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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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Troddeln.
    „Ihre Pizza“, sagte er und zeigte auf die flache Pappschachtel, die auf dem Sofatisch lag. Dazu lächelte er so umwerfend charmant, dass Freddys Herz einen Schlag aussetzte. Doch diesmal war sie auf der Hut. Soll er doch alle Verführungskünste dieser Welt in sein Lächeln legen, dachte sie. An mich ist es verschwendet!
    „Hören Sie“, sagte sie, bevor sie es sich anders überlegen konnte. „Ich mag Sie nicht, und Sie brauchen daher kein so zufriedenes Gesicht zu machen. Was vorhin an der Wohnungstür passiert ist, war ein dummes Missgeschick. Täuschen Sie sich nicht in mir. Ich hatte und habe nicht die Absicht, mich Ihnen anzubieten, wie Sie es auszudrücken beliebten. Eher würde ich mich umbringen!“
    Jaspar schwieg dazu. Das Schweigen zog sich in die Länge und wurde mit jeder Sekunde unerträglicher. Es zerrte an Freddys Nerven, ließ sie abwechselnd blass und rot werden und brachte ihren ganzen Verteidigungsplan durcheinander. Wie ungeschickt von ihr, den unseligen Kuss noch einmal zu erwähnen! Das musste ja so wirken, als wollte sie sich entschuldigen!
    „Wir wollen über meinen Neffen sprechen.“ Sogar Jaspars Stimme klang verführerisch. „Das soll Sie nicht abhalten, Ihre Pizza zu genießen.“
    Freddy sah eine riesige Schlagzeile vor sich: „Arabischer Kronprinz mit Pizzaschachtel erschlagen“. Sie hasste diesen Mann. Großer Gott, wie sehr sie ihn hasste! Sobald er den Mund aufmachte, beleidigte er sie oder gab sie der Lächerlichkeit preis.
    Sie ließ sich auf das gepolsterte Sofa fallen und versuchte, ihr Magenknurren zu überhören. Sie fühlte sich zwar halb verhungert, und die Pizza wäre jetzt genau richtig gewesen, aber Seine Hoheit sollte keine Gelegenheit haben, auch noch auf ihre Figur anzuspielen.
    Andererseits hatte er sie geküsst, oder nicht? Dann fand er sie offenbar attraktiv. Vielleicht gefielen ihm mollige Frauen besser als Bohnenstangen. Bei der Vorstellung geriet Freddy ins Träumen. Sie sah sich auf einem Diwan in einem Wüstenzelt liegen und Süßigkeiten knabbern, umsorgt von einem Mann, der vor Gram sterben würde, falls sie eine Diät auch nur erwähnte.
    Sei vorsichtig, warnte eine andere Stimme sie. Du hast das wichtigste Gespräch deines Lebens vor dir, denn Ben bedeutet dir das Leben, und was tust du? Du machst dir dumme Gedanken!
    „Soviel ich weiß, haben Sie eine Kinderfrau für meinen Neffen engagiert“, begann Jaspar die Unterhaltung. „Wo ist sie?“
    Freddy fragte sich, warum der Kronprinz Einzelheiten aus Ericas Leben, aber nichts von ihrem Tod wusste. Sie hob den Kopf und sah ihn widerwillig an. „Ein dringender Notfall in der Familie … sie wird bald zurück sein. Sie sagten gestern, dass Sie Ben in Ihre Obhut nehmen wollen. Darf ich fragen, warum?“
    Jaspars dunkle Augen hatten noch immer den faszinierenden Goldschimmer. „Benedict ist mein Neffe.“
    „Aber Ihr Bruder wollte seine Existenz geheim halten.“ Freddy wählte ihre Worte mit Bedacht. „Wie es schien, wollte er nichts mehr mit seinem Sohn zu tun haben.“
    „Ich werde mich nicht zu den Entscheidungen meines verstorbenen Bruders äußern“, antwortete Jaspar zurückhaltend. „Das wäre nicht schicklich.“
    „Trotzdem würde ich gern erfahren, woher dieser plötzliche Wunsch kommt, sich um Ben zu kümmern“, beharrte Freddy.
    „Ich besitze eine Akte, in der Ihr Lebensstil ausführlich dokumentiert ist, Miss Sutton.“
    Der überlegene Ton missfiel Freddy genauso wie die Tatsache, dass ein Privatdetektiv ohne Ericas Wissen in ihrem Privatleben herumgeschnüffelt hatte.
    „Dagegen bin ich leider machtlos.“
    „Aus der Akte geht eindeutig hervor, dass Sie eine nachlässige Mutter sind“, fuhr Jaspar fort. „Sie haben meinen Neffen der alleinigen Pflege einer Angestellten überlassen … manchmal für Wochen, manchmal für Monate. Wenn Sie zufällig zu Hause sind, geben Sie schrille Partys, bei denen der Alkohol in Strömen fließt. Nachbarn haben mehrfach die Polizei gerufen, weil es hier so wild zuging.“
    Freddy senkte beschämt den Kopf, denn alles, was der Kronprinz sagte, entsprach der Wahrheit. Sie erinnerte sich noch gut an die erste Party, die Erica nach Bens Geburt gegeben hatte. Freddy hatte sich mit dem Baby in ihrem Zimmer eingeschlossen und ängstlich auf das Erscheinen der Polizei gewartet, die wegen des Lärms von Nachbarn alarmiert worden war. Ein andermal hatten betrunkene Gäste versucht, sich gewaltsam Zutritt zu ihrem Zimmer zu verschaffen,

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