Julia Extra Band 374
arbeiten. Aber sie hatte sich nach der leidenschaftlichen Liebesnacht mit ihrem griechischen Boss drinnen eingesperrt und rastlos gefühlt. Es war so etwas wie das dringende Bedürfnis nach Flucht gewesen, wobei ihr klar war, dass Zak sie irgendwann sowieso ausfindig machen würde.
„Ich wollte dich nicht wecken“, erwiderte sie wenig überzeugend.
„Warum nicht?“
„Weil …“ Was für einen Sinn hatten diese Spielchen noch? Wusste Zak denn nicht längst mehr über sie als irgendein anderer Mensch, ihr verstorbener Mann und ihre Mutter eingeschlossen? „Weil ich dachte, du würdest vielleicht bereuen, was geschehen ist, wenn du heute Morgen aufwachst.“
Als er schwieg, hakte sie unwillkürlich nach: „Und? Hast du es bereut?“
Nachdenklich betrachtete Zak ihr blasses Gesicht. Sie hatte sich das blonde Haar wie meist, wenn sie arbeitet, lose hochgesteckt und trug Jeans und ihre warme Winterjacke. Nichts erinnerte mehr an die Göttin in weißer Seide, die gestern in seinen Armen getanzt hatte, was vielleicht sogar ganz bewusst von ihr beabsichtigt war. Er dachte über ihre Frage nach. Allein die Tatsache, dass sie sie überhaupt gestellt hatte, sprach Bände über ihre Unerfahrenheit. Eine erfahrene Frau wäre niemals so früh in einer Beziehung derart vorgeprescht und hätte sich damit der Gefahr der Zurückweisung ausgesetzt. Denn Unaufrichtigkeit war für ihn tabu … er hatte noch nie einer Frau falsche Hoffnungen gemacht.
Ihm fiel das Foto ein, das die Paparazzi gestern Abend unglücklicherweise geschossen hatten … wie er mit finsterer Miene und Emma im Schlepptau überstürzt die Party verlassen hatte. Inzwischen war es bestimmt in sämtlichen Nachrichtenredaktionen der westlichen Welt angekommen. Ob sie es tatsächlich brachten, hing immer noch von der aktuellen Nachrichtenlage ab. Aber natürlich würde es heiße Spekulationen über die „geheimnisvolle Blondine“ an seiner Seite geben. Er seufzte. „Wahrscheinlich war es wirklich nicht die beste Idee.“
Emma wurde schwer ums Herz. „Es hat dir also nicht gefallen?“
Er sah die ehrliche Besorgnis in ihren Augen und fühlte sich plötzlich in Anbetracht ihrer Vergangenheit verpflichtet, ihr Mut zu machen – selbstverständlich ohne falsche Hoffnungen zu wecken. „Es hat mir sehr gefallen“, antwortete er deshalb. „Und dir auch, wie ich glaube?“
„Ja“, flüsterte sie. Als ob er das fragen musste! Ein Mann wie Zak wusste genau, dass er ein fantastischer Liebhaber war, und brauchte nie an sich zu zweifeln. Vermittelte er jeder Frau, mit der er schlief, das Gefühl, wie auf Wolken zu schweben?
„Dann können wir nur hoffen, dass Nat keins der Fotos zu Gesicht bekommt, die die Paparazzi von uns gemacht haben.“
Das hatte sie völlig vergessen! „Ich … habe dir doch gesagt, dass Nat und ich nur Freunde sind.“
Wie unerfahren sie doch war. Von der fundamentalen Rivalität zwischen Brüdern – oder zwischen Männern überhaupt – hatte sie anscheinend keine Vorstellung. „Es ist einfach besser, du sagst nichts, es sei denn, er spricht dich direkt darauf an.“
Emma fühlte sich wie unerwünschter Schmutz, der einfach unter den Teppich gekehrt wird. „Ich würde nicht im Traum daran denken, es jemandem zu erzählen“, erwiderte sie gekränkt. „Keine Sorge, ich werde es keiner Menschenseele verraten. Ich kann auch auf der Stelle abreisen, wenn das angenehmer für dich ist. Das meiste Material ist ja bestellt und muss in den nächsten Tagen nur noch aufgebaut und angebracht werden. Cindy ist ein schlaues Mädchen und weißt ziemlich gut, was zu tun ist. Das ganze Projekt wird bis zum Wochenende abgeschlossen sein, und für die Eröffnung brauchst du mich nicht.“
„Wenn ich mit einer Frau schlafe, führt das gewöhnlich nicht dazu, dass sie danach so weit wie möglich von mir weg will“, meinte er, halb spöttisch, halb irritiert.
„Ich habe nicht gesagt, dass ich das will.“ Emma senkte den Blick und atmete tief ein. Auf keinen Fall durfte Zak etwas von ihrer Verletzlichkeit und ihrer Sehnsucht erahnen. Sie war schließlich selbst ganz schockiert, wie stark ihre Gefühle für ihn waren. Am liebsten hätte sie ihn in diesem Moment zu sich gezogen, ihn ganz festgehalten und heiß geküsst. Was bestimmt ein echter Abtörner für einen Mann wie ihn gewesen wäre! „Aber es ist vielleicht das Beste, wenn ich gehe.“
Während Zak sie nachdenklich betrachtete, kam ihm in den Sinn, dass sie möglicherweise
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