Julia Extra Band 371
deinem Haus“, teilte Rakhal ihr mit, sobald er das Gespräch beendet hatte. „Er wird nichts anrühren, doch das verschafft dir Zeit zu überlegen, wie du weiter vorgehen willst. Ich frage dich noch einmal … glaubst du wirklich, dass dein Bruder das getan hat?“
„Ja.“ Es war schrecklich, es auszusprechen, es bereitete ihr körperliche Schmerzen. Aber sie war es leid, ständig Ausreden für Mark zu erfinden.
„Aus welchem Grund würde er dich so ängstigen?“
„Geld.“ Sie sah zu Rakhal, wandte den Blick aber sofort wieder ab, als würde sie sich schuldig fühlen, weil sie Mark verriet. Sie klammerte sich noch immer an die Hoffnung, dass sie sich irrte. „Ich rufe ihn an …“
„Und was willst du ihm sagen?“
„Ich weiß es nicht“, gab sie zu. „Vielleicht liege ich ja völlig falsch. Vielleicht habe ich einfach nur eine Pechsträhne, dass am gleichen Tag mein Auto gestohlen und in mein Haus eingebrochen wird.“ Doch sie erinnerte sich, was ihr Bruder über die Autoversicherung gesagt hatte, und sie schloss erschöpft die Augen.
„Dann werde ich dir jetzt Privatsphäre lassen“, sagte er, und sie war ihm dankbar dafür.
Sie sprach nicht länger als eine Minute mit Mark und blieb reglos sitzen, bis Rakhal wieder zurückkam.
„Nein, kein Pechsträhne.“ Sie lächelte bebend.
„Das tut mir leid. Hat er es zugegeben?“
„Natürlich nicht. Er ahnt nicht einmal, dass ich ihn verdächtige. Aber ich konnte es in seiner Stimme hören, ich weiß es durch die Fragen, die er gestellt hat …“
„Natasha, sag mir, was hier vorgeht.“
„Darum musst du dir keine Gedanken machen, es betrifft dich nicht.“ Sie hatte es niemandem erzählt. Sicher, einige ihrer Freunde wussten Bruchstücke, aber mehr nicht. „Es ist besser, wenn du da nicht hineingezogen wirst.“
„Ich wurde hineingezogen, als du mich gebeten hast, nicht die Polizei zu verständigen.“ Rakhal musterte ihr blasses Gesicht, sah die ungeweinten Tränen in ihren Augen, und in einem unachtsamen Moment ließ er die Worte aus seinem Herzen kommen. „Und ich sorge mich um dich.“
Der heutige Tag würde also nicht so enden, wie er geplant hatte. Er wusste, das hier war mehr als sein üblicher One-Night-Stand. Selbst wenn er am Montag wieder in die Wüste zurückflog, selbst wenn er schon verheiratet wäre … er würde noch immer an sie denken.
Und sich um sie kümmern.
„Es ist kompliziert“, sagte sie.
Rakhal bezweifelte das, doch er schwieg, und wartete darauf, dass sie weitersprach.
„Vor sechs Monaten hätte mein Bruder heiraten sollen.“ Sie hasste es, Privatangelegenheiten preiszugeben. Man kümmerte sich selbst um seine Probleme, ohne andere um Hilfe zu bitten. So war sie von ihren Eltern erzogen worden. Leider hatte diese Erziehung bei ihrem Bruder nicht gewirkt. „Eine Woche vor dem Termin hat Louise, seine Verlobte, die Hochzeit abgesagt. Seither gerät Mark immer mehr aus der Bahn. Nach dem Tod unserer Eltern wurde das Haus verkauft, mit dem Geld habe ich mein Haus gekauft – nun, mit einem Teil davon, ich habe auch eine Hypothek aufgenommen …“ Natasha fühlte sich unwohl dabei, über Geld mit einem Mann zu reden, der offensichtlich mehr als genug davon hatte. Sie wollte nicht den Eindruck bei ihm erwecken, als würde sie Hilfe von ihm erbitten.
Doch er nickte nur und drängte sie, weiterzuerzählen.
„Mark jedoch gab seinen Anteil nach der Trennung von Louise mit vollen Händen aus. Er kaufte sich einen Sportwagen, begann zu spielen … Er schuldet einer Menge Leute Geld. Vor ein paar Monaten habe ich einen Kredit für ihn aufgenommen. Ich konnte ihn bekommen, weil ich ein Haus besitze.“
„Zahlt er den Kredit zurück?“
„Hat er bisher, aber in diesem Monat …“
„Moment“, entschuldigte er sich, als sein Handy klingelte. Während er das Gespräch in seiner Sprache führte, blieb Natasha eine kurze Pause. Sie war wütend, dass dieser perfekte Abend eine solche Wendung genommen hatte. Wieder einmal hatte Mark es geschafft, alles zu ruinieren. Und es war ihr peinlich, dass sie vor Rakhal so viel ausplauderte. Sie wollte nur noch weg von hier.
„Wohin gehst du?“
„Nach Hause“, sagte sie. „Danke für den schönen Abend. Es tut mir leid, dass er so enden musste.“
„Auf gar keinen Fall gehst du nach Hause. Dieser Anruf kam von meinem Diener in deinem Haus. Dein Bruder ist dort aufgetaucht, scheinbar sehr wütend. Er suchte nach irgendwelchen Juwelen, die angeblich ihm
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