Julia Extra Band 371
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„Also, es geht ungefähr so“, begann er unerbittlich. „Es war eine wunderschöne Nacht. Lass sie uns so in Erinnerung bleiben. Ciao Bella!“ Er blickte sie durchdringend an. „Das ist es doch, was du gerade so oder ähnlich versucht hast, mir zu sagen!“ Abrupt stand Dario auf und drehte ihr den Rücken zu. Josie beobachtete, wie er scheinbar ungerührt seine Kleidung vom Boden aufsammelte. Insgeheim hatte sie von ihm mehr Betroffenheit erwartet, stellte sie dabei fest.
Bitte lass es hier nicht enden, nicht so! Gib mir noch ein wenig Zeit mit dir – eine Stunde, einen Tag, eine Woche …
Doch wozu? Das würde das Unvermeidliche nur hinauszögern, wusste Josie, und am Ende würde sie mit einem gebrochenen Herzen zurückzubleiben. Nein, das durfte sie nicht riskieren.
„Ja, du hast recht, Dario“, sagte sie unsicher, um das angespannte Schweigen zu brechen. „Es war wunderschön mit dir. Aber ich werde bald abreisen, und daher finde ich, dass wir es bei dieser einmaligen Erfahrung belassen sollten.“
„Das klingt vernünftig, und nichts anderes habe ich von dir erwartet, Josie.“
Ihr Herz krampfte sich bei seinen Worten zusammen.
„Du bist auch nicht der Typ für flüchtige Abenteuer.“ Er schlenderte zu ihr und strich Josie eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Doch die Geste hatte nichts Liebevolles mehr an sich, sondern wirkte kalt und emotionslos. „Ich möchte dir noch einmal für dein Geburtstagsgeschenk danken. Es war mir wirklich ein Vergnügen.“ Mit ausdrucksloser Miene drehte er sich wieder um, zog sich an, stopfte sein Hemd in die Hose und schloss die Gürtelschnalle.
Josie war niedergeschmettert. Genauso gut hätte er von einem gemeinsamen Angelausflug sprechen können.
Er warf einen kurzen Blick auf die Uhr. „Ich fürchte, ich muss jetzt los. Ich habe Antonia versprochen, sie in die Stadt zu begleiten. Sie braucht meine Hilfe bei der Suche nach einem Kindermädchen für Fabio.“
Seine tiefe Stimme erfüllte Josie mit einem fast unerträglichen Verlangen. Sie sah ihn an und hätte am liebsten die Hand nach ihm ausgestreckt, um ihn zu berühren. Doch auf keinen Fall wollte sie Fehler der Vergangenheit wiederholen.
Als auch Josie vollständig angezogen war, brachte Dario sie zurück zum Castello. Während des gesamten Wegs sprachen sie kein Wort.
Josie wurde das Gefühl nicht los, dass in seinem Schweigen ein tiefes Bedauern lag. Und dieser Verdacht erfüllte sie mit stummer Verzweiflung.
10. KAPITEL
Dario saß in seinem Büro am Schreibtisch. Er drehte einen Stift zwischen den Fingern und betrachtete das Gemälde von Claude Monet, das er während seiner letzten New-York-Reise ersteigert hatte. Doch seine Gedanken waren woanders. Für den Rest seines Lebens würde er die Erinnerung an die Nacht seines dreiunddreißigsten Geburtstags mit sich herumtragen. Er war nicht stolz auf das, was er getan hatte.
Nachdenklich rieb Dario sich das Gesicht und spürte die kleine Wunde am Kinn, wo er sich an diesem Morgen beim Rasieren geschnitten hatte, nachdem er sich vor Selbstvorwürfen kaum im Spiegel hatte ansehen können. Josie hatte etwas in ihm berührt wie keine andere Frau zuvor. Dabei war es doch immer sein Ziel gewesen, eine Affäre zu beenden, bevor Gefühle oder gar Liebe ins Spiel kamen. Liebe. Der bloße Gedanke an dieses Wort ließ ihn innerlich wie äußerlich zusammenzucken. Josie war so anders als all die Frauen, mit denen er normalerweise ausging. Sie fürchtete sich davor, ihre Gefühle zu zeigen, und stand nur ungern im Mittelpunkt. Sie machte keinen großen Wirbel um ihre eigene Person. Sie war wundervoll! Dario seufzte. Er hatte schon etliche Affären beendet, doch jetzt war zum ersten Mal mit ihm Schluss gemacht worden. Das war eine ganz neue Erfahrung gewesen.
Er warf einen Blick in seinen Terminkalender und sah mit Sorge, dass Josies Abreise in dieser Woche bevorstand. Vor seinem inneren Auge tauchte ihr wunderschönes Gesicht auf. Heute Morgen schien sie mit ihren Gedanken weit weg gewesen zu sein, fiel ihm dabei wieder ein. Was war wohl in ihr vorgegangen? Eine Woge der Lust durchflutete seinen Körper. Und plötzlich musste er über sich selbst lächeln, denn er hatte sich schon seit einer Ewigkeit keine Gedanken mehr um den Gemütszustand einer Frau gemacht. Aus irgendeinem Grund gingen ihm ihre Worte nicht mehr aus dem Kopf.
Ich werde bald fort sein.
Das war eine Tatsache. Sie wussten beide, dass ihr Aufenthalt hier begrenzt war. Aber warum
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