JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Samstagabend, sechs Uhr. Hast du Lust, mit mir hinzugehen?“, fragte Rachel.
Harvey Sinclair war ein wichtiger Mann in der Finanzwelt. Natürlich wollte Rachel unbedingt hingehen. Auf so einer Weihnachtsparty konnte man gute Kontakte knüpfen. Normalerweise hätte Anthony sofort ja gesagt, doch jetzt zögerte er. „Ich würde lieber zu Hause bleiben“, erwiderte er ehrlich. „Kannst du jemand anders finden, der dich begleitet?“
Ein kurzes Schweigen folgte.
„Probleme, Anthony?“, fragte Rachel schließlich vorsichtig.
Er seufzte unbehaglich. „Ich habe mit Kimberlys richtiger Mutter abgemacht, dass wir uns am Samstag treffen. Ich habe keine Ahnung, wie das ausgeht, Rachel.“
„Und deshalb möchtest du bei Kimberly bleiben. Verständlich. Das ist eine heikle Angelegenheit.“
„Eine sehr heikle.“ Anthony bewunderte, wie schnell Rachel die Situation erfasste. Er musste seiner Freundin selten viel erklären. Deshalb war es so einfach, mit ihr zu reden.
„Keine Sorge“, versicherte sie ihm, überhaupt nicht verärgert oder beleidigt. „Mich stört es nicht, allein zu gehen. Ich hatte sowieso vor, herumzulaufen und mich mit allen kurz zu unterhalten. Ich erzähle dir, wie es war, wenn wir uns sehen.“
„Darauf freue ich mich.“
„Ich hoffe, dieses Treffen … ich hoffe, es hilft Kimberly.“
„Danke, Rachel. Es tut mir leid, dass sie sich dir gegenüber so feindselig verhält. Ich wünschte …“
„He! Deine Nichte hat viel auf dem Herzen. Vielleicht gibt sie mir ja eine Chance, wenn sie ein bisschen davon los ist.“
Anthony lächelte. Auch das schätzte er an Rachel. Sie bemühte sich immer, optimistisch zu sein und die Dinge gut gelaunt anzupacken. „Viel Spaß am Samstagabend. Wir sehen uns bald.“
Was für ein angenehmes Ende des Anrufs, dachte Anthony, als er auflegte. Eigentlich war seine ganze Beziehung zu Rachel angenehm … kameradschaftlich, unkompliziert und bequem.
Nur Leidenschaft fehlte.
Der Gedanke beschäftigte Anthony noch lange, nachdem er ins Bett gegangen war. Rachel war immer vernünftig. Und er auch. Zwei vernünftige Menschen, die ein Leben ohne große Höhepunkte, aber auch ohne große Tiefpunkte führten.
Leidenschaft war eine Achterbahn, eine explosive Macht, und plötzlich wurde Anthony klar, dass Meredith Palmer Leidenschaft verkörperte. Und dieses Gefühl hatte ihn so fasziniert, während er bei der Frau in der Wohnung gewesen war.
Es war äußerst beunruhigend.
Und sehr verlockend.
6. KAPITEL
Meredith ging langsam die breite Uferpromenade des Circular Quay entlang. Sie musste die Zeit bis zwölf totschlagen, da sie viel zu früh zu der Verabredung zum Mittagessen mit Kimberly und Anthony Hamilton gekommen war. Wenn Meredith noch länger in ihrer Wohnung geblieben wäre, hätte sie sich zweifellos noch einmal wieder umgezogen. Vor lauter Aufregung und Nervosität hatte sie sich nicht entscheiden können. Den ganzen Morgen hatte sie überlegt, was für dieses so wichtige erste Treffen mit ihrer Tochter wohl die passende Kleidung wäre.
Wie wünschte sich eine Zwölfjährige ihre Mutter? Elegant? Feminin? Sportlich? Lässig? Gewagt modisch? So viele verschiedene Looks waren möglich. Sie hatte alles ausprobiert: Kleid, Kostüm, poppige Einzelstücke, Freizeithosen, Jeans. Schließlich hatte sie das Kostüm gewählt. Wahrscheinlich war es zu formell, aber zumindest fühlte sie sich darin immer wohl.
Die Farben standen ihr – zitronengelbes Blumenmuster auf weißem Pikee. Der enge Rock endete knapp über dem Knie, und die kurzärmelige enge Jacke hatte einen breiten Kragen mit auffallenden Aufschlägen. Zusammen mit den flachen zitronengelben Schuhen und der dazu passenden Handtasche war das Kostüm todschick. Wenn Meredith es bisher getragen hatte, war sie ausnahmslos mit Komplimenten überschüttet worden.
Sie gestand sich ein, dass die Eitelkeit gesiegt hatte. Kimberly sollte stolz auf ihre Mutter sein. Und wie albern es auch sein mochte, Meredith wollte, dass Anthony Hamilton sie genauer ansah … sie lange betrachtete.
Obwohl sie so gut wie nichts darüber wusste, wie sich sein Charakter entwickelt hatte und wie sein Leben verlaufen war, musste sie jetzt wieder ständig daran denken, wie sehr sie sich geliebt hatten. Außerdem konnte sie nicht aufhören, sich alles Mögliche auszumalen. Manche Träume hörten eben nicht auf. Nicht einmal bei strahlendem Tageslicht.
Und strahlender als in diesem Moment könnte es nicht sein, dachte Meredith
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