Julia Extra Band 369
verbesserte Iris ihn.
„Und deshalb hast du mich nicht gehasst?“, hakte er in einem seltsamen Tonfall nach. „Auch wenn du dich verraten gefühlt hast, weil ich dich verlassen habe?“
„Du hast meine Liebe verraten. Und nein, ich hasse dich nicht.“
Das hatte sie nie getan. Eine so tiefe Liebe wie ihre zu ihm hatte es nicht zugelassen, so schlecht es ihr auch gegangen war.
Asad hob die Hand, als wolle er ihr Gesicht berühren, ließ sie dann jedoch wieder sinken. Sie waren nicht allein, auch wenn niemand verstehen konnte, worüber sie sprachen. Es wäre nicht gut für ihn gewesen, wenn jemand beobachtet hätte, wie er sich bei einer alleinstehenden Frau, noch dazu einer aus der westlichen Welt, derartige Freiheiten herausnahm.
Auch wenn sein Stamm zu den wenigen gehörte, die im siebten Jahrhundert nicht zum Islam konvertiert waren, hätte sich ein solches Verhalten hier nicht geschickt.
„Es war also wahre Liebe“, stellte Asad fest, als würde es ihm erst jetzt bewusst werden.
„Und du hast mich nicht geliebt. So ist nun mal das Leben.“ Ironisch verzog Iris den Mund.
Sie war richtig stolz auf ihren unbekümmerten Tonfall. Vielleicht war es gut so, dass sie Asad wiedergesehen hatte. Vielleicht würde sie endlich zuversichtlich in die Zukunft blicken können, wenn dieser Auftrag erledigt war … und sich vielleicht sogar in einen Mann verlieben können, der ihre Gefühle erwiderte.
Allerdings war sie sich nicht sicher, ob sie je wieder einem Mann rückhaltlos vertrauen konnte.
„Und? Was ist das hier?“ Sie deutete auf das Zelt.
„Komm, ich zeige es dir“, erwiderte Asad, bevor er sie hineinführte.
Sobald sie das Zelt betraten, stieß Iris einen erschrockenen Laut aus.
Im Inneren sah es aus wie in einem modernen Büro. Auf jeder Seite standen sich zwei Schreibtische gegenüber, und an jedem saß jemand und arbeitete, genau wie in der Mitte, wo eine Sekretärin und Empfangsdame saßen, wobei Letztere in ein Headset sprach und dabei etwas in einen Laptop tippte.
Anders als in den anderen Zelten gab es keine Sitzkissen, sondern nur Bürostühle und vor dem Schreibtisch der Empfangsdame sogar eine kleine Sitzgruppe. Zwei kleine Palmen in Tontöpfen und die dunklen Hölzer verliehen dem Ambiente eine orientalische Note, ansonsten hätte es sich um ein typisch amerikanisches oder europäisches Büro handeln können.
Als die Empfangsdame sie bemerkte, nickte sie Asad zu und schenkte Iris ein flüchtiges Lächeln, telefonierte jedoch weiter, was ihn nicht weiter zu stören schien.
„Ist das hier die Kommandozentrale?“, erkundigte Iris sich, was er mit einem Lachen quittierte.
„Ja, so könnte man es nennen. Komm.“ Er führte sie durch den Raum zu einem Vorhang, hinter dem sich ein Flur befand.
Auf der rechten Seite war ein weiterer Raum mit zahlreichen Monitoren an einer Wand. Zwei Männer und eine Frau blickten darauf, machten sich Notizen und sprachen entweder in ihr Headset oder miteinander.
„Hier überwachen wir unsere Karawanen, das Lager und unsere anderen Geschäftsinteressen.“
Bei dem Raum auf der linken Seite musste es sich um Asads Büro handeln, denn er war durch einen dicken Vorhang abgetrennt und außerdem wie sein Zuhause in leuchtenden Farben gehalten. Außerdem spürte Iris hier seine Gegenwart.
„Ich dachte, Beduinenscheichs würden ihre Geschäfte am Lagerfeuer abwickeln“, meinte sie.
„So rückständig sind wir nicht. Aber die meisten Streitigkeiten unter meinen Leuten regele ich immer noch bei einer traditionellen Tasse Tee.“
„Das ist schön zu wissen. Ich hätte die Vorstellung nicht so gut gefunden, dass du nicht an euren Traditionen festhältst.“
„Das tue ich. Ich vereinbare sie nur mit den Neuerungen der Moderne, wie du ja selbst festgestellt hast.“
„Du bist ein sehr kluger Mann“, lobte Iris.
Mehr als dieses Kompliment bekam er allerdings nicht von ihr – trotz der glutvollen Blicke, die er ihr zuwarf, nun, da sie allein waren. Auch die Tatsache, dass hier ein Diwan stand, entging Iris nicht.
„Du bist ein noch schlimmerer Workaholic als damals, stimmt’s?“
Asad zuckte die Schultern. „Ich bin für das Wohlergehen vieler Menschen verantwortlich. Da bekomme ich nicht viel Schlaf.“
„Wenn ich mich recht entsinne, hast du schon als Student nicht besonders viel Schlaf gebraucht.“
„Aber aus ganz anderen Gründen.“ Seine dunklen Augen funkelten verlangend.
„Sieh mich gefälligst nicht so an. Ich bin hier, um
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