JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
Restaurant hinausführte. Draußen drehte er sie sanft zu sich um und fragte: „Warum weinen Sie?“
„Ich weine ja gar nicht“, stritt sie ab, konnte ihm dabei jedoch nicht in die Augen schauen.
Er drückte sie an sich und fuhr mit der Wange über ihr Haar. Sarah war zu erschöpft, um sich zu wehren. Außerdem empfand sie es nicht als unangenehm, dass er sie umarmte. Im Gegenteil. Sie fühlte sich beschützt und umsorgt, und das brauchte sie im Augenblick ganz dringend.
„Alles ist in Ordnung“, flüsterte er ihr ins Ohr. „Ich dulde nicht, dass jemand Ihnen wehtut. Nie wieder!“
In diesem Augenblick der Verzweiflung war die Versuchung aufzugeben und sich Bens liebevoller Fürsorge zu überlassen so überwältigend, dass Sarah kaum dagegen ankam. Besser ihn zu heiraten als irgendeinen anderen. Er würde auf jeden Fall mehr für sie tun als die meisten. Und er erwartete von ihr nicht, dass sie sich unterordnete. Vielleicht war Liebe sowieso nur eine Illusion und eine verständnisvolle Partnerschaft genau richtig, um darauf die Zukunft aufzubauen.
Ben winkte ein vorüberfahrendes Taxi heran, öffnete für Sarah die Hintertür und setzte sich zu ihr auf die Rückbank. „Wir könnten doch zu Fuß gehen. Es sind ja nur ein paar Straßen“, wandte Sarah ein.
„Sie sind viel zu erschöpft, und darum bringe ich Sie auf dem schnellsten Weg heim“, wies Ben ihren Einwand zurück und nannte dem Taxifahrer die Adresse.
Bald danach hielt das Taxi vor dem Apartmenthaus an. Ben half Sarah beim Aussteigen, und es schien ihr ganz natürlich zu sein, sich an ihn zu schmiegen. Während der Fahrt zum 4. Stockwerk presste Ben sie eng an sich und ließ sie erst vor der Wohnungstür los, um aufzuschließen.
„Bist du es Ben?“ Aus der Küche kam Angela mit triumphierendem Gesicht herbeigeeilt. Beim Anblick von Ben und Sarah wechselte ihr Gesichtsausdruck so sehr, dass es fast komisch wirkte. Völlig verwirrt starrte sie die beiden an. Ben hatte den Arm um Sarah geschlungen, und ihr Kopf lag an seiner Schulter.
„Wieso seid ihr hier zusammen?“, fragte Angela überrascht.
Sarah war noch so benommen, dass es ein Weilchen dauerte, bevor sie richtig begriff. Ben nahm ihr die Frage aus dem Mund.
„Angela, warum bist du schon zurück? Eigentlich müsstest du noch in Melbourne sein.“
„Auftrag erledigt“, erwiderte Angela, die ihren Bruder ziemlich verärgert musterte. „Ich habe von dir erwartet, dass du zu Hause bleibst, damit ich dich jederzeit erreichen kann. Das war doch wohl nicht zu viel verlangt.“
Ben zuckte die Schultern. „Ich bin mit Sarah nur zum Essen ausgegangen.“
Stirnrunzelnd blickte Angela auf Sarah. „Ich dachte, du würdest mit Julian ausgehen.“ Doch die Falten zwischen den Brauen glätteten sich, als sie hinzufügte: „Aber ich freue mich, dass du meinen Bruder anscheinend nicht allzu unangenehm findest. Ich war …“
„Genug“, fiel Ben ihr gereizt ins Wort.
Sie seufzte. „Okay. Doch rechne nicht mit meinem Mitgefühl, falls dein verrückter Plan dir Ärger macht.“
„Der ist durchaus nicht verrückt, Angela. Einige der besten Fachleute dieses Landes rieten mir …“
Nun wurde Ben unterbrochen. „Ich weiß, ich weiß. Nur würde niemand außer dir auf diese irre Art versuchen, das Problem zu lösen. Jeder normale Mensch …“
„Ausgerechnet du musst so etwas sagen! Wenn du eine normale Frau wärst, hättest du nicht den Beruf einer Kriminalreporterin gewählt.“
„Ich mag es nun einmal, über Verbrechen zu berichten“, verkündete Angela empört.
„Und ich mag …“
Sarah ließ sich in einen Lehnsessel fallen. In ihrem Kopf drehte sich alles. Dass sie sich inzwischen vom Schlachtfeld zurückgezogen hatte, merkten die beiden Streithähne nicht, weil sie viel zu sehr miteinander beschäftigt waren. Sie beobachtete Bruder und Schwester und stellte erleichtert fest, dass es sich um keine boshafte, verletzende Auseinandersetzung handelte. Es war nur ein nicht ernstzunehmender Zank zwischen zwei Geschwistern, der keine gehässigen Gefühle hinterließ.
Lächelnd schaute Sarah Ben und Angela zu, die – bis auf die Augen – wenig Ähnlichkeit miteinander hatten. Angela war klein und zierlich und nicht direkt schön, sondern nur recht hübsch. Ihr Haar hätte genauso braun wie Bens sein können, wenn sie nicht regelmäßig helle Strähnchen einbleichen ließe, um attraktiver auszusehen. Sie hasste es, wenn einer meinte, sie erinnere ihn an jemanden, denn sie wollte
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