JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
zu investieren“, bot er ihr großmütig an.
„Ich brauche deine Hilfe nicht, denn es ist mir gelungen, mir das Geld aus einer anderen Quelle zu beschaffen.“
Schweigen.
„Damit kannst du mich also nicht mehr unter Druck setzen, Dad“, fügte Katie bezeichnend hinzu.
„Moment! Ich weiß, dass ich viele Fehler gemacht habe, und ich werde vermutlich weitere machen, weil ich viel zu wenig darüber weiß, was du in den letzten Jahren getan oder was du jetzt vorhast, aber …“
„Du könntest ja einmal versuchen, mir zuzuhören.“
„Okay! Ich schwöre, ich werde es tun. Versuch es beim Brunch, ja?“
„Es wird dir nicht gefallen“, sagte sie überzeugt.
„Dann werde ich es eben schlucken.“ Sein Ton wurde schmeichelnd. „Ich würde alles tun, um uns wieder zusammenzubringen, mein Schatz.“
Katie schloss die Augen und spürte plötzlich einen dicken Kloß im Hals. Als Kind und als Teenager hatte sie ihren Vater vergöttert und es geliebt, wenn er sie „mein kleiner Schatz“ genannt hatte. Aber die heftige Ablehnung, die er ihrer Liebe zu Carver Dane entgegengebracht hatte, hatte diesen Kosenamen für immer zu einem Symbol für übertriebene Fürsorge und einen unberechtigten Besitzanspruch werden lassen.
„Schon gut, ich werde kommen“, sagte sie heiser. Es würde gut sein, ihr Verhältnis zu ihrem Vater ein für alle Mal zu klären. Jahrelang war sie davor davongelaufen und hatte ihm schließlich ganz den Rücken gekehrt, als er sich geweigert hatte, ihre beruflichen Pläne zu unterstützen. Vielleicht war es Zeit für eine Neueinschätzung, um Bilanz zu ziehen, wo sie beide wirklich standen. „Erwarte mich gegen elf Uhr.“
„Schön! Es wird wie in alten Zeiten sein“, versprach ihr Vater herzlich.
„Nein, Dad, es kann nie wieder so sein. Akzeptiere das bitte“, widersprach sie ruhig und beendete das Gespräch.
Zwei Stunden später ließ Katie sich von der Haushälterin ihres Vaters in den Wintergarten führen, den Lieblingsplatz ihres Vaters in der großen Villa, die ganz im Stil eines alten englischen Herrenhauses erbaut war – eine Konzession Ruperts an seine inzwischen verstorbene englische Frau, die ihre Heimat vermisst hatte. Wäre da nicht der unbezahlbare Blick auf den Hafen von Sydney gewesen und die exklusive Lage in dem Vorstadtbezirk Mosman, hätte man sich tatsächlich in London wähnen können, denn auch die elegante Einrichtung war bis ins kleinste Detail ganz und gar britisch und von ausgesuchtem Geschmack.
Genauso wie die teure private Mädchenschule, die Katie besucht hatte. Im Grunde wie alles, was ihr Vater für sie geplant hatte … bis Carver diesen geradlinigen Weg in die höchsten Gesellschaftsschichten empfindlich gestört hatte.
„Katie …“ Rupert Beaumont begrüßte seine Tochter mit einem herzlichen Lächeln.
„Hi, Dad. Bleib ruhig sitzen.“ Sie ging auf ihn zu, wo er an dem schmiedeeisernen Tisch mit der Sonntagszeitung vor sich saß, und küsste ihn flüchtig auf die Wange, um einer Umarmung zu entgehen, die sie nicht erwidern konnte. Die Entfremdung zwischen ihnen war zu groß.
„Du siehst gut aus, Katie“, sagte er bewundernd, während sie sich am Beistelltisch mit Kaffee, Obst und Saft bediente.
Sie sah sich lächelnd zu ihm um. „Du auch.“
Für einen Mann von Anfang sechzig wirkte er noch erstaunlich fit und attraktiv. Seine gesunde Sonnenbräune ließ ihn jünger aussehen und seine blauen Augen strahlen, und sein welliges weißes Haar bildete einen anziehenden Kontrast dazu. Ein legerer grau-weißer Jogginganzug betonte seine immer noch stattliche Figur.
„Die Orchideen sind in diesem Jahr besonders schön“, bemerkte Katie anerkennend und blickte sich in dem Wintergarten um. Die Orchideenzucht war das Hobby ihres Vaters. Katie suchte zunächst einmal Zuflucht bei diesem unverfänglichen Thema, und ihr Vater griff es bereitwillig auf und erzählte ihr begeistert von einigen ganz neuen Züchtungen, die ihm gelungen waren.
Die Haushälterin schob einen Servierwagen herein, auf dem sich eine reichliche Auswahl warmer Frühstücksgerichte türmte: gebratener Speck, Eier, Würstchen, Pilze, gegrillte Tomaten, Frikadellen und gefülltes Maisgebäck. Katie und ihr Vater bedienten sich nach Geschmack, und erst als sie beide satt waren und noch eine Tasse Kaffee tranken, stellte er die entscheidende Frage, die auf das kontroverse Thema zwischen ihnen zielte.
„Also, wen hast du für deinen Kindertaxi-Dienst interessieren können?“
Weitere Kostenlose Bücher