Julia Extra Band 371
hatte sie es extra noch einmal betont? Es war ein so typischer Morgen danach gewesen. Nur mit dem Unterschied, dass sie es gewesen war, die hatte gehen wollen. Nicht er.
Wir sollten es bei dieser einmaligen Erfahrung belassen.
Diese Abmachung hätte ihn unter normalen Umständen glücklich machen müssen. Aber sie tat es nicht.
Was ist diesmal anders? fragte Dario sich. Grübelnd tippte er sich mit dem Daumen an die Unterlippe.
Und auf einmal durchfuhr es ihn wie ein Blitz. Er hatte die Antwort auf seine Frage. Wir. Genau dieses Wort hatte Josie benutzt. Ein Wort, das er seit Ariettas Tod nicht mehr in den Mund genommen hatte.
Plötzlich verstand er, worin das Problem lag. Josie hatte ihn nicht als flüchtiges Abenteuer gesehen, sondern als möglichen Partner. Sie wollte ebenso wenig wie er, dass es endete. Und bei diesem Gedanken schnellte sein Puls in die Höhe. Die Vorstellung, dass ein anderer Mann sich in Josie verlieben und sie für sich beanspruchen könnte, schnürte ihm fast die Kehle zu. Die Heftigkeit seiner eigenen Gefühle erschreckte ihn zutiefst.
Er dachte an Arietta und versuchte, sich ihr Bild ins Gedächtnis zu rufen. Als es ihm nicht sofort gelang, wallte Panik in ihm auf. Mit aller Macht konzentrierte er sich auf sie. Er dachte an ihren Tod, für den er sich verantwortlich fühlte, und an die große Liebe, die er für sie empfunden hatte.
Es war richtig von Josie gewesen, ihn zu verlassen. Er konnte ihr nichts geben, das über ein kurzes Liebesabenteuer hinausgehen würde. Dabei ignorierte er die Stimme in seinem Inneren, die heftig dagegen protestierte, Josie einfach gehen zu lassen. Dario löste seinen Blick von dem Monet an der Wand und wandte sich wieder seiner Arbeit zu.
Am nächsten Tag wanderte Josie mit hängendem Kopf zu der Ausgrabungsstätte neben der Olivenpresse. Nicht einmal ihre Arbeit, mit der sie sich sonst immer ablenken konnte, schaffte es diesmal, die quälenden Gefühle und Gedanken zu vertreiben. Wie konnte ich nur so dumm sein? Mein Vater und Andy haben mir die Welt versprochen, und trotzdem haben mich beide verlassen. Warum sollte das bei diesem reichen Playboy anders sein?
Doch ein Blick in Darios Augen hatte genügt, um all ihre Zweifel zu zerstreuen. In dem Moment auf der Party, als er ihre Hand genommen hatte, hatte Josie gewusst, dass es nie wieder einen anderen Mann für sie geben würde. Nicht in hundert Jahren. Aber sie durfte eines nicht außer Acht lassen: Dario hatte den Ruf eines Casanovas.
Frauen umschwärmten Dario wie die Motten das Licht. Doch er hielt es mit keiner von ihnen länger aus. Warum denke ich, dass es mit mir anders ist? Überlegte Josie. Nein, ich muss das beenden, bevor es mir das Herz bricht. Bestimmt wird er sich nächste Woche schon nicht mehr daran erinnern, was zwischen uns war. Und in einem Monat hat er wahrscheinlich längst meinen Namen vergessen. Nur ich werde bis zum Ende meines Lebens an ihn denken …
Vom Kummer überwältigt, machte sich Josie an die Arbeit. Doch sie konnte sich kaum konzentrieren, und als sie dann noch ein Stück vom freigelegten Mauerwerk abbrach, warf sie frustriert ihr Handtuch zu Boden. Seit sie hier war, hatte Dario ihre Gedanken beherrscht und sie von ihrer Arbeit abgelenkt. So konnte es nicht weitergehen! Daher gab es eigentlich nur zwei Möglichkeiten: Entweder konnte sie nach Hause fahren oder sich hier vor Ort ihren Gefühlen stellen.
Ich bin eine erwachsene Frau und kein verliebtes kleines Mädchen, sagte sich Josie. Die Antwort war daher nur allzu offensichtlich. Sie wollte Dario – aber sie hatte Angst davor, ihm ihre Liebe zu gestehen.
Wäre ich doch nur stark genug, um ihm zu widerstehen. Aber ich schaffe es einfach nicht … nicht jetzt …
Verzweifelt suchte sie nach einer Lösung, und plötzlich kam ihr eine Idee. Vielleicht war es möglich, mit Dario ein Abkommen zu schließen und ihrer Affäre eine Frist bis Ende ihres Aufenthaltes zu setzen. Dann wüssten beide, worauf sie sich einließen.
Andere Menschen haben ständig irgendwelche Urlaubsromanzen und gehen auch nicht daran zugrunde, sagte sich Josie. Warum sollte ich das nicht auch können? Solange ich mir nicht einbilde, dass mehr daraus werden könnte, kann mir nichts passieren.
Josie schob auch ihre letzten Zweifel beiseite und packte ihre Ausgrabungsutensilien zusammen. Dann machte sie sich rasch, bevor sie es sich wieder anders überlegen könnte, auf den Weg, um Dario zu suchen.
Dario war gerade in seinem Atelier und
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