Julia Extra Band 375
Andrew zurück.
Sie versuchte zu lächeln, als sie ins Wohnzimmer ging. „Charles, was machst du denn hier?“
„Ich spreche mit Andrew.“
„Das sehe ich.“ Sie schaute die beiden an und wartete auf eine Erklärung. Stattdessen tauschten sie einen konspirativen Blick aus.
„Er wollte mit mir über Mathe reden“, erklärte ihr Andrew. „Damit ich auch ohne die Nachhilfestunden klarkomme und so.“
„Das ist aber nett von ihm.“
„Ja, er hat mir sehr geholfen.“
Es kostete sie alle Mühe, zu nicken und so zu tun, als würde sie ihrem Sohn glauben. „Könnte ich jetzt mit Mr Bishop allein sprechen?“
„Klar.“ Der Teenager stand vom Sofa auf.
„Bis später, Mr Bishop.“ Er ging nach oben, und ein paar Sekunden später fiel seine Zimmertür ins Schloss.
Sie öffnete den Mund, um zu sprechen, doch Charles kam ihr zuvor. „Wie lange hast du mitgehört?“, fragte er und kam auf sie zu.
„Lange genug, um zu wissen, dass es nicht um Mathe ging. Wie konnten Sie nur?“
„Ich wollte ihm ein paar Dinge erklären.“ Er hustete verlegen. „Schließlich bin auch ich schuld an der Situation zwischen dir und deinem Sohn.“
„Das hättest du nicht tun sollen.“
„Und jetzt bist du sauer auf mich.“ Er ignorierte ihre verschränkten Arme, beugte sich zu ihr und nahm ihr Kinn zwischen Daumen und Zeigefinger. „Warum?“
„Weil es nicht nötig ist, dass du mir zu Hilfe eilst, bloß weil ich mit Andrew eine kleine Meinungsverschiedenheit habe.“ Sie befreite sich aus seiner Berührung. „Ich komme allein damit klar.“ In ihrem Hinterkopf fragte eine leise Stimme, warum sie jetzt so abweisend war, nachdem sie Charles’ Hilfe noch vor kurzer Zeit immer angenommen hatte. Sie fürchtete sich vor der Antwort.
„Ich weiß, du brauchst meine Hilfe in dieser Angelegenheit nicht“, erwiderte Charles. „Aber ich möchte nicht abreisen und ungeklärte Angelegenheiten zurücklassen.“
„Das bin ich also für dich? Eine ungeklärte Angelegenheit?“
Das Bedauern in seinen Augen hätte nicht größer sein können, als er ihr mit dem Handrücken über die Wange strich. Er betrachtete lange ihr Gesicht, bis sich das Bedauern mit einem anderen Ausdruck vermischte. Diesen neuen Ausdruck konnte Liz nicht deuten oder besser, sie wagte es nicht, denn ihr Herz hatte unkontrollierbar zu rasen begonnen. Einen Moment lang schien er etwas sagen zu wollen. Doch seine Lippen bewegten sich ohne Worte. Es war, als versuchte er vergeblich, seine Gedanken auszudrücken.
Schließlich strich er ihr noch einmal über die Wange. Die Augenbrauen vor Verwirrung zusammengezogen zögerte er den Moment so lange wie möglich hinaus. „Auf Wiedersehen, Elizabeth.“
Er ließ sie allein zurück.
In dieser Nacht saß Charles in seinem Arbeitszimmer und starrte lange den Baseball auf seinem Schreibtisch an. Verdammt, in letzter Zeit erinnert mich alles an Elizabeth, selbst dieser Baseball. Für immer würde er den Ball mit der Nacht assoziieren, die sie miteinander verbracht hatten.
Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er jemandem Dinge aus seiner Vergangenheit erzählt.
Er verstand noch immer nicht, was ihn dazu bewegt hatte, sich so zu öffnen. Jemandem etwas über sich zu erzählen war eigentlich unvernünftig und strategisch unklug. Doch Elizabeth brachte ihn dazu, sich ganz anders als üblich zu verhalten.
Mit einem langen Seufzen legte er den Ball zurück und griff nach dem Bericht, den er gesucht hatte. Die Vorschläge zu den Umweltschutz-Richtlinien. Er schmunzelte, als er sich daran erinnerte, mit welcher Leichtigkeit Elizabeth bei dem Meeting in Concord verschiedene Fakten und Zahlen vorgetragen hatte. Wie sie dort in ihrem hässlichen Rentierpullover gesessen und ausgesehen hat wie ein Covermodel auf irgendeinem Hochglanzmagazin. Wenn er so zurückdachte, war es ab dem Moment um ihn geschehen gewesen, als sie ihn vor dem Restaurant zurechtgewiesen hatte.
Es war um ihn geschehen gewesen. Der Atem stockte ihm. Ist das überhaupt möglich? Er sah ihr Gesicht vor sich. Stellte sich ihre Augen vor. Wie sie in einem Moment weich und hell sein konnten und haselnussbraun und im nächsten wieder dunkel wie Schokolade. Wie schwarz sie vor Leidenschaft wurden und weißglühend, wenn sie zu etwas entschlossen war.
Ein Schmerz durchzuckte seine Brust. Endlich verstand er, warum ihm dieser Verkauf so schwerfiel. Er hasste den Gedanken, Elizabeth zurückzulassen.
Sie zu verlieren.
Das Gefühl, das ihn bereits seit
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