Julia Extra Band 366
Ausdruck.“ Und ich kannte diese Augen , fügte er in Gedanken hinzu.
Erst jetzt fiel ihm auf, wie unterschiedlich die Augen von Emmeline und Hannah wirkten. Die Farbe war ähnlich, aber der Ausdruck ein völlig anderer. Hannahs Blick war immer ruhig und fest, während der von Emmeline stürmisch und emotional aufgeladen war. Beinahe so, als hätte sie sich seit ihrer Kindheit jedes bisschen Zuneigung erkämpfen müssen. Dabei hatten ihre Eltern ihr sicherlich jeden Wunsch erfüllt. Nein, bei ihr wäre jedes Mitleid verschwendet.
„Was hast du also mit Hannah gemacht?“, fragte er eisig.
Die Prinzessin schwieg für einen Augenblick, dann holte sie tief Luft. „Sie ist in Raguva.“
„Wie bitte?“
Nervös kaute Emmeline auf der Unterlippe. „Ich musste unbedingt mit Alejandro über die Schwangerschaft reden, aber nach dem Gespräch beim Turnier ignorierte er meine Anrufe. Ich war verzweifelt. Also habe ich Hannah gebeten, für einen Tag mit mir die Rolle zu tauschen, damit ich ihn aufsuchen konnte.“
„Und das wäre als Emmeline nicht gegangen?“
„Mein Personal hatte Anweisungen von meinen Eltern bekommen, mich nicht aus den Augen zu lassen.“
„Deine Eltern vertrauen dir also auch nicht?“
Statt einer Antwort zuckte sie die Schultern und verließ das Badezimmer.
Er folgte ihr. „Bekomme ich keine Antwort?“
„Was willst du hören? Eine Entschuldigung? Also gut: Ich entschuldige mich.“
Makin blieb im Türrahmen stehen. Ihr Mangel an Interesse verblüffte ihn. „Wann genau habt ihr die Rollen getauscht?“
„Letzten Sonntag“, erklärte sie und setzte sich auf die Couch.
„Und wie lange sollte meine Assistentin nach deinen Plänen in Raguva bleiben?“, fragte er und verschränkte die Arme vor der Brust.
„D…darüber habe ich mir keine Gedanken gemacht“, gestand sie.
„Ach, nein?“ Langsam platzte ihm der Kragen. „Für wen hältst du dich eigentlich? Weißt du, was für Hannah auf dem Spiel steht?“
Sie starrte ihn ausdruckslos an.
„Ihr Job. Ich werde sie feuern. Und alles nur deinetwegen. Herzlichen Glückwunsch, du kannst stolz auf dich sein.“
Emmeline zuckte zusammen. „Aber du findest doch, dass Hannah in ihrem Job die Beste ist …“
„Aber sie hat ihre Loyalität lieber dir als mir geschenkt.“
„Das stimmt nicht! Sie ist dir gegenüber sehr loyal und arbeitet gern für dich.“
Endlich eine Reaktion von ihr, dachte er. Doch sie kam zu spät. Er zuckte gleichgültig die Schultern. „Sie kann ab sofort gern für dich arbeiten.“
„Bitte, tu das nicht. Hannah liebt ihren Job.“
„Daran hätte sie denken sollen, bevor sie nach Raguva geflogen ist.“ Er wandte sich zum Gehen, drehte sich dann aber noch einmal langsam zu ihr um. „Falls du meinst, du kannst hier einfach weg, hast du dich getäuscht. Du wirst nämlich so lange hier bleiben, wie ich es für richtig halte.“
Damit öffnete er die Tür des Apartments und verschwand.
Ihr Benehmen würde Konsequenzen nach sich ziehen, da konnte die Prinzessin sich sicher sein.
8. KAPITEL
Als Makin die Tür hinter sich schloss, zitterte Emmeline am ganzen Körper. Seit er sie im Badezimmer mit der Wahrheit konfrontiert hatte, hatte sie schreckliche Angst gehabt.
Nun war er fort, und sie war froh, dass die Wahrheit endlich heraus war. Jetzt musste sie ihn nicht mehr belügen und sich für die perfekte Assistentin Hannah ausgeben.
Auch wenn er womöglich nie wieder ein Wort mit ihr sprach, war es in jedem Fall besser, dass er alles erfahren hatte.
Sie stand auf, verließ das kühle Wohnzimmer und trat nach draußen.
Im Garten verströmten die Rosen einen betörenden Duft, und die Sonnenstrahlen wärmten Emmelines Körper. Der Palast wäre den meisten Menschen wie das Paradies vorgekommen. Doch Emmeline war in Schlössern aufgewachsen, die von hohen Mauern umgeben waren und von Soldaten bewacht wurden. Wie eine königliche Gefangene, die man zu ihrer eigenen Sicherheit einsperrte.
Und nun war Kasbah Raha zu einem weiteren, wenn auch wunderschönen, goldenen Käfig geworden.
Und Makin war nur ein weiterer mächtiger Mann, der sie einschüchtern und kontrollieren wollte.
Aber sie würde die Opferrolle nicht länger akzeptieren. Sie war fünfundzwanzig Jahre alt, und es war an der Zeit, dass sie eigene Entscheidungen traf und die Zukunft selbst in die Hand nahm.
Die Zukunft mit ihrem Kind. Wie sehr sie sich jetzt schon auf das Baby freute!
„Du siehst aus wie ein Tiger im Käfig.“
Beim
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