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Julia Extra Band 371

Julia Extra Band 371

Titel: Julia Extra Band 371 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Hollis , Lynne Graham , Carol Marinelli , Nicola Marsh
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betrachtete ein wenig unzufrieden die Zeichnung, die er mit farbiger Kreide auf eine Leinwand vorskizziert hatte. Das Portrait wollte ihm einfach nicht gelingen. Zum dritten Mal tränkte er einen Lappen mit Terpentin und machte sich daran, die Leinwand wieder zu säubern, um noch einmal von vorne zu beginnen. Aus den Augenwinkeln sah er, dass eine Person im Türrahmen auftauchte. Er blickte auf und erkannte Josie. Schuldbewusst senkte er kurz die Lider, doch dann gelang ihm ein Lächeln.
    „Komm rein! Was für eine unerwartete Freude! Ich hatte schon gedacht, du gehst mir aus dem Weg.“
    Offensichtlich hatte er ins Schwarze getroffen, denn Josie schaute ihn unsicher an und errötete leicht. Doch dann straffte sie die Schultern und betrat den Raum. Nervös wanderte ihr Blick umher. Dario wusste, warum. Das hier war sein Reich, mit all den Farben, Pinseln und Bildern. Hier fühlte er sich sicher. Josie nicht, das war deutlich zu erkennen.
    „Warum kommst du nicht her und siehst dir an, woran ich gerade arbeite?“, forderte er sie auf.
    Sie ging, wenn auch ein wenig zaghaft, auf ihn zu und stellte sich neben ihn vor die Leinwand. Bei dem Anblick des Bildes stockte Josie kurz der Atem. Dann runzelte sie fast unmerklich die Stirn, und ein ernüchterter Ausdruck trat auf ihr Gesicht. Obwohl nur halbfertig, war deutlich das Portrait einer schönen jungen dunkelhaarigen Frau zu erkennen.
    „Ist das Arietta?“ Die Atmosphäre im Raum änderte sich merklich, und unter ihrem eindringlichen Blick wurde Dario unbehaglich zumute.
    Er nickte. „Ja, das sollte sie werden“, erwiderte er. „Ich dachte, sie verdient einen Platz in der Ahnengalerie. Denn wären die Dinge anders gelaufen, dann wäre sie jetzt meine Contessa.“
    Josie blieb wortlos stehen, und Dario musterte sie eindringlich.
    „Möchtest du mich vielleicht etwas über sie fragen?“
    „Erzähl mir nur von ihr, wenn du es möchtest“, erwiderte sie ruhig. „Denn ich spreche auch nur ungern über meine Vergangenheit. Daher kann ich schlecht erwarten, dass es bei dir anders ist.“
    Dario machte eine anerkennende Kopfbewegung. „Wir haben uns in meinem letzten Jahr an der Uni getroffen …“ Es fiel ihm schwer, die richtigen Worte zu finden. Es war damals Liebe auf den ersten Blick gewesen. Magisch und vollkommen anders als alles, was er jemals zuvor erlebt hatte. Doch dann, nach dem Studium, hatte sie irgendwann der Alltag eingeholt. Sie hatten viele ihrer Ideale über Bord werfen müssen und sich einer Arbeitswelt gestellt, in der praktisches Denken und Handeln gefordert war. Ihre Liebe war einer ungeheuren Belastungsprobe ausgesetzt gewesen. „Eines Abends hatten wir einen heftigen Streit. Es ging dabei um ganz blöde Dinge. Sie warf mir vor, dass ich zu viel Zeit in meinem Atelier verbringe und zu wenig Zeit mit ihr. Draußen wütete ein heftiger Sturm, doch am Ende lief sie hinaus und fuhr mit dem Wagen weg. Ich fuhr ihr nach, aber sie hatte beschlossen, sich nicht von mir einholen zu lassen und gab Vollgas. Am Ende rutschte sie mit dem Wagen eine steile Böschung hinab, überschlug sich und landete in einem überfluteten Graben.“
    Er wartete auf den vertrauten Schmerz, der sonst beim Erzählen dieser Geschichte bei ihm einsetzte. Doch er blieb aus und wollte sich einfach nicht einstellen. Josie sah ihn schweigend an.
    Eine hervorragende Zuhörerin ist sie obendrein auch noch, dachte Dario und versuchte weiterzusprechen.
    „Sie starb noch auf dem Weg ins Krankenhaus.“
    „Das tut mir so leid.“
    „Ja, mir auch.“
    Josie schaute ihn überrascht an, und Dario erkannte, dass seine knappe Reaktion vielleicht ein wenig herzlos in ihren Ohren geklungen haben mochte.
    Wahrscheinlich hat sie angenommen, ich würde irgendwie traumatisierter sein. Das war ich auch … aber jetzt nicht mehr …
    Dario bemerkte, dass es ihm viel leichter gefallen war, über diese Geschichte zu sprechen, als er angenommen hatte. Ja, vielleicht war es sogar ganz heilsam, darüber zu reden. Einen Versuch war es wert.
    „Ihr Tod hätte mich fast zerstört“, sprach er weiter. „Es verging kein Tag, an dem ich nicht an sie gedacht habe. Und trotz unserer Probleme am Ende war der Moment, in dem Arietta in mein Leben trat, ganz besonderes für mich. Die große Lücke, die sie hinterließ, versuchte ich mit dem Feiern von Partys zu füllen. Aber es hat nicht funktioniert. Nichts konnte an das Liebesglück mit Arietta heranreichen, denn niemand konnte mich so verstehen, wie sie

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