JULIA FESTIVAL Band 84
aber sie musste es irgendwie tun. Das einzig Vernünftige war, sich auf die Ziele zu konzentrieren, die sie sich gesetzt hatte und die erreichbar waren.
Als sie vor dem Tageshort ankam, wo sie als Erstes ihre Kündigung einreichen wollte, wurden ihre guten Vorsätze zunächst von ihrer alten Freundin Amanda Fairweather ins Wanken gebracht.
„Katie! Warte!“ Amanda hob gerade ihren vierjährigen Sohn Nicholas aus dem Kindersitz auf der Rückbank ihrer großen Limousine. „Wie ist das Gespräch mit Robert Freeman gelaufen?“
Sofort waren die Gedanken an Carver wieder da, an das Treffen mit ihm und all das, was sich daraus ergeben hatte. „Ich habe Freeman gar nicht gesprochen“, antwortete sie ehrlich.
„Wie bitte?“ Amanda sah sie verblüfft an. Sie stellte Nicholas auf die Füße, schloss die Wagentür und führte ihren Sohn zum Gartentor des Hortes. „Dann hast du die verrückte Idee mit dem Kindertaxi doch fallen gelassen?“, fragte sie erfreut.
„Nein, im Gegenteil, ich werde es durchziehen“, widersprach Katie. „Ich habe das nötige Startkapital bekommen.“
Amanda zog überrascht die Brauen hoch. „Hat dein Vater doch eingelenkt?“
Katie schüttelte den Kopf und öffnete das Tor, um Nicholas einzulassen. „Nein, ich war bei der Investmentgesellschaft, die Max mir empfohlen hat.“
„Aber du sagtest doch …“
„Robert Freeman hatte keine Zeit, aber einer der anderen Partner hat mich empfangen.“
„Und dir den Kredit gewährt?“
„Ja.“
„Und wer war es?“
Katie zuckte die Schultern. „Ist das so wichtig?“
„Max wird es wissen wollen“, beharrte Amanda.
In dem Bewusstsein, dass sie Max für seinen Gefallen ein Mindestmaß an Höflichkeit schuldete, riss Katie sich zusammen, sah ihre Freundin ruhig an und sagte in beiläufigem Ton: „Es war Carver Dane, Amanda.“
„Carver …?“ Amanda schnappte hörbar nach Luft. „Du meinst doch nicht den Carver Dane, mit dem du …?“
„Doch, genau der.“
„Wie ist das möglich? Hat er damals nicht Medizin studiert und halbtags als Gärtner gearbeitet, um sich das Studium zu finanzieren?“
Katie hob hilflos die Hände. „Ich habe keine Ahnung, wie er das geworden ist, was er jetzt ist.“
„Nun, das werde ich herausfinden. Max wird es wissen.“ Amanda betrachtete sie neugierig. „Wow! Ausgerechnet der Bursche, den dein Vater zusammengeschlagen hat, hat dir jetzt das Geld spendiert. Glaubst du, er könnte persönliche Gründe dafür gehabt haben?“
„Ganz bestimmt nicht!“
Ein vergnügter Ausdruck huschte über Amandas hübsches Gesicht. „So weit ich mich erinnere, war er ein toller Mann!“
„Der eine andere geheiratet hat“, ergänzte Katie kühl. Sie beabsichtigte nicht, ein Wort über ihre sexuelle Beziehung zu Carver als Ergebnis dieses Treffens zu verlieren, zumal noch überhaupt nicht klar war, ob sich irgendetwas anderes außer einer rein sexuellen Beziehung daraus entwickeln würde. „Ich muss jetzt wirklich in den Hort, Amanda“, sagte sie deshalb rasch und deutete auf den kleinen Sohn ihrer Freundin, der bereits fröhlich den Weg zum Eingang hinaufhüpfte.
„Gut. Wir sehen uns heute Nachmittag, wenn ich Nick wieder abhole.“ Sie zwinkerte Katie verschwörerisch zu, als diese den Hortgarten betrat und das Tor hinter sich schloss. „Inzwischen werde ich mit Max reden. Ich wette, an der Sache ist mehr dran, als es zunächst den Anschein hat, Katie Beaumont!“
Fröhlich winkend, stieg sie wieder in den Wagen ein und fuhr davon. Und Katie blieb mit dem unangenehmen Gefühl zurück, dass Amanda jeden Stein umdrehen würde, um an interessante Informationen über Carver Dane heranzukommen. Katie hatte keine Ahnung, ob sie dies gut oder schlecht finden sollte. Vielleicht würde es ja ihre Neugier befriedigen, zu erfahren, wie Carver dazu gekommen war, in die Finanzwelt einzusteigen, aber persönlich würde es sie gewiss nicht weiterbringen.
Natürlich würde Amanda herausfinden, dass er Witwer war, und allein darin eine Möglichkeit sehen, sie, Katie, mit ihm zu verkuppeln. Amanda würde nicht begreifen, dass es da ganz andere Hindernisse gab – wie zum Beispiel eine kranke Mutter, die sie, Katie, gehasst hatte und ganz bestimmt nicht in dem Haus willkommen heißen würde, das sie mit ihrem Sohn teilte. Und nicht zu vergessen eine dreijährige Tochter, der zuallererst Carvers Liebe gehörte, das Kind aus seiner Ehe mit einer anderen Frau.
Bei diesem letzten Gedanken krampfte sich Katies Herz
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