Julia Festival Band 0105
in sein lächelndes Gesicht.
„Es ist unbeschreiblich schön“, sagte sie langsam. „Es sieht aus wie ein Gemälde aus vergangenen Tagen. So schön hatte ich es mir nicht vorgestellt.“
Die Limousine hielt vor den Stufen des Hauptportals, wo ein Diener im schwarzen Anzug auf sie wartete. „Das ist Gillow“, erklärte Alex leise, während er Louise beim Aussteigen half. „Er und seine Frau sind schon seit Jahrzehnten die gute Seelen von Rosshampton. Dich zu treffen ist ein ganz besonderer Augenblick für die beiden. Mrs. Gillow fragt mich schon seit meiner Studentenzeit bei jedem Besuch, ob ich nicht endlich ein nettes junges Mädchen gefunden hätte.“
„Dann fällt es mir noch schwerer!“ Louise seufzte.
„Möchtest du einen Rückzieher machen? Das Auto steht dir zur Verfügung.“
„Nein!“ Sie hob das Kinn. „Ich habe diesen Job übernommen, und ich werde ihn machen!“
„Dann los!“ Er hakte sie ein, sie lächelte ihn an, und Arm in Arm gingen sie ins Haus, ganz das glückliche junge Paar.
Lady Perrin saß auf einem Brokatsofa im Salon. „Gran, dies ist meine Frau“, stellte Alex Louise vor und führte sie zum Sofa.
Lady Perrin genügte ein Blick, um alles zu registrieren: das taubenfarbene Etuikleid, Pumps und Tasche aus dunkelbraunem Wildleder, diskrete Perlohrstecker und – hier sah sie länger hin – ein schlichter Ehering aus gebürstetem Gold. Sie nickte zufrieden.
„Das ist also die Frau, der es endlich gelungen ist, meinen Enkel zu zähmen.“
„Da muss ich widersprechen, Lady Perrin!“ Louise lächelte charmant. „An Alex gibt es nichts zu verbessern. Er gefällt mir, wie er ist.“
„Dann müssen Sie sehr genügsam sein.“ Lady Perrin wies auf den Platz neben sich. „Setzen Sie sich, Kind, und erzählen Sie mir etwas über sich, denn Alex hat sich über Sie ausgeschwiegen. Ich denke, er wollte mich überraschen, was ihm tatsächlich gelungen ist.“
Sie wandte sich an Alex und musterte ihn durchdringend. „Du brauchst nicht zu warten, Alex. Gillow hat euer Gepäck schon ins chinesische Zimmer gebracht.“
„Ins chinesische Zimmer?“, wiederholte er, als hätte er sich verhört. „Nicht die Viktoriasuite?“
„Nein, ausnahmsweise nicht.“ Lady Perrin zuckte die Schultern. „Die Maidstones sind dort untergebracht. Ich wusste, dass du nichts dagegen haben würdest.“
„Also dann das chinesische Zimmer“, bestätigte er mit ausdrucksloser Miene.
„Nach unserem Schwätzchen werde ich dir deine Frau hochschicken. Ich muss dir übrigens zu ihr gratulieren. Einen so guten Geschmack hätte ich dir nicht zugetraut.“
Schicksalsergeben setzte sich Louise aufs Sofa, faltete die Hände im Schoß und machte sich auf unangenehme und indiskrete Fragen gefasst.
Doch sowie Alex das Zimmer verlassen hatte, wurde Lady Perrin freundlicher. Sehr direkt, aber teilnahmsvoll erkundigte sie sich nach ihrer Familie, Kindheit und Ausbildung. Kommentarlos lauschte sie ihrer Schilderung, wie sie Alex bei sich zu Hause kennengelernt hatte, als er dort eine geschäftliche Besprechung mit ihrem Vater gehabt hatte.
„Kein Wunder, dass er Sie vom Fleck weg geheiratet hat!“, bemerkte Lady Perrin. „Ich hatte da so meine Zweifel …“ Sie sah Louise an. „Sagen Sie, Kind, macht er Sie glücklich?“
Auf diese Frage war Louise nicht vorbereitet gewesen, und sie zögerte einen Moment. Dann sah sie ihre Gastgeberin jedoch offen an.
„Ich liebe Alex von ganzem Herzen“, antwortete sie ruhig. „Ich hätte nie gedacht, dass ich einen Menschen so vorbehaltlos lieben kann.“
„Das wollte ich eigentlich nicht wissen, aber egal. Jedenfalls ist Alex vom Schicksal besser behandelt worden, als er es verdient hätte.“ Lady Perrin blickte auf die Uhr. „Gehen Sie jetzt hoch zu ihm. Mrs. Gillow wird Ihnen den Weg zeigen. In einer halben Stunde, wenn die Maidstones von ihrem Spaziergang zurück sind, gibt es Tee.“
Damit war Louise entlassen. Mrs. Gillow führte sie nach oben, zeigte ihr die Tür und zog sich dann diskret zurück. Louise betrat das chinesische Zimmer und wusste sofort, warum es so hieß.
Es war ein großer, hoher Raum, von dem aus man einen herrlichen Blick auf den See hatte. Die Wände waren mit Seide bespannt, auf dem Boden lagen chinesische Teppiche, und die Decke über dem reich mit Schnitzereien verzierten Bett war aus schwerem Brokat.
Einsam und prunkvoll stand es mitten im Raum, mehr als breit genug für zwei.
Louise war entsetzt. „Was soll das, Alex?
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