Julia Extra Band 374
raffinierter war, als er gedacht hatte. Vielleicht spielte sie an diesem Morgen ganz bewusst die Unberührbare, weil sie ahnte, wie verlockend es für ihn sein musste. Denn nichts reizte ihn mehr als etwas, das er nicht haben konnte. War sie schlau genug, um das durchschaut zu haben?
„Du gehst nirgendwohin“, erwiderte er sanft. „Du wirst heute wie gewöhnlich arbeiten, und um acht gehst du mit mir zum Essen aus.“
„Zum Essen?“, wiederholte sie verblüfft.
„Ist das unter den gegebenen Umständen ein so ungewöhnlicher Vorschlag? Und essen musst du sowieso.“ Seine Augen blitzten vielsagend. „Es sei denn, du hast andere Pläne?“
Obwohl es ihr schwerfiel, verkniff sie sich ein Lächeln, denn zu viel Begeisterung wäre uncool gewesen, oder? „Oh ich denke, das mit dem Essen geht schon in Ordnung.“
„Gut. Ich habe den Tag über Besprechungen in einem anderen Teil der Stadt, darum schicke ich dir einen Wagen, der dich abholt. Wir treffen uns im Restaurant. Wie klingst das?“
„Prima.“
Als er aufstand, um zu gehen, wartete sie vergeblich auf einen Kuss, eine zärtliche Berührung … irgendetwas, das zumindest andeutungsweise daran anknüpfte, was für eine atemberaubende Liebesnacht sie miteinander verbracht hatten. Aber Zak lächelte ihr nur flüchtig zu, bevor er verschwand und sie allein ließ.
Ihr wurde bewusst, dass sie immer noch nicht wusste, ob er bereute, was zwischen ihnen geschehen war. Doch ihr war auch klar, dass es nicht gesund sein konnte, zu viel darüber zu grübeln. Darum konzentrierte sie sich wieder auf ihre Arbeit und verbrachte zusammen mit Cindy fast eine Stunde damit, ein neues Gemälde aufzuhängen, bis sie endlich zufrieden mit dem Ergebnis war.
„Du bist eine schreckliche Perfektionistin“, meinte ihre junge Assistentin neckend.
Emma lächelte. „Ich nenne es, auf das Detail zu achten. Und das ist das Erfolgsgeheimnis aller Innenarchitekten.“
Ihre Nervosität kehrte mit voller Macht zurück, als sie sich für das Abendessen zurechtmachte. Vor allem, nachdem sie einen Blick in die Zeitung geworfen hatte, die man ihr unter der Tür ihrer Suite durchgeschoben hatte. Auf den Gesellschaftsseiten prangte ein Foto von ihr und Zak, wie sie zusammen die Party verließen. Emma hatte schon lange kein Bild mehr von sich in der Zeitung gesehen und hasste es noch genauso wie damals. Die Körpersprache auf dem Foto sprach Bände. Zak wirkte finster und zornig, während sie eher besorgt aussah und kaum mit ihm Schritt zu halten schien. Sie fragte sich, wie Nat es wohl deuten würde, sollte er es zu Gesicht bekommen.
Ihrer eher gedämpften Stimmung entsprechend, wählte sie ein schlichtes schwarzes Kleid, zu dem sie als einzigen Schmuck eine lange Perlenkette trug. Dazu ein dezentes Make-up und eine elegante Hochsteckfrisur, und Emma war zufrieden. Sie zog sich noch eine warme Jacke über, bevor sie in die Lobby hinunterging und sich vom Portier zu einem wartenden Wagen geleiten ließ.
Es kam ihr völlig unwirklich vor, in einer Limousine mit Chauffeur quer durch New York gefahren zu werden. Als der Wagen schließlich vor einem unscheinbaren Gebäude im Meatpacking District, dem ehemaligen Schlachtviertel, hielt, glaubte Emma zunächst, der Fahrer habe sich geirrt. Bis ihr einfiel, dass sich dieser Bezirk in den letzten Jahren zu einem der angesagtesten von New York gemausert hatte.
Der Ober, dem sie Zaks Namen nannte, informierte sie, dass ihr Begleiter noch nicht eingetroffen sei. Emma entschied sich, nicht in der Bar, sondern am Tisch auf ihn zu warten. Nur scheinbar selbstbewusst durchquerte sie mit klopfendem Herzen das voll besetzte Lokal, das mit viel Chic eingerichtet worden war. Wie kam sie eigentlich dazu, sich mit einem Mann zum Essen zu verabreden, der nicht einmal die Höflichkeit besaß, pünktlich zu erscheinen? Sie bestellte ein Wasser und nippte daran in dem zweifelhaften Bewusstsein, dass sie im ganzen Raum die einzige Frau ohne Begleitung war.
Nach einer gefühlten Ewigkeit traf Zak endlich ein und wurde – wie überall – zuvorkommend begrüßt und an ihren Tisch geführt. Immer noch konnte sie nicht glauben, dass sie sich mit diesem atemberaubend attraktiven Mann vergangene Nacht so heiß geliebt hatte. Allein bei der Erinnerung daran jagte ihr ein Schauer durch den Körper.
Zak rückte sich einen Stuhl zurecht und setzte sich ihr gegenüber. „Es tut mir leid, dass ich zu spät bin.“
„Kein Problem“, wehrte sie ab. „Ich habe mich
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