JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Zweifel an Bens Zurechnungsfähigkeit nicht doch berechtigt sein könnten.
„Damit meine ich nicht, dass er etwa geisteskrank wäre. Im Gegenteil, viele Leute halten ihn für ein Genie. Er ist hochintelligent, aber leider auch hoffnungslos unberechenbar und sprunghaft. Durchaus nicht der Typ, der Wurzeln schlägt und ein normales Leben führt. Ben ist dauernd unterwegs und kam erst gestern aus den Vereinigten Staaten hier an. Er wird, selbst wenn er heiratet, auch gleich weiterziehen. Ihn erschreckt schon der bloße Gedanke, irgendwo festgenagelt zu sein, bis ins Mark.“
Auf einmal wurde Angelas Stimme warm und herzlich. „Das heißt natürlich nicht, dass er keine Vorzüge hätte. O nein. Ben ist überaus großzügig und freundlich. Er lässt sich von jedem ausnehmen, der ein Versager ist oder in Schwierigkeiten steckt.“
Das scheint zu stimmen, dachte Sarah im Stillen. Sie hatte an diesem Abend auch große Schwierigkeiten gehabt. War Ben etwa darum so lieb und so sehr um sie bemüht gewesen?
Angela seufzte noch einmal auf. „Entschuldige bitte, Sarah. Ich rede pausenlos nur über meinen Bruder, während deine Gedanken wahrscheinlich nur um Julian kreisen. Sag mal, ist es wirklich und endgültig aus?“
Viel Zeit verstrich, bis Sarah erwiderte: „Er müsste sich schon unheimlich ändern, damit ich es mir vielleicht noch einmal überlege, Angela. Und dass er das tut, halte ich für höchst unwahrscheinlich. So, nun möchte ich nicht mehr über dieses Thema sprechen.“
„In Ordnung.“ Angela stand auf. „Ich gehe und kläre meinen Bruder über einige Missverständnisse auf. Mach dir seinetwegen keine Sorgen. Ich werde ihn in Zukunft von dir fernhalten. Und du schläfst dich jetzt gründlich aus.“
4. KAPITEL
Als Sarah wieder allein war, fing sie erneut an zu grübeln. Sie kam zu dem Entschluss, sich auch lieber von Ben fernzuhalten. Ungewollt hatte sie ihn ermutigt und Hoffnungen in ihm erweckt, die so schnell wie möglich ausgelöscht werden sollten. Gleich am nächsten Morgen würde sie ihren Koffer packen und nach dem Dienst zu ihren Eltern fahren, die sie erwarteten – allerdings mit Julian. Ja, sie musste zumindest deswegen hin, um ihnen alles zu erklären und ihre enttäuschte Mutter ein wenig zu besänftigen.
Irgendwann fiel Sarah erschöpft in den Schlaf. Als sie am Morgen aufstand, sah sie, dass Angela ihr eigenes Zimmer Ben überlassen und für sich im Wohnzimmer ein Klappbett aufgebaut hatte. Sarah war froh und dankbar, dass ihr ein peinliches Zusammentreffen mit Ben erspart blieb, bevor sie wegfuhr. Sie erzählte Angela von ihrem Vorhaben, bat sie, ihm in ihrem Namen Glück für seine Heiratspläne zu wünschen, und eilte aus dem Apartment.
In der Abteilung „Junge Mode“ gab es am Samstagvormittag immer besonders viel zu tun, worüber Sarah sich freute. Es machte ihr Spaß, die Kunden zu beraten und die passenden Sachen für sie zusammenzustellen. Sie war eine gute Verkäuferin, die niemandem etwas aufschwatzte. Aber sie zeigte den Kunden alles, was ihnen stehen würde.
Als sie gerade ungewöhnlich viel verkauft hatte und zufrieden lächelte, kam ihre beste Assistentin, Ashley Thomson, heran. „Den Penny-Walker-Vertrag haben wir wohl nicht bekommen?“
„Nein, Ashley.“
„Ich wette, daran war Mrs. Chatfield schuld“, bemerkte Ashley zornig.
„Nicht sie allein“, erwiderte Sarah ehrlich und fügte diplomatisch hinzu: „Es fällt vielen Menschen schwer, Veränderungen auf sich zu nehmen.“
Auf einmal entdeckte Sarah Julian, der auf sie zustürmte. Doch bevor er sie erreichen konnte, trat ein Kunde an sie heran, der ihren Rat wollte. Insgeheim freute Sarah sich, dass Julian nun warten musste.
Nur tat er das nicht. In seiner typisch überheblichen Art unterbrach er ungeduldig das Gespräch und sagte dem Kunden, er möge sich mit seinem Anliegen an Sarahs Assistentin wenden.
Um dem Kunden eine hässliche Auseinandersetzung zu ersparen, ließ Sarah Julian gewähren und protestierte nicht. Aber es gelang ihr nur mühsam, sich zu beherrschen. Eisig fragte sie: „Gibt es wieder etwas ungeheuer Wichtiges und Dringendes, Julian?“
„Die Frage, was aus unserer Zukunft wird, ist ja wohl entschieden wichtig und dringend“, entgegnete er gereizt.
„Wir haben keine gemeinsame Zukunft, Julian. Ich dachte, das hätte ich dir gestern deutlich klargemacht.“
„Das ist lächerlich, Sarah. Zwischen uns besteht viel zu viel, als dass du es einfach fortwerfen könntest. Also
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