Julia Extra Band 374
fast den Zuschlag bekommen, obwohl ich kein Geld habe und Pferde verabscheue. Ich dachte, Sie würden mir zuwinken. Eigentlich wollten wir uns doch um jeden Preis aus dem Weg gehen.“
„Das tun wir auch“, bestätigte er. „Ich kann allerdings nicht tatenlos zusehen, wie Sie den Abend mit Richard Moran verbringen, ohne Sie vor ihm zu warnen.“
„Warum sollten Sie das tun? Er ist das perfekte Ziel. Haben Sie mitbekommen, wie viel er für dieses dämliche Jagdwochenende geboten hat? Er schwimmt offenbar im Geld, ist allein hier und sieht ganz passabel aus. Er erfüllt also alle Bedingungen.“
„Wie viel er hier spendet, spielt keine Rolle. Man kann ihm nicht vertrauen. Er wird alles tun, um zu bekommen, was er will.“
Als Jen daraufhin unvermittelt stehen blieb, musste er es auch tun. Regungslos verharrten sie so, von tanzenden Paaren umgeben. Jens Miene war finster.
„Er ist Filmproduzent, stimmt’s? Genau wie Sie.“ Jen hielt die Hand hoch und wandte den Blick ab. „Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Hilfe, aber ich komme jetzt allein klar. Er ist perfekt, und ich mache keinen Rückzieher, nur weil er zufällig ein Konkurrent von Ihnen ist.“
„Darum geht es nicht. Er ist kein netter Mensch.“
Nun verdrehte sie die Augen. „Was soll das heißen?“
„Sagen wir, er ist in einige dubiose Machenschaften verwickelt. Wenn er erfährt, dass Sie ihn unter Vorspiegelung falscher Tatsachen anmachen, könnte es unangenehm für Sie werden. Wenn er wollte, könnte er Ihnen mit einem einzigen Anruf die ganze berufliche Zukunft verbauen. Sie sind den Umgang mit diesen Leuten nicht gewohnt und haben keine Ahnung, worauf Sie sich möglicherweise einlassen.“
Alex merkte sofort, dass er das Falsche gesagt hatte, denn Jen funkelte ihn aufgebracht an.
„Seien Sie gefälligst nicht so herablassend! Dass ich nicht im Geld schwimme, bedeutet nicht automatisch, dass ich den Umgang mit Leuten wie Ihnen nicht gewohnt bin. Ich dachte, Sie wären anders, aber ich habe mich getäuscht. Sie sind genauso wie alle anderen hier, denn Sie halten sich für etwas Besseres.“
„So habe ich es nicht gemeint“, betonte er. Woher rührte nur ihre übertriebene Angst, nicht in diese Kreise zu passen?
„Ich werde schon mit Richard Moran fertig“, erklärte Jen scharf. „Er wird nie herausfinden, wer ich bin. Ich werde wohl kaum mehr als Small Talk mit ihm machen, aber dafür Unmengen Informationen für meinen Artikel bekommen. Ich würde es also begrüßen, wenn Sie jetzt verschwinden würden.“
Nachdem er sich von ihr gelöst hatte, kehrte sie auf die andere Seite des Raumes zu Richard Moran zurück, der dort wie ein Raubtier auf sie wartete, einen Drink in jeder Hand. Alex konnte sich kaum noch zügeln. Er bahnte sich einen Weg an den tanzenden Paaren vorbei auf die entgegengesetzte Seite, wo er schnell von Gästen umringt wurde.
Obwohl er sich auf die Gespräche zu konzentrieren versuchte, konnte er nur an Jen denken. Was war bloß mit ihm los? Normalerweise erinnerte er sich kaum an die Namen seiner Freundinnen, während ihm bei ihr jede Kleinigkeit auffiel – ihr wunderschön geschwungener Hals, ihr seidiges blondes Haar und ihre atemberaubende Figur, die in dem Samtkleid besonders gut zur Geltung kam. Er sehnte sich danach, Jen wieder an sich zu ziehen und ihren Körper zu spüren.
Alex riss sich zusammen. Seit ihrer ersten Begegnung hatte sie ihm nur Probleme bereitet. Schon seit langem stand seine Arbeit für ihn an erster Stelle, und er würde nie wieder zulassen, dass ihm eine Frau in die Quere kam.
Als Jen wieder mit Richard Moran die Tanzfläche betrat, zwang Alex sich, woanders hinzusehen, obwohl er Richard am liebsten den Hals umgedreht hätte.
8. KAPITEL
Regel Nummer sechs: Reiche Männer trifft man immer in der Nähe von Yachten und Pferden an. Also beweg dich dorthin, und sieh zu, dass du weißt, wovon du redest.
Als Alex die Tür zu seinem Apartment aufschloss, schien es ihm, als könnte er keinen klaren Gedanken mehr fassen.
Es konnte nur an dem ganzen Stress liegen. Alle hatten ihn unter Druck gesetzt, für positive Publicity zu sorgen. Und da er momentan gezwungen war, enthaltsam zu leben, hatte er sich auf die nächstbeste Frau konzentriert. Und so toll Jen auch aussehen mochte, machte es die Tatsache nicht wett, dass sie immer Chaos verursachte und sich Probleme einhandelte.
Als er beschloss, sie einfach gewähren zu lassen, hatte er sich zuerst befreit gefühlt. Sollte sie doch
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