Julia Festival Band 0105
anregender.“
„Stimmt, Sie wollten ja noch arbeiten. Lassen Sie sich bitte nicht von mir aufhalten.“
„Ich arbeite doch schon.“ Er lächelte gewinnend. „Ich baue meiner Schwägerin eine Brücke.“ Gedankenverloren trank er einen Schluck. „Warum sind Sie nicht auch bei Trentham Osborne beschäftigt?“, erkundigte er sich dann.
„Der Verlag hat mich noch nie interessiert und London erst recht nicht. Im Virginia Cottage habe ich mich von jeher am wohlsten gefühlt. Deshalb habe ich es zu meinem ständigen Wohnsitz gemacht und mir bei einer Anwaltskanzlei in der Nähe einen Job gesucht.“
„Sie sind Anwältin?“
„Nein, nur Anwaltsgehilfin.“ Wieder biss sie sich auf die Lippe. „Lily und ich sind auf dasselbe Internat gegangen – man konnte mit dem Abschluss nicht studieren.“
„Das hat sich bei Ihnen aber nicht nachteilig ausgewirkt, denn Sie wissen bemerkenswert früh, was Sie vom Leben erwarten.“
„Ja, ich bin wirklich in einer beneidenswert glücklichen Lage.“
Louise trank den letzten Schluck Tee, spülte den Becher unter fließendem Wasser aus und schenkte Alex Fabian ein nichtssagendes Lächeln. „Dann also gute Nacht. Würden Sie bitte das Licht ausmachen, bevor Sie nach oben gehen?“
An der Tür drehte sie sich noch einmal um. „Meine Worte von vorhin tun mir leid“, sagte sie leise. „Ich hoffe von ganzem Herzen, dass Lily und Sie glücklich werden.“
Unergründlich blickte er sie an. „Gute Nacht, Schwägerin.“
Louise spürte, wie ihr Herz plötzlich aufgeregt klopfte. Schnell zog sie die Tür hinter sich zu und atmete erst einmal tief durch, bevor sie nach oben ging.
Nur einen Moment lang hatte sie sich nicht unter Kontrolle gehabt, und schon war sie Alex Fabians Zauber verfallen. Das sollte ihr eine Lehre sein. In Zukunft würde sie einen großen Bogen um diesen Mann machen.
Obwohl Louise sehr müde war, konnte sie nicht einschlafen. Immer wieder musste sie an die Unterhaltung in der Küche denken, und sie versuchte zu ergründen, was Alex Fabian mit seinen Worten gemeint haben könnte.
Mach dich nicht lächerlich, sagte sie sich. Vergiss den Mann, und konzentrier dich lieber auf deine Pläne für morgen.
Wahrscheinlich würde Mrs. Gladwin noch nicht wieder da sein. Das bedeutete, dass sie sich um das Frühstück kümmern musste. Aber das wäre dann wirklich der letzte Liebesdienst, den sie ihrer Familie erweisen würde. Danach konnten die anderen sehen, wie sie allein fertig wurden!
Sie wollte nämlich mit David ans Meer fahren. Mittags würden sie irgendwo Fisch oder Muscheln essen und anschließend am Strand spazieren gehen, um endlich in Ruhe über den endgültigen Hochzeitstermin sprechen zu können. In den vergangenen Wochen hatte David nie Zeit dazu gehabt.
Drei Monate werden reichen, damit sich Mrs. Sanders an die neue Situation gewöhnen und ihren Umzug nach Bournemouth bewältigen kann, dachte Louise zuversichtlich.
Als sie schließlich einschlief, träumte sie, dass sie am Arm ihres Vaters durch die Dorfkirche zum Altar schritt, wo der Bräutigam auf sie wartete. Als er sich jedoch zu ihr umdrehte, erblickte sie nicht Davids vertraute Züge, sondern eine ausdruckslose Maske. Sie schrie auf und flüchtete aus der Kirche.
Beim Aufwachen konnte Louise sich noch gut an die gespenstische Szene erinnern, doch sie verscheuchte die Gedanken daran, schlug die Decke zurück und stand auf. Nichts würde ihr diesen herrlichen Tag verderben können, schon gar nicht ein alberner Traum.
Sie duschte, schlüpfte in ihren kurzen Jeansrock und ein weißes T-Shirt und bürstete das Haar, bis es ihr in duftigen Locken auf die Schultern fiel. Zur Feier des Tages trug sie noch etwas Lidschatten und Lippenstift auf und tuschte sich die Wimpern.
Wider Erwarten stand Mrs. Gladwin bereits am Herd, als Louise die Küche betrat. Tim hatte sich erstaunlich schnell von seinem Anfall erholt und kam ohne die Hilfe seiner Mutter aus.
„Mr. und Mrs. Trentham habe ich den Tee ans Bett gebracht“, erklärte sie und schnitt den Speck für die Spiegeleier in hauchdünne Scheiben. „Das Tablett für Miss Lily habe ich vor die Tür gestellt, weil sie auf mein Klopfen nicht geantwortet hat. Mr. Fabian habe ich nichts gebracht, denn ich wusste nicht, was er wünscht.“
„Kaffee.“ Louise schaltete die Kaffeemaschine ein. Das Tablett würde sie Alex Fabian jedoch nicht ans Bett bringen, sondern es Lily überlassen.
Während der Kaffee durchlief, ging sie mit ihrem Handy
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