Julia Extra Band 366
als er vermutet hatte.
„Damals fingen auch die Gerüchte über Alejandro und mich an. Dabei ist zwischen uns nie etwas gelaufen, bis …“
„Aber man hat euch immer wieder zusammen gesehen.“
„Weil er mir nachgestellt hat. Ich habe mich nie für ihn interessiert, sondern ihm ein ums andere Mal einen Korb gegeben. Das hat ihn nur noch mehr gereizt, mich zu verführen. Er hat mich nie geliebt, sondern wollte mich nur als Trophäe.“ Ihre Miene wurde ernst. „Jetzt ist er tot, und ich bin schwanger. Nichts wird mehr so sein wie früher.“
„Nein, wohl kaum.“ Mit einer Mischung aus Bewunderung und Besorgnis sah er sie an. Der Weg, der vor ihr lag, wäre alles andere als leicht. Doch sie hatte den Entschluss gefasst, es allein durchzustehen, und er respektierte ihre Entscheidung.
Schon als Teenager war Makin klar gewesen, dass er aufgrund der Erbkrankheit seines Vaters niemals eigene Kinder haben durfte. Deshalb hatte er sich kurz nach dem Tod seines Vaters für eine Vasektomie entschieden. Er durfte das Risiko, die schmerzhafte und tödliche Krankheit an seine Kinder weiterzugeben, nicht eingehen. Es war schlimm genug gewesen, den eigenen Vater leiden zu sehen.
„Du musst stark sein und fest daran glauben, dass du die richtige Entscheidung getroffen hast“, sagte er aufmunternd zu Emmeline.
Die nächste halbe Stunde saßen sie schweigend nebeneinander, dann kündigte der Kapitän über Lautsprecher an, dass sie zum Landeanflug ansetzten.
Emmeline schaute aus dem Fenster, dann zu Makin. „Wir sind noch immer über der Wüste.“
„Wir müssen in Nadir tanken.“ Er musterte ihr dunkel gefärbtes Haar. „Hast du eine eigene Hairstylistin?“
„Ja, sie ist in Raguva. Bei Hannah.“
„Hannah ist nicht mehr in Raguva.“ Als er Emmelines fragenden Gesichtsausdruck sah, erklärte Makin: „König Patek hat gestern die Wahrheit herausgefunden. Hannah hat heute Morgen den Palast verlassen und dürfte auf dem Weg nach Texas sein.“
„Dann wissen meine Eltern es auch.“
„Ja, ich habe sie benachrichtigt, dass ich dich nach Hause bringe.“
„Das wird kein allzu schönes Wiedersehen“, sagte Emmeline leise.
„Du wirst dich mit deinen Eltern auseinandersetzen müssen. Je eher, desto besser“, entgegnete er. „Mein Vater hat mich gelehrt, den Kopf nicht in den Sand zu stecken. Sonst denken die Leute, man würde sich schämen oder hätte etwas zu verbergen.“
„Aber ich schäme mich. Ich bin nicht stolz darauf, als unverheiratete Mutter durchs Leben zu gehen“, gab sie zu.
„Was geschehen ist, ist geschehen. Du musst jetzt nach vorne schauen“, ermutigte er sie.
„Ich will es versuchen.“
„Trotzdem kannst du so nicht nach Hause.“ Er wies auf Emmelines dunkles Haar. „Ich lasse in Nadir eine Hairstylistin an Bord kommen.“
„Woher kennst du sie?“
„Sie arbeitet für Madeline, meine … Geliebte.“
Emmeline zog die Stirn kraus. „Stimmt, du hast sie gestern Abend erwähnt. Bist du sicher, dass sie nichts dagegen hat?“
Statt einer Antwort zuckte er die Schultern. Warum nur hatte er Madeline ins Spiel gebracht? „Auf jeden Fall wird diese Frau es schaffen, dir bis zu unserer Ankunft in Brabant wieder die ursprüngliche Haarfarbe zu verpassen.“
Eine Stunde später waren sie wieder in der Luft. Emmeline, das Haar mit Silberfolie umwickelt, blätterte eine Zeitschrift durch, die die Hairstylistin mitgebracht hatte. Zuvor hatte ihr die Frau mit kenntnisreichem Blick die passende Haarfarbe angemischt und aufgetragen.
Es klopfte an der Tür, und Makin steckte den Kopf herein. „Darf ich?“
„Wenn es dich nicht stört, dass ich etwas wild aussehe.“ Sie erhob sich vom Bett, und Makin trat in die Kabine.
„Die Frau versteht ihr Handwerk, sie hat zehn Jahre lang bei einem Pariser Edelfriseur gearbeitet“, sagte er.
„Sie hat mir erzählt, dass Madeline ebenfalls blond ist.“ Warum nur war ihr dieser Satz herausgerutscht?
„Stimmt.“
Sie wartete ab, ob er noch etwas sagen wollte, aber als er schwieg, fragte sie: „Hast du immer eine Geliebte gehabt?“
„Was soll das für eine Frage sein?“, erwiderte er scharf.
„Ich bin nur neugierig. Darf ich denn gar nichts über dich wissen?“
„Doch, natürlich. Das darfst du.“
„Also: Warum hast du eine Geliebte und keine Verlobte?“
„Aus Bequemlichkeit“, sagte er knapp.
„Und was hat sie davon?“
„Finanzielle Sicherheit.“
„Aber deiner Gefühle kann sie sich nicht sicher sein. Die
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