Julia Extra Band 374
flüchtigen Affäre“, gestand sie. „Er war der Chef meiner Mutter. Und er war verheiratet.“ Dann nahm sie ihre Gabel wieder in die Hand und schob die Fleischstücke auf ihrem Teller hin und her. „Als er von der Schwangerschaft erfuhr, hat er sich völlig von ihr zurückgezogen und so getan, als würde es mich nicht geben.“
„Ihre Mutter hat es seiner Familie also nicht erzählt?“
Jen schüttelte den Kopf. „Sie wollte mich allein großziehen. Deshalb hat sie es für sich behalten.“
Liebevoll dachte sie an ihre Mutter, die sich immer ihre Würde bewahrt hatte. Sie hatte sich mit einer einmaligen Zahlung einverstanden erklärt, und damit war das Ganze für sie erledigt gewesen. Aber das brauchte Alex nicht zu erfahren.
„Und er hat nie versucht, Kontakt zu Ihnen aufzunehmen?“
Jen trank einen Schluck Kaffee und dachte über die Frage nach.
„Nein“, erwiderte sie schließlich. „Ich glaube, am meisten hat es mir während meiner Schulzeit zu schaffen gemacht, aber nur, weil ich genauso sein wollte wie die anderen. Und ich habe überlegt, ob er sich melden würde, wenn ich volljährig werde.“ Sie lächelte bitter. „Aber ich habe bis heute nichts von ihm gehört.“
„Und wenn er jetzt plötzlich auftauchen würde?“
„Es würde mich überhaupt nicht interessieren.“ Ohne Alex anzusehen, aß sie weiter.
Alex betrachtete Jen forschend. Kein Wunder, dass sie so versessen darauf war, sich selbst etwas zu beweisen und Erfolg zu haben. Auch wenn sie sich gleichgültig gab, musste es sie sehr verletzt haben, dass ihr Vater nie versucht hatte, sich mit ihr in Verbindung zu setzen.
„Und, was steht als nächster Punkt auf Ihrer Tagesordnung?“, erkundigte er sich, um sie aufzuheitern und sich selbst von dem Bedürfnis abzulenken, die wahre Jen Brown kennenzulernen.
„Jetzt mache ich mich auf die Suche nach begehrten Junggesellen. Und da ich immer noch wenig Geld habe, habe ich mir einige Möglichkeiten überlegt, wie ich mich ihnen in den Weg werfen kann, ohne teure Eintrittskarten kaufen zu müssen.“
Ihre Stimme klang so begeistert, dass er alarmiert war. Was, zum Teufel, führte Jen jetzt im Schilde?
„Und was schwebt Ihnen vor?“
„Es gibt einen bestimmten Nachtclub, in den ich heute Abend vielleicht gehe. Er ist bei jungen Adligen sehr beliebt.“
Die Vorstellung erfüllte ihn mit kaltem Entsetzen. Kein halbwegs normaler Mann würde die Gelegenheit verpassen, sich an Jen heranzumachen.
„Auf keinen Fall gehen Sie allein in irgendeinen Nachtclub“, erklärte Alex, ohne nachzudenken. „Womöglich landen Sie irgendwo tot in einem Graben.“
„Soweit ich weiß, gibt es in Chelsea keine Gräben“, erwiderte Jen trotzig. „Was kümmert es Sie überhaupt, wohin ich gehe? Ich bin Ihnen wirklich dankbar für Ihre Unterstützung, aber jetzt komme ich allein klar. Ich werde mich keinem Mann an den Hals werfen, der weniger als eine Million wert ist.“
Alex kochte vor Wut – warum, wollte er lieber nicht ergründen. Er kannte Jen mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass sie es erst recht tun würde, wenn er es ihr verbot.
„Ich habe eine bessere Idee“, sagte er deshalb schnell. „Auf die Art und Weise würden Sie viel mehr Material für Ihren Artikel bekommen.“
Argwöhnisch blickte sie ihn an. „Und die wäre?“
„Heute Abend findet ein Weihnachtsball für sozial benachteiligte junge Leute statt, die im Filmgeschäft Karriere machen wollen“, informierte er sie. „Ich bin einer der Schirmherren. Die Location ist ein Fünfsternehotel in Mayfair. Es gibt einen Champagnerempfang, Essen und Tanz. Und eine Wohltätigkeitsauktion. Es werden viele Leute von der Presse und aus der Filmbranche da sein. Was halten Sie davon, wenn ich Ihnen eine Eintrittskarte dafür beschaffe? Sie werden auf Schritt und Tritt irgendwelchen begehrten Junggesellen begegnen.“
Und so würde er sie im Auge behalten und dafür sorgen können, dass ihr nichts passierte und sie sich keinen Ärger einhandelte.
„Die lassen doch nicht jeden rein. Außerdem würde es nicht zu meinem Artikel passen, denn eine Durchschnittsfrau könnte sich niemals eine Eintrittskarte für so eine Veranstaltung leisten.“
Alex verdrehte die Augen. „Das Thema hatten wir doch schon. Sie betonen doch immer wieder, dass der Artikel nicht ganz ernst gemeint sein soll. Kein Landei wird auf die Idee kommen, nach London zu fahren und sich einen reichen Mann zu angeln. Sie wollen doch nur unterhalten.“
„Ja, ich
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