Julia Extra Band 369
Sie nur diese Seife hier verwenden.“
Iris nahm das handgefertigte Stück Seife in die Hand und roch daran. Es duftete herrlich nach Jasmin. „Gern. Sie ist wunderschön.“
„Schön, dass Sie so denken.“ Genevieves Tonfall ließ erahnen, dass die ach so perfekte Prinzessin Badra anderer Meinung gewesen war. „Wir machen sie hier im Lager.“
Iris stellte fest, dass ihr Koffer neben der Kommode stand, doch sie hatte niemanden hereinkommen sehen. „Gibt es noch einen zweiten Eingang?“, fragte sie deshalb.
Lächelnd nickte Genevieve. „Ja, durch die Küche. Wenn Sie möchten, zeige ich Ihnen den Rest unserer bescheidenen Behausung.“
„O ja, bitte.“
Das Zelt war jedoch alles andere als bescheiden, denn alle Gemächer waren genauso luxuriös ausgestattet wie das von Iris, auch wenn es aus praktischen Gründen nicht viele Möbelstücke gab. Den Bereich von Nawar und Fadwa betrat sie allerdings nicht, weil die Kleine bereits schlief.
Ihr fiel aber auf, dass dieser viel kleiner war als der, den Asads verstorbene Frau beansprucht hatte und den sie nun benutzte.
Als sie es Genevieve sagte, zuckte diese die Schultern. „Wenn Asad wieder heiratet, teilt seine neue Frau vielleicht alles neu auf. Solange sie meinen und Hanifs Raum nicht verändert, soll es mir recht sein.“
„Spielt er denn mit dem Gedanken, wieder zu heiraten?“ Schockiert stellte Iris fest, dass ihr Herz sich bei dieser Vorstellung schmerzhaft zusammenkrampfte.
„Natürlich. Er hat allerdings noch keine bestimmte Frau im Auge.“ Genevieve führte sie durch die Küche und dann nach draußen. „Aber ich glaube, seit Badras Tod ist genug Zeit vergangen.“
„Woran ist sie gestorben?“
„Sie ist zusammen mit ihrem Liebhaber bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen“, ließ Asad sich plötzlich schroff hinter ihnen vernehmen.
Erschrocken wirbelte Iris herum. Er wirkte überheblich wie immer, und seine Züge waren angespannt.
Missbilligend schnalzte seine Großmutter mit der Zunge. „Also wirklich, Asad, so drastisch hättest du es nicht formulieren müssen.“
„Soll ich etwa so tun, als wäre sie mit Freunden verreist gewesen, so wie es in den Zeitungen stand?“
„Ja, um deiner Tochter willen.“
Daraufhin neigte er den Kopf, aber seine Miene war unergründlich.
„Wie findest du mein Zuhause?“, wechselte er dann zu Iris’ Bestürzung ungerührt das Thema.
Der Asad, den sie damals gekannt hatte, hätte einen solchen Verrat nie so nüchtern betrachtet.
Dann entspannten seine Züge sich ein wenig. „Gefällt dir dein Zimmer?“
„Ja“, erwiderte Iris. „Es ist nur … ein bisschen groß für mich, oder? Ich meine, es ist toll, aber ich könnte meine ganze Ausrüstung darin aufbauen und hätte immer noch genug Platz.“ Sie wusste nicht, warum, aber sie fühlte sich deswegen schuldig.
Ganz zu schweigen davon, dass es direkt neben seinem Zimmer lag. Das allein machte ihr Sorgen und würde ihr vermutlich schlaflose Nächte bereiten.
„Ich werde alles tun, um dir deinen Aufenthalt hier so angenehm wie möglich zu machen.“ Der Blick, den er ihr dabei zuwarf, ließ sie erschauern.
Um sich abzulenken, betrachtete sie den Platz zwischen den umstehenden Zelten. Wunderschöne, mit Mosaiken verzierte und mit Jasmin und verschiedenen Kräutern bepflanzte Tontöpfe ließen sie vergessen, dass sie hier in der Wüste waren. Mehrere Frauen kochten gerade über offenen Feuern und beaufsichtigten dabei die spielenden Kinder. Ab und zu warfen sie dem Gast ihres Scheichs verstohlene Blicke zu.
„Vor meiner Abreise habe ich gelesen, dass die Anordnung der Zelte bei den Beduinen durch die familiären Beziehungen bestimmt ist. Trifft das auch auf deinen Stamm zu?“, fragte Iris.
„Ja“, erwiderte Asad, während seine Großmutter sich mit einer Frau beriet, die vermutlich gerade ihr Abendessen zubereitete. „Die Zelte in unmittelbarer Nähe gehören den Familienmitgliedern, die dem Vorgänger meines Großvaters am nächsten stehen. Hätten meine Großeltern mehr Kinder gehabt, würden deren Zelte hier stehen.“
Sicher war das ältere Ehepaar traurig gewesen, weil es nur ein Kind bekommen hatte, aber Iris behielt die Vermutung für sich.
„Komm mit.“ Asad nahm ihre Hand und legte sie auf seinen Arm. „Ich zeige dir den Rest unserer Zeltstadt.“
„Hast du denn wirklich so viel Zeit?“ Als sie die Hand zurückziehen wollte, legte er seine andere darauf.
„Ich nehme sie mir. Gastfreundschaft ist bei den
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