JULIA FESTIVAL Band 84: DAS WEIHNACHTSWUNDER / FLITTERWOCHEN AUF DEN BAHAMAS / KÜSSE, HEISS WIE DAMALS / (German Edition)
sogar schon erwogen, mit ihm zu schlafen! Von Schamgefühlen gequält, streifte sie ihre Sachen ab und stieg ins Bett. Im beruhigenden Dunkeln barg sie den Kopf im Kissen und weinte bitterlich.
Eine Scheinehe, wie von Ben vorgeschlagen, wollte Sarah nicht eingehen. Sie wollte ein wahrhaft gemeinsames Leben voller Liebe, wie Julian es versprochen hatte. Obwohl Sarah sich sagte, dass es richtig gewesen war, das Verhältnis zu ihm zu beenden, half es ihr nicht. Sie konnte dem Leid nicht entrinnen. Ein ganzes Jahr tiefer Empfindungen ließ sich nicht so einfach verdrängen.
Julian und sie hatten viele Gemeinsamkeiten gehabt. Zum Beispiel liebten sie es beide zu tanzen, Ski zu fahren und mit Freunden auswärts zu essen. Sarah war stolz darauf gewesen, dass er die gesellschaftlichen Umgangsformen mühelos meisterte. Und Julian war stolz auf Sarahs sicheres Gespür für Mode und Modetrends gewesen. Sie hatten ein schönes und beliebtes Paar abgegeben und als solches manche Vorteile genossen. Und das ist nun endgültig aus, dachte Sarah niedergeschlagen und wunderte sich über ihre übereilte Entscheidung.
Vielleicht hatte Julian doch recht, dass ihr Job nicht zählte. Vielleicht war sie zu versessen auf einen höheren Posten gewesen, auf den sie schon zehn Jahre zielstrebig hinarbeitete.
Nein, es gab zu viele Dinge, die sie an Julian so furchtbar störten, nicht nur seine überhebliche Art, was ihre Karriere und Arbeit betraf, rief Sarah sich ins Gedächtnis zurück. Es war vor allem dieser eine Charakterzug an ihm, der ihr schon lange zu schaffen gemacht hatte. Solange sie sich Julians Wünschen unterordnete, war alles bestens. Aber hätte sie ein ganzes Leben ihre Verbitterung und Enttäuschung über dieses Verhalten herunterschlucken können, lediglich um des lieben Friedens willen?
Nein, unmöglich, denn es wäre immer schlimmer mit Julian geworden und würde so weitergehen. Er hatte nie zugeben wollen, dass er sich irrte, und ihr dauerndes Sichfügen für selbstverständlich gehalten.
So stellte sie sich die Liebe nicht vor. In einer harmonischen Beziehung mussten beide Partner einander respektieren, mussten beide geben und nicht nur einer egoistisch stets seinen Willen durchsetzen.
Das Klopfen an der Tür riss Sarah aus ihren trüben Gedanken. Erschrocken hob sie den Kopf vom Kissen. Doch sie atmete erleichtert auf, als sie durch das Glas in der Tür die Silhouette ihrer Freundin erkannte, die gleich fragte: „Hast du etwas dagegen, dass ich für eine Minute hereinkomme?“
„Nein, natürlich nicht.“ Sarah legte sich wieder zurück.
Angela machte die Tür hinter sich zu und schaltete taktvoll das Licht nicht ein. Im Dunkeln tastete sie sich zum Bett. Sarah rückte ein wenig zur Seite, damit Angela sich setzen konnte.
„Sarah …“ Angela atmete tief durch und begann, hastig zu sprechen. „Ben meinte, dass ich mich falsch benommen habe und dir all diese Dinge nicht hätte sagen sollen, und es ginge mich nichts an, was du mit deinem Leben tust, und wenn du glaubst, dass es gut wäre, Ben zu heiraten, nun, dann ist das einzig und allein deine Angelegenheit, und es tut mir leid, dass ich mich eingemischt habe und dass …“
„Angela, hör auf, dich um mich zu sorgen“, unterbrach Sarah den Redeschwall. „Es ist nur ein dummer Traum gewesen – eine Überreaktion auf den Bruch mit Julian, glaube ich. Ben war eben in meiner Nähe und sehr nett zu mir. Anscheinend hatte ich die richtige Stimmung, ihm zuzuhören.“
„Im Moment ist mein Bruder ziemlich böse auf mich. Er sagt, ich hätte dich beleidigt. Außerdem beabsichtige er, sich wirklich um dich zu kümmern und dich gut zu behandeln.“
„Er hat sich schon heute Abend sehr um mich gekümmert“, gestand Sarah mit einem verlegenen Lächeln. Es war so angenehm und lieb gewesen, wie er sie in den Armen gehalten, mit ihr gesprochen und sie geküsst hatte. „Doch es wird, was mich betrifft, nichts aus seinen Plänen. Ich erwarte von einem Ehemann mehr als nur Geld. Es tut mir aufrichtig leid, dass ich bei Ben den Eindruck erweckte, ich könnte interessiert sein.“
Angela stieß einen tiefen Seufzer der Erleichterung aus. „Dem Himmel sei Dank, Sarah. Nicht etwa dass ich dich nicht gern zur Schwägerin hätte. Aber auch wenn ich meinen Bruder noch so liebe, bin ich fest davon überzeugt, dass er ein schrecklicher Ehemann für dich wäre. Weißt du, er ist leider ziemlich verrückt.“
„Verrückt?“, wiederholte Sarah und fragte sich, ob ihre
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