Julia Extra Band 374
herbeieilenden Ober ein Glas Champagner entgegengenommen und sich unter die Gäste gemischt.
In dieser ersten halben Stunde war alles gut gegangen. Trotzdem konnte er das unterschwellige Unbehagen nicht abschütteln.
Jen war spät dran. Er hätte darauf bestehen sollen, dass sein Chauffeur sie fuhr und sie nicht mit dem Taxi kam.
Aber was, zum Teufel, spielte es für eine Rolle, wann sie hier eintraf? Oder ob sie es überhaupt tat? Er tat lediglich einer guten Freundin einen Gefallen.
„Na, suchst du jemanden?“
Mark Dunn kam mit seiner Frau im Schlepptau auf ihn zu und schüttelte ihm die Hand.
Alex riss sich zusammen. „Ich wollte nur mal sehen, wer alles da ist.“
„Du hast deine Sache mit den Journalisten gut gemacht“, lobte Mark ihn. „Apropos … Wie läuft es mit der Journalistin, die bei dir wohnt?“
Alex zuckte mit den Schultern. „Wir sehen uns kaum. Und Ende des Monats zieht sie schon wieder aus.“
Er hatte keine Lust, mit irgendjemandem über Jen zu sprechen. Plötzlich kam ihm der Gedanke, dass sie es sich vielleicht doch anders überlegt hatte und in den Nachtclub gegangen war. Ihm wurde eiskalt, und er entschuldigte sich bei Mark, um nach draußen zu gehen und sie anzurufen.
Dazu kam er jedoch nicht mehr. Wie erstarrt stand er da und blickte über Marks Schulter zur Tür. Da war sie.
Seit wann hatte Jen solche Kurven? Es hätte ihm eigentlich längst auffallen müssen. Ihr Lächeln und ihre stolze Haltung verrieten ihr wachsendes Selbstbewusstsein. Sie sah umwerfend aus.
Schnell wandte Alex den Blick ab. Jetzt würde er ernsthafte Probleme bekommen.
Er hätte gleich bei ihrer ersten Begegnung seinem Impuls folgen sollen. Sie verführen, ein paar heiße Nächte mit ihr verbringen und das Ganze dann beenden sollen. Dann hätte er sie genau wie die anderen längst vergessen. Stattdessen hatte er den dämlichen Rat seines PR-Teams befolgt und war auf Abstand gegangen. Dadurch hatte er sie besser kennengelernt und eine Beziehung zu ihr aufgebaut.
Jen saß an einem Zehnertisch und wurde von den anderen Gästen von Anfang an in die Unterhaltung mit einbezogen. Der riesige Kronleuchter und die geschmackvolle Weihnachtsdekoration schufen eine festliche Atmosphäre, genau wie die exquisit gedeckten Tische mit den funkelnden Kristallgläsern und dem Silberbesteck.
An diesen luxuriösen Lebensstil hätte sie sich gewöhnen können, wie sie sich eingestehen musste. Es war nicht nur dieses prachtvolle Ambiente, sondern auch der Luxus, in einem Apartment in Chelsea zu wohnen und Designersachen zu tragen. Sie hatte diese Welt im Geiste so lange verdammt, dass sie sich fast wie eine Heuchlerin fühlte, als sie sich eingestand, wie sehr sie das alles genoss.
Als das Essen beendet war, begann die Auktion. Der Mann zu ihrer Linken wusste genau, was er wollte.
„Bieten Sie nicht mit?“, erkundigte er sich, nachdem er für eine horrende Summe ein Jagd- und Angelwochenende auf einem exklusiven Landgut im Norden gewonnen hatte.
„Ich angle nicht“, erwiderte Jen.
Lächelnd prostete er ihr zu. „Richard Moran“, stellte er sich vor.
Er war ungefähr Mitte dreißig und hatte unergründliche dunkle Augen, die einen faszinierenden Kontrast zu seinem blonden Haar bildeten. Auf eine gefährliche Art und Weise sah er gut aus.
Als er ihr die Hand entgegenstreckte, schüttelte sie sie lächelnd.
„Genevieve Hendon.“
„Sind Sie allein hier?“
„Ja“, erwiderte sie. „Eigentlich wollte ich mit einer Freundin kommen, aber sie war verhindert. Und Sie?“
Er neigte den Kopf. „Ich auch, aber ich kenne hier viele Leute. Wir sind in derselben Branche tätig.“
Jen lächelte. „Kenne ich eine Ihrer Arbeiten?“, erkundigte sie sich interessiert.
Richard Moran widmete ihr seine volle Aufmerksamkeit. „Schon möglich. Haben sie schon einmal von der Treue – Trilogie gehört?“
Ihr Herz pochte schneller. Wer hatte das nicht? Es handelte sich um eine Abenteuersaga, keinesfalls oscarverdächtig, aber ein echter Kassenknüller. Im Geiste hakte sie ihre Checkliste ab.
Gutaussehend? Ja, trotz der leicht beunruhigenden Augen.
Reich? Und ob.
Ungebunden? Das galt es noch herauszufinden.
„Und was machen Sie beruflich?“, fragte er nun. „Sind Sie auch beim Film?“
Jen lachte unbeschwert. „Nein. Ich habe eine Firma für exklusiven Schmuck gegründet und gehe damit bald an den Start.“
Nun wurde der nächste Preis versteigert – VIP-Karten für eine ausverkaufte Sportveranstaltung.
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