Julia Extra Band 371
Vogelgezwitscher drang durch die Baumwipfel.
Dario lag auf dem breiten Sofa schlafend neben ihr, den Kopf in ihre Richtung gedreht. Seine Brust hob und senkte sich. Eigentlich hätte sie sich wie im Himmel fühlen müssen, stattdessen kreisten ihre Gedanken unaufhörlich um das, was in den letzten Stunden geschehen war. Dario hatte sie ins Paradies entführt, er hatte ihr Lust und Freude bereitet, bis alle Zurückhaltung und alle Hemmungen wie weggeblasen gewesen waren. Noch nie hatte sie sich so lebendig gefühlt wie in dem Augenblick, als sie sich in seinen Armen verloren hatte. Josie erschauerte bei der Erinnerung daran und durchlebte in Gedanken noch einmal diese wundervollen Momente. Von nun an würde nichts mehr so sein wie zuvor, ahnte sie. Denn was sie gerade mit Dario erlebt hatte, war so unvergleichlich schön gewesen, dass sie auch in Zukunft alles daran messen würde.
Und dieser Gedanke quälte sie. Dieser Mann war ein Playboy – ein Partylöwe mit einer unglaublichen Ausstrahlung. Es wäre unglaublich naiv, sich von ihm emotional abhängig zu machen. Denn Dario würde ihr ebenso wenig wie Andy lebenslang die Treue halten. Ihr Traum von einem gemeinsamen Leben würde niemals in Erfüllung gehen. Davon hatten schon genug Frauen vor ihr geträumt. Sie musste ihn sich aus dem Kopf schlagen, egal, wie sehr sie ihn begehrte. Das war die einzige Möglichkeit.
Dario bewegte sich. Josie wusste, dass sie jetzt stark bleiben musste. Eine Berührung, ein Lächeln und sie würde ihm nicht mehr widerstehen können. Seine Hand strich sanft über ihre nackten Oberschenkel. Sie atmete tief ein, entzog sich seiner Berührung und stand auf.
„Dario, ich …“ Ihr Kopf war wie leergefegt. „Ich muss gehen.“
Um ihre innere Zerrissenheit zu verbergen, drehte sie sich weg und begann, ihre verstreuten Kleidungsstücke aufzusammeln.
„Wo willst du denn hin?“, fragte er schläfrig vom Sofa aus. „Es ist noch früh. Komm, leg dich doch wieder zu mir …“ In seinen Worten lag ein süßes Versprechen.
Josie schaute zu ihm hinüber. Sie wusste, dass es ein Fehler war, aber sie konnte nicht anders. Er sah so großartig aus wie immer. Die ersten Strahlen der Sonne ließen seine Haut golden schimmern. Josie biss sich auf die Unterlippe und versuchte, nicht auf das feine Spiel seiner Muskeln zu achten. Ein leises Verlangen regte sich in ihr. Sie musste hier weg, solange sie es noch konnte.
„Die letzte Nacht war die schönste meines Lebens. Aber ich hätte es nicht zulassen dürfen. Es war falsch.“
„Hm. Aber wie kann etwas, das sich so richtig angefühlt hat, falsch sein?“, fragte er und lächelte.
Josie schlüpfte in ihre Unterwäsche.
„Weil es zu nichts führen kann.“
Darios Lächeln erstarb. „Wie bitte?“ Er setzte sich auf und schien verstimmt zu sein.
Josie kämpfte mit ihren Gefühlen. Alles, was sie wollte, war, sich wieder in seine starken Arme zu schmiegen. Und das Einzige, das sie davon abhielt, war das Wissen, dass Dario schon unzählige erotische Abenteuer vor ihr hatte. Und er war all diese Frauen genauso schnell losgeworden wie gestern Abend seine Kleidung. Sie war mehr wert als das, wusste sie. Er selbst hatte ihr dabei geholfen, das zu erkennen. Für den Rest ihres Lebens würde sie an seine bewundernden Blicke denken, die er ihr auf der Party zugeworfen hatte. Ich muss das beenden, ermahnte Josie sich. So schwer es mir auch fällt. Denn irgendwann würde auch Dario sie verlassen und damit all die wunderbaren Erinnerungen zerstören.
„Ich kann dir einfach nicht mehr geben, Dario.“
„Das kann ich mir nicht vorstellen, tesoro .“ Seine Stimme klang schroff. Er griff nach ihr, doch sie wich aus, bevor seine Hand ihren Arm berühren konnte. „Was ist los mit dir? Bist du enttäuscht, dass ich dir heute Nacht nicht lebenslange Treue geschworen habe? Falls ja, dann kennst du mich doch schlechter, als ich dachte.“
Josie beeilte sich, in ihr Kleid zu schlüpfen. „Nein, Dario. Das habe ich natürlich nicht erwartet. Es ist … komplizierter. Ach, ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll.“
Sie beobachtete, dass sein Gesicht plötzlich versteinerte. Zugleich spürte sie, dass er sich innerlich vor ihr zurückzog.
„Vielleicht kann ich dir ja dabei helfen?“, schlug Dario unvermittelt vor. „Ich bin nämlich Meister im Abfuhren erteilen.“ Der eisige Klang seiner Stimme erschreckte Josie. Sie wollte nicht hören, was er zu sagen hatte. Sie wollte keine
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