Julia Festival Band 0105
gleich am nächsten Morgen tun müssen, um den Ausflug mit ihm abzusprechen.
Zu ihrer Überraschung war auch im Virginia Cottage schon alles dunkel, denn eigentlich hatte sie eine rauschende Feier erwartet. So parkte sie ihr Auto neben dem schnittigen Sportwagen, der nur Alex Fabian gehören konnte, und ging durch den Hintereingang leise ins Haus.
Sie wollte sich in der Küche noch einen Tee machen. Als sie das Licht anknipste, erschrak sie allerdings. Was für eine Unordnung! Marian hatte nichts in die Geschirrspülmaschine gestellt, sondern das benutzte Geschirr, die Gläser, das Besteck sowie die leeren Töpfe und Pfannen überall in der Küche verteilt.
Am liebsten hätte Louise alles so gelassen, wie es war. Aber damit hätte sie es sich nur noch schwerer gemacht, denn bis zum nächsten Tag würden die Essensreste antrocknen und sich noch schwieriger entfernen lassen. Deshalb würde sie die unliebsame Arbeit lieber gleich erledigen.
David hatte wirklich recht. Sie ließ sich von ihrer Familie ausnutzen. Dies war allerdings das letzte Mal, das schwor sie sich.
Sie setzte den Kessel auf und machte sich anschließend daran, die Töpfe zu scheuern und das schmutzige Geschirr für die Maschine vorzubereiten. Da das Wasser lief, hörte sie nicht, wie die Tür geöffnet wurde.
„Guten Abend, Aschenputtel. Schon so früh vom Ball zurück?“
Alex Fabian stand direkt hinter ihr, was sie derart in Panik versetzte, dass ihr der Teller, den sie gerade in der Hand hatte, entglitt und auf dem Steinboden in tausend Stücke zersprang.
In der darauffolgenden Stille hätte man eine Stecknadel zu Boden fallen hören können.
2. KAPITEL
Alex Fabian war es, der das Schweigen schließlich brach.
„Ich habe Sie anscheinend erschreckt, das tut mir leid. Hoffentlich wird man Ihnen wegen des zerbrochenen Tellers nichts vom Gehalt abziehen.“
Louise sah ihn an. Er hatte Jackett und Krawatte abgelegt, das Hemd fast bis zur Taille aufgeknöpft und die Ärmel bis zu den Ellenbogen aufgekrempelt.
Sie sah mehr von seinem sonnengebräunten und muskulösen Körper, als gut für sie war.
„Was denken Sie sich eigentlich dabei, mitten in der Nacht durchs Haus zu schleichen?“, fragte sie ihn wütend.
„In der Nacht? In London fängt der Tag um diese Zeit erst richtig an.“
„Wir sind hier nicht in der Großstadt, sondern auf dem Land.“
„Das habe ich gemerkt. Um Punkt Mitternacht geht es in die Federn.“
„Sie hätten sagen sollen, dass Sie sich amüsieren wollen. Meine Familie hätte sich dann bestimmt auf den Kopf gestellt und mit den Füßen gewackelt.“ Louise nahm Handfeger und Schaufel aus dem Schrank.
Alex Fabian pfiff leise durch die Zähne. „Ich habe den Eindruck, dass ich Ihnen nicht sonderlich sympathisch bin, Miss Trentham.“
„Glücklicherweise tut das nichts zur Sache, Mr. Fabian, denn uns trennen Welten.“
„Dem kann ich nicht so ganz zustimmen. Schließlich gehöre ich bald zur Familie. Möchten Sie mir nicht gratulieren?“
Geräuschvoll leerte sie die Scherben in den Abfalleimer. „Wozu? Dass Sie Ihren Willen durchgesetzt haben? Das dürfte doch nichts Neues für Sie sein. Sie haben viel zu bieten. Wie hätte Lily Ihnen da widerstehen können?“
„Ich hielt Zuckerbrot in Lilys Fall für wirkungsvoller als die Peitsche.“ Er lächelte amüsiert.
„Das erleichtert mich kolossal. Wo ist Lily überhaupt?“
„Sie hat sich schon früh zurückgezogen, und so haben wir aus Höflichkeit dasselbe getan. Wahrscheinlich war die Aufregung zu viel für sie“, fügte er spöttisch hinzu.
Louise stellte die Suppenterrine in die Spülmaschine und sprach sehr leise. „Ich glaube, Sie sind eine Respektsperson für sie. Wissen Sie, dass sie Angst vor Ihnen hat?“
Alex Fabian schwieg eine ganze Weile. „Nein, das wusste ich nicht“, antwortete er schließlich betroffen. „Aber Sie hat wirklich nicht den geringsten Grund, mich zu fürchten. Wahrscheinlich habe ich es ihr nicht richtig klargemacht.“
„Lily ist nicht nur schön, sondern auch sehr sensibel, Mr. Fabian. Sie braucht einen Mann mit Einfühlungsvermögen – und damit hat die Natur Sie anscheinend nicht gerade verschwenderisch bedacht.“
„Dann haben wir ja etwas gemeinsam, Miss Trentham.“ Seine Stimme klang plötzlich schroff. „Sie haben ein Urteil über mich gefällt, ohne mich vorher anzuhören. Ich schwöre Ihnen bei meiner Ehre, dass Lily nichts von mir zu befürchten hat. Ich werde für sie sorgen, wie es einer
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