Julia Festival Band 05
damit zu tun …“
„Das reicht“, mischte sich Jon ein, aber seine Nichte dachte anders darüber. Endlich wurde es einmal interessant. Sie würde schon herauskriegen, was für Geheimnisse ihr Onkel und ihre neue Tante hatten.
„Bitte, erzähl doch“, bat sie Heaven. „Ich liebe Geschichten!“
Heaven lachte. „Na schön. Du weißt ja, dass der Weihnachtspudding etwas ganz Besonderes ist. Viele Zutaten gehören hinein. Und damit fängt diese Geschichte an …“
1. KAPITEL
„Willst du den Job wirklich annehmen? Nach allem, was er dir angetan hat?“
Heaven Matthews warf ihrer besten Freundin Janet einen kurzen Blick zu. Dann rührte sie wieder energisch in der Teigschüssel. „Auf jeden Fall“, erklärte sie knapp. „Du weißt doch, was ich vorhabe.“
„Allerdings“, kicherte Janet. „Rache ist süß. Und er hat es wirklich verdient.“
„Das denke ich auch“, bekräftigte Heaven die Meinung ihrer Freundin. „Harold Lewis ist ein Mistkerl. Und nun wird er eine kleine Kostprobe von dem bekommen, was ich für ihn empfinde.“ Ihr schmales, hübsches Gesicht drückte so viel Abscheu aus, dass Janet erschrak. Heaven war noch immer nicht darüber hinweggekommen, was Harold Lewis ihr angetan hatte.
„Eine kleine Kostprobe …“, wiederholte Heaven, grimmig lächelnd. „Genau. Er war schon immer gierig. Diesmal wird es ihm im Hals stecken bleiben.“ Ihr Lächeln verschwand.
Janet sah ihre Freundin besorgt an. Seit Monaten hatte sie nicht mehr herzhaft gelacht. Für jeden, der Heaven kannte, war dies fast unvorstellbar. Sie war beliebt und hatte jede Menge Freunde, die ihr fröhliches, unkompliziertes Wesen zu schätzen wussten.
Die beiden Frauen kannten sich schon seit ihrer Schulzeit. Damals hatte sich die immer etwas pummelige Janet mit der schlanken, zierlichen Heaven angefreundet, und sie hatten sich über all die Jahre nicht mehr aus den Augen verloren.
Heaven hatte schon damals davon geträumt, eines Tages eine berühmte Köchin zu werden. Vor einigen Monaten hatte Janet darüber gesprochen, und Heavens bittere Antwort zeigte, wie tief verletzt sie war.
„Es hat doch beinahe geklappt, oder etwa nicht? Nur dass ich jetzt nicht berühmt, sondern berüchtigt für meine Kochkunst bin. Untragbar für jeden Arbeitgeber.“ Wütend hatte sie die Tränen beiseitegewischt, die ihr bei diesen Worten in die Augen gestiegen waren. Selbstmitleid war nun ganz und gar nicht ihre Sache, auch wenn sie wirklich allen Grund dazu gehabt hätte.
Ihre vielversprechende Karriere war ruiniert und ihr Leben durch die Aufdringlichkeit der Medien völlig aus den Fugen geraten. Ganz egal, wie oft sie ihre Unschuld beteuerte – es würde immer Menschen geben, die ihr nicht glaubten.
„Mich stellt doch jetzt sowieso keiner mehr als Köchin ein“, hatte Heaven bekümmert gesagt. „Jede Hausdame in London kennt mein Gesicht und die Geschichte von der Köchin, die ihrer Arbeitgeberin angeblich den Ehemann ausspannen wollte.“
Trotzdem hatte sie wenigstens ein Inserat aufgegeben, um es noch einmal zu versuchen.
„Bist du sicher, dass du das Richtige tust?“, fragte Janet vorsichtig. Sie hatte schon immer das Gefühl gehabt, ihre zarte, gutgläubige Freundin vor allem Schlechten in der Welt beschützen zu müssen.
Sie standen in der Küche des hübschen, altmodischen Hauses in Chelsea, das Heavens Familie seit einigen Generationen gehörte. Da ihre Eltern sich als Altersruhesitz ein Landhaus in Shropshire gekauft hatten, stand es die meiste Zeit leer. Heavens Vater hatte schließlich vorgeschlagen, es als eine Art Refugium zu benutzen, bis das Interesse an Heavens Person in der Öffentlichkeit nachgelassen hatte.
„Immerhin hast du doch trotzdem dein eigenes kleines Unternehmen“, versuchte Janet ihre Freundin aufzuheitern.
„Stimmt“, erwiderte Heaven ironisch. „Ich verkaufe per Anzeige Kuchen und Weihnachtspudding. Ein toller Job für eine erstklassig ausgebildete Köchin.“
„Aber du verdienst dir damit deinen Lebensunterhalt“, stellte Janet fest.
„Ich kann auf diese Weise existieren“, berichtigte Heaven. „Und das auch nur, weil ich keine Miete bezahle.“
„Hast du schon einmal daran gedacht, im Ausland zu arbeiten?“
„Wo mich keiner kennt, meinst du?“ Heaven schüttelte den Kopf. „Das wäre vielleicht eine Möglichkeit, aber ich möchte nicht weg. London ist meine Heimat. Hier gehöre ich hin, und hier will ich arbeiten. Wenn diese elende Ratte mir nicht alles kaputt
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