Julia Extra Band 372
daruntergelegt. Du kannst Mollys erstes Weihnachten miterleben.“
Er sah sie eine Weile wortlos an, dann schloss er die Augen.
„Elise, ich bin fertig hier. Ich muss los.“
Ihr Herz setzte einen Schlag aus, aber dann meldete sich ihr gesunder Menschenverstand. Sie wollte nur, dass er noch eine Stunde blieb. Eine Stunde, in der sich eine unvergessliche Erinnerung in ihm verankern und er seine Liebe zu ihr spüren würde.
„Also gut, dann lassen wir das Essen einfach sausen. Bleib nur noch so lange, bis Molly ihre Geschenke ausgepackt hat.“
„Nein, für mich ist es höchste Zeit zu fahren.“ Er stand auf. „Ich weiß, du versuchst, mir zu zeigen, wenn ich bei euch bin, dann ist alles okay.“ Er holte tief Luft. „Aber das weiß ich schon. Ich wäre ja blind, wenn ich nicht erkennen würde, dass ich ein ganz anderer bin, wenn wir zusammen sind. Aber das ändert nichts an dem, was ich vor all diesen Jahren getan habe.“
„Jared …“
Er schüttelte den Kopf. „Nein, ich muss wirklich los.“ Und schon wandte er sich Richtung Tür.
Seine kalten Worte trafen sie ins Mark. Ein Mann, der sie liebte, würde sie nicht so abservieren. In seinen Worten würde zumindest ein wenig Bedauern mitschwingen. Aber aus Jareds Stimme hörte sie nichts dergleichen heraus.
Tränen stiegen ihr in die Augen. Er mochte sie. Er mochte die Stadt, er mochte das Zuhause, das sie ihm schaffen könnte, aber er liebte sie nicht.
Aber sie brauchte jemanden, der sie liebte. So wie sie war.
Nach einer Weile spürte sie seine Finger auf ihrer Schulter, und er drehte sie sacht zu sich herum. Er senkte den Kopf und küsste sie zärtlich, und Elise spürte, wie seine Gefühle ihn überwältigten. Mit dem Kuss versuchte er, ihr zu zeigen, dass sie ihm mehr bedeutete, als Worte sagen konnten, aber sie spürte auch den inneren Kampf, der in ihm tobte. Jared wusste, dass er gehen musste und nie mehr wiederkommen würde.
Er trat von ihr zurück, nahm die Hände von ihren Schultern und vergrub sie tief in den Hosentaschen, so als wollte er nicht riskieren, sie noch einmal zu berühren. „Es tut mir leid“, sagte er leise. Dann machte er auf dem Absatz kehrt und ging hinaus, ohne sich noch einmal umzudrehen. Schon nach ein paar Sekunden hörte sie, wie der SUV startete und der Kies knirschte, als er die Zufahrt hinunterfuhr.
Dann herrschte Stille.
Da er nicht über Elise, die er allein und traurig zurückgelassen hatte, nachdenken wollte, fuhr Jared schnell auf den Highway, wo er wie von Furien gejagt Richtung Interstate Highway raste. Weit und breit war der SUV das einzige Auto, aber dann fiel ihm ein, dass die meisten Menschen Heiligabend ja schon bei ihren Familien verbrachten. Er hatte am Morgen seine Eltern angerufen und ihnen gesagt, dass er etwas später kommen würde. Es gab also keinen Grund zur Eile.
Er nahm den Fuß vom Gas und dachte an Elise. An ihre zarte Haut, die zärtlichen Küsse und ihren wunderbaren Humor, der das Zusammensein mit ihr so unbeschwert machte. Wäre er an diesem Abend geblieben, wie sie es sich gewünscht hatte, dann hätten sie sicher zum ersten Mal miteinander geschlafen.
Ein unbändiges Verlangen erfasste ihn. Er liebte und begehrte sie manchmal so sehr, dass er sich fast nicht mehr unter Kontrolle hatte. Gott sei Dank war er aufgebrochen. Er wollte sich ihr nicht länger zumuten.
Um sich abzulenken, zog er das Handy aus der Tasche und schaltete es an. Er hatte in der Zwischenzeit unzählige Anrufe auf die Mailbox und auch SMS erhalten. An Feiertagen herrschte bei ihm und seinen Mandanten immer Hochkonjunktur.
Als Erstes las er die SMS: Brianna James war fotografiert worden, als sie sternhagelvoll eine Bar verließ. Jared stöhnte auf. Art Winfield steckte in den Vertragsverhandlungen mit seinem Studio fest und wollte, dass er für ihn intervenierte. Jared verdrehte die Augen. Diese Leute hatten große, prächtige Häuser. Sie hatten genug Geld, sich alles zu leisten, was sie wollten. Sie hatten Angestellte, die ihnen den Alltag meisterten, warum mussten sie dann immer ihn anrufen?
Seine Mandanten hatten keine Ahnung, wie es in der realen Welt zuging. Elise würde nicht jammern, wenn es Probleme mit Vertragsverhandlungen gab, sie würde sich auch nicht in Bars betrinken, wenn sie eine Pechsträhne hätte.
Wenn Elise etwas Schlimmes widerfuhr, machte sie das Beste daraus. Als Patrick sie in der Schwangerschaft hatte sitzen lassen, hatte sie nicht nur ihren Lebensunterhalt verdient, sondern
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