dieses Mal war alles so schnell gegangen, dass Emmeline immer noch ganz schwindelig war.
Nur eine halbe Stunde, nachdem sie ihm an den Kopf geworfen hatte, dass jeder Beduine im Vergleich zu ihm ein Ausbund an Liebenswürdigkeit sein müsse, saß sie in seinem startbereiten Privatjet.
Im Nachhinein betrachtet, waren ihre Worte nicht unbedingt schlau gewählt gewesen. Allerdings war es ihr noch nie leicht gefallen, ihre Gefühle zu verbergen. Eines Tages würde sie lernen müssen, ihre Zunge im Zaum zu halten.
Jetzt musste sie erst einmal die Konsequenzen ihrer unüberlegten Äußerung tragen.
Makin hatte nicht nur beschlossen, sie nach Brabant zu schicken. Da er ihr nicht über den Weg traute, wollte er sie auch noch persönlich bei ihren Eltern abliefern.
Das Flugzeug begab sich in Startposition und setzte sogleich zum Start an. Dabei waren sie doch erst gestern gelandet.
Alles war genau wie am Tag zuvor. Sie saßen wieder auf denselben Plätzen, und Emmeline überkam die gleiche Furcht vor der ungewissen Zukunft.
Makin schaute sie von der Seite an. „Hast du Flugangst?“
„Nein.“ Der Gedanke, dass sie noch längere Zeit in seiner Gegenwart verbringen musste, beunruhigte sie. „Mir ist nur ein bisschen schwindelig.“
„Kann ich dir etwas bringen lassen?“, fragte er.
Verblüfft sah sie ihn an. Erst setzte er sie gegen ihren Willen in ein Flugzeug, dann fragte er, ob sie einen Wunsch hätte.
Das war genau der Punkt, den sie nicht verstand: Wenn er so wütend auf sie war, warum tat er dann, als würde ihm ihr Wohlergehen am
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